"Anavon"-Teilnehmende im Gespräch
Schweiz

Jugend und Kirche kommen ins Gespräch

Bern, 2.10.18 (kath.ch) Zu einem Inspirationstag mit dem Titel «Anavon» hat die Medienkommission der Schweizer Bischöfe am 29. September in die Pfarrei Dreifaltigkeit in Bern geladen. Angesprochen waren Jugendliche, die an Gott, Glauben und der Kirche interessiert sind, sowie Verantwortliche in Kirche und Seelsorge und weitere Interessierte. Die Tagung legte den Fokus auf die Kommunikation zwischen Kirche und Jugend.

Anna von Däniken*

Nach der Begrüssung durch den Kommissionspräsidenten Mariano Tschuor und einem Gebet von Medien- und Jugendbischof Alain de Raemy erzählten drei Podiumsteilnehmende, was sie unter «Kommunikation der Hoffnung» verstehen: die Journalistin Sarah-Maria Graber, der Bundesliga-Fussballtrainer Martin Schmidt und Abt Urban Federer – die sich durch ihre Lebensweisen und Hintergründe doch wesentlich unterscheiden. Eindrücklich berichteten sie über Erfahrungen mit Ängsten, Problemen und Herausforderungen im Fussballteam, im Kloster mit den Mitbrüdern oder als Mutter in einer «schwangerschafts-ängstlichen» Gesellschaft.

Vom Problem zur Hoffnung

Alle drei versuchten und versuchen, all diese Erfahrungen mithilfe von Kommunikation in Hoffnung umzuwandeln. So versteht man plötzlich, dass Glaube und Fussball tatsächlich einiges miteinander zu tun haben, dass in einer Geburt beispielsweise sehr viel Mystik liegt und dass «Hören» und in diesem Sinne «Zuhören» wohl der wichtigste Teil im Wort «Gehorsam» ist.

Hat einer dieser drei kommunikationsfreudigen Menschen ein Erfolgskonzept? Eher nicht. Aber das ist auch nicht wichtig, denn vielmehr beeindruckte, wie sich drei verschiedene Konzepte der Kommunikation widerspruchslos ergänzten.

Auf Fragerunde eingelassen

Kommunikation im Sinn von Austausch gab es an diesem Anlass in den Workshops am Nachmittag – mit Zeit und Raum für Gedanken und Gespräche. Die Kommunikation zwischen Jugend und Kirche ist ein ebenso komplexes wie schwieriges Thema. Nichtsdestotrotz haben sich Jugendbischof Alain de Raemy und Encarnación Berger-Lobato, Leiterin Kommunikation der Bischofskonferenz, in einem der Workshops auf eine Fragerunde eingelassen, an der viele junge Gesichter zu sehen waren.

Vorsynode-Teilnehmende dabei

Mit dabei waren auch die drei Schweizer Delegierten der Vorsynode 2018, zu der Papst Franziskus im Frühling Gläubige und Nicht-Gläubige junge Menschen aus der ganzen Welt eingeladen hat: Medea Sarbach, Sandro Bucher und Jonas Feldmann. Es ging dabei um die Vorbereitung der Jugendsynode, die am Mittwoch in Rom beginnt.

Krise von jungen Gläubigen

Einige Themen, die an dieser Vorsynode diskutiert wurden, kamen auch in dieser Runde zur Sprache; unter anderem die Stellung der Frau in der Kirche, die Identitätskrise vieler junger Gläubiger mit der Kirche, fehlende (vor allem für Frauen) zeitgenössische Vorbilder oder Orientierungspersonen, Toleranz und Werte in der Kirche. Dann wurden Fragen gestellt, vor allem an Alain de Raemy. Allzu viel Zeit für eine wirklich breite Diskussion blieb nicht, doch konnte jede und jeder davon etwas mit nach Hause nehmen.

Rucksack voller Erwartungen

Aus dem Treffen konnten die Jugendlichen etwa die Botschaft mit nach Hause nehmen, dass sich die Probleme westlicher Gläubiger teils sehr stark von denen, welche Menschen aus Afrika oder Asien benennen, unterscheiden würden; dass der Jugendbischof mit einem schweren Rucksack voller jugendlicher Erwartungen am Dienstag an die Synode der Jugend nach Rom gehe und doch schlussendlich darauf schauen müsse, was Jesus wolle; dass die Jugend sehr interessiert sei an der Kirche, sich einbringen und an einem Wandel auch mithelfen wolle.

Vom Imbisswagen zum Glaubensgespräch

Dies belegten auch die gezeigten Projekte unter dem Titel «Jugend und Innovation» von Jugendlichen aus allen Sprachregionen der Schweiz. Witzig und ideenreich, inspirierend und berührend: So ging es von einem Poetry Slam über zu den Gewinnern des Wettbewerbs «Underkath», hin zu einer Gruppe mutiger Walliser, die mit ihrem Imbisswagen hungrige Mägen anlocken und zum Gespräch über den Glauben einladen. Auch das «Christchindli», ein Projekt von Jan Kellenberger, war zugegen. Sie alle sind Kommunikation pur.

Die Verleihung des Katholischen Medienpreises der Schweizer Bischofkonferenz bildete einen weiteren Höhepunkt des Tages. Den Preis verlieh Alain de Raemy schliesslich mit einer feierlichen Ansprache dem Regisseur Beat Bieri für seine tiefst berührende Dokumentation «der Wildheuer», in die das Publikum Einblick erhielt. Eine besondere Auszeichnung erlangte zudem das Magazin «Melchior».

Zuhören, sich inspirieren lassen

Anavon ist rätoromanisch und heisst «vorwärts», wie die Organisatoren bekannt gaben. Die Tagung zu Kommunikation und Jugend bot zwar nicht allzu viel Raum für Kommunikation im Sinne von Reden und Diskutieren im breiten Publikum, war aber sehr inspiriert. Und das sollte es ja auch werden – ein Inspirationstag.

Jugend und Kirche haben offenbar in weiten Teilen verstanden, dass sie lernen müssen zu kommunizieren. Klar wurde an diesem Tag: Kommunikation ist in erster Linie Zuhören. Also hinhören und sich inspirieren lassen – ganz im Sinn des lateinischen Worts «Inspiratio», das «Beseelung», «Einhauchen» meint.

*Anna von Däniken (22) hat den Beitrag für das Pfarrblatt Bern verfasst. Sie studiert Humanmedizin an der Universität Freiburg und bezeichnet die Jugendorganisation Jungwacht Blauring als ihre Lebensschule.

«Anavon»-Teilnehmende im Gespräch | © zVg
2. Oktober 2018 | 16:38
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!