Kardinal Koch am Weltjugendtag in Freiburg
Schweiz

Jugend und Bischöfe im Einklang am Freiburger Weltjugendtag

Freiburg, 30.4.18 (kath.ch) Am Wochenende ist der nationale Weltjugendtag in Freiburg über die Bühne gegangen. Wie bereits am Samstag begleitete cath.ch einen Jugendlichen durch den Sonntag. Es handelte sich um Benjamin Moix aus dem Wallis.

Bernard Hallet

«Die Messe war wirklich cool! Und es ist gut, dass sie an uns dachten und wir die Opfergaben zum Altar bringen konnten. Wir konnten teilnehmen, ohne dass wir durch den Altar getrennt wurden, wir auf der einen Seite und die Priester auf der anderen!» Benjamin Moix zeigte sich nach der Messe glücklich und auch beeindruckt von der Präsenz so vieler Bischöfe und von Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Benjamin hat den Sonntagmorgen richtig genossen.

Das tut auch Kardinal Kurt Koch. Auf dem Weg zur Sakristei sagte er, er sei beeindruckt und berührt vom Glaubenszeugnis der Jugendlichen, sowohl am Vortag beim Gebet als auch am Sonntagmorgen während der Messe. «Ich bin bewegt, es ist eine Bereicherung für mich. Und welche Freude, diese Kathedrale voll mit all diesen jungen Leuten zu sehen!»

Ein Geschenk des Himmels

Der Schweizer Jugendbischof Alain de Raemy wird von den Jugendlichen in Beschlag genommen, deren Durchschnittsalter 25 Jahre nicht überschreiten dürfte. Überall Grüsse und Erinnerungsfotos – der Bischof weiss nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Vor der Kathedrale erscheint von ihm in der dichten Menge nur noch die Mitra.

«Sie sind anspruchsvoll, aber auch sehr dankbar.»

«Diese jungen Leute strahlen vor Freude! Es ist ein Geschenk des Himmels. Sie sind anspruchsvoll, aber auch sehr dankbar, wenn wir uns für sie einsetzen», erklärt der Weihbischof von Lausanne, Genf und Freiburg.

Die Jugendsynode

Die Forderungen, welche mehrere hundert Jugendliche Ende März  an der Vorsynode in Rom zur eigentlichen Jugendsynode im Herbst aufgestellt haben, sind noch frisch. Die Jugendlichen haben nicht bis zum Bischofstreffen im Oktober gewartet, um das, was ihre Altersgenossen aus aller Welt geäussert haben, in die Tat umzusetzen.

Der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, Weihbischof Marian Eleganti und der Abt von Saint-Maurice, Jean Scarcella, die den Gottesdienst mitfeierten, sind gut gelaunt. Die jungen Schweizer sind in Gemeinschaft mit ihren Bischöfen. Sie werden sie den ganzen Tag über bei verschiedenen Gelegenheiten wieder treffen.

Mit «junge Leute, die beten» in Tuchfühlung

Aus Anlass des Weltjugendtags bilden die Jugendlichen eine Gemeinschaft. Das Frühstück nehmen sie im Saal der Grenette ein. Auch Benjamin hat sich mit seinen Freunden der Walliser Gruppe «Junge Leute, die beten» (»Des jeunes qui prient») in den grossen Kornhaussaal begeben. Ihren  «Food-Truck»  haben sie auf dem Kornhausplatz abgestellt.

«Wir sind nicht allein!»

Das Angebot stösst auf grosses Echo. Am Sonntag ist der Wagen leer gegessen. Die ganze Raclette-Reserve wurde bereits am Samstag verzehrt. Der Walliser Bischof Jean-Marie Lovey steigt dennoch in den Wagen. Statt Raclette gibt es eine gute und entspannte Diskussion.

Über Jesus Christus reden

Benjamin stammt aus Vétroz (VS) und studiert Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg. Dank dem Weltjugendtag ist er «tief im Glauben». Er räumt ein, dass dies nicht immer der Fall war. «Der Pfarrer von Savièse, Jean-François Luisier, kam auf mich zu, als ich nicht mehr praktizierte», erinnert sich der junge Mann. Anfangs war es nicht einfach. Mit der Zeit fühlte er sich jedoch immer wohler, wenn er über Jesus Christus sprach. Er freut sich nun, wenn er junge Menschen an solchen Grossveranstaltungen trifft. «Wir sind nicht allein!»

Die Sonne steht immer noch am Himmel, wo langsam Wolken aufziehen. Die Atmosphäre ist sommerlich auf dem Platz vor der Grenette. Die Deutschschweizer Jugendgruppe «Glorious Mess», die während des Mittagessens auftritt, spielt Rock-Songs vor einem spärlichen Publikum.

Der Tag geht weiter mit einem Austausch im Zelt des Weltjugendtag-Dorfes. Die Jugendlichen reden nach Sprachgruppen aufgeteilt über Vertrauen, Gebet, Angst und die Art und Weise, wie sie ihren Glauben erleben.

«Die Liebe bleibt»

Die Gruppen lösen sich auf. Neue bilden sich im Quartier um die Kathedrale. Benjamin schliesst sich einer Gruppe von rund hundert Jugendlichen an, die sich zur Kirche der Ursulinen begibt, wo sie von Lovey erwartet werden. Das Gespräch dreht sich um den Platz der Frauen in der Kirche, Abtreibung und das Charisma. Zu diesem Thema erklärt der Bischof von Sitten seinen Zuhörern, dass es sich um ein Geschenk Gottes handelt und als solches kostenlos ist. «Du bekommst es nicht für dich selbst, sondern um anderen zu helfen, zu wachsen.»

«Es gibt Früchte, die Wurzeln sind nicht tot.»

Eine junge Frau stösst das Thema «Selbstmord» an. Sie erzählt von einer Freundin, die sich «trotz aller Zuneigung und Liebe, mit der sie umgeben war», das Leben nahm. «Was soll ich sagen über eine Tat, die so schwer und gewalttätig ist?» Bischof Lovey erklärt, dass der Tod, wie gewalttätig er auch sein mag, nicht das letzte Wort hat. «Alles, was gegeben wurde, kann nicht verloren gehen. Jenseits der Tat bleibt der Mensch, bleibt die Liebe. Unser Leben hier auf Erden ist nicht das ganze Leben und unsere christliche Hoffnung öffnet die Türen zu etwas anderem», erklärt der Bischof.

Gebet für eine Frau

Dann schlägt er vor, für diese Person zu beten. «Möge der Herr ihr seine Arme und sein Herz öffnen», bittet er, bevor er zum Vaterunser ansetzt, gefolgt von der Gemeinde, die sofort aufsteht, um mitzubeten.

Für den Lobpreis und ein Betrachtungswort kehren Hunderte von Jugendlichen in die Kathedrale zurück. Die Abschlussfeier beginnt gegen vier Uhr nachmittags. Zum Abschluss gibt es viele Dankesworte und Applaus. Weihbischof Alain de Raemy erteilt den Schlusssegen und entlässt die Jugendlichen nach Hause. Zu einem letzten Händeschütteln platziert er sich vor der Kathedrale. «Es gibt Früchte, die Wurzeln sind nicht tot», bemerkt er lächelnd. (cath.ch/Übersetzung: gs)

Kardinal Koch am Weltjugendtag in Freiburg | © Bernard Hallet
30. April 2018 | 14:09
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