Katarina Dondras vor den Musegg-Türmen Luzern
Schweiz

«Ich bin einfach in die Kroaten-Mission hineingewachsen»

Luzern, 9.7.18 (kath.ch) Katarina Dondras sang schon mit fünf Jahren im Kinderchor der Kroaten-Mission Luzern. Bis heute fühlt sich die 26-Jährige hier zugehörig. Über kroatische Online-Portale hat sie viel über den katholischen Glauben gelernt. Dies ist ein Beitrag zur Sommerserie 2018 über die fremdsprachigen Missionen der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz.

Sylvia Stam

Sie ist 26 Jahre alt, und sie betet täglich, und zwar auf Kroatisch. «Der Morgen ist für mich die Zeit des Gebets, nach dem Aufstehen oder unterwegs», sagt Katarina Dondras, Mitglied der Kroaten-Mission in Luzern. Das Gebet helfe ihr, den Tag mit Ruhe anzugehen. Unterwegs, das heisst auf dem täglichen Pendelweg nach Horgen am Zürichsee, wo sie als Marketing-Communication-Spezialistin in einer Industriefirma tätig ist, hört die musikalische junge Frau kroatische Worship-Musik.

Der Glaube schenkt Freiheiten

«Für viele Leute in meinem Alter ist der Glaube weit weg, er gilt als veraltet», sagt sie, und streicht ihr langes Haar hinter die Schultern. «Sie finden, dass die Kirche vieles verbietet.» Dennoch seien auch heutige junge Menschen offen für Glaubensthemen. «Glaube und Religion wurde ihnen oft nicht nahegebracht», benennt sie eine der möglichen Ursachen.

«Mit diesem Segen erhält die Ehe eine grosse Gnade.»

Sie selbst erlebt Religion und Kirche nicht als einengend: «Wenn man den Glauben kennt, erfährt man, dass man viele Freiheiten geschenkt bekommt.» Als Beispiel nennt sie die Ehe. Das Bündnis, das ein Mann und eine Frau eingingen, stehe unter dem Segen Gottes. «Mit diesem Segen erhält die Ehe eine grosse Gnade. Die Gnade, die mit dem Ehebündnis einhergeht, ist wie ein endloser Schatz, aus dem das Ehepaar immer schöpfen kann. Denn dies ist ein Bündnis, das für die Ewigkeit gedacht ist», erläutert sie. Für viele Menschen bedeute Freiheit hingegen, das zu tun, was man gerade wolle.

Mit dieser Ansicht stösst Katarina Dondras nicht immer auf Verständnis. Aber es gelinge ihr nicht selten, ihrem Gegenüber ihre religiösen Werte im Gespräch plausibel zu machen.

Vielseitig engagiert in der Mission

Die gross gewachsene, zierliche Frau ist als Kind von kroatischen Eltern, die aus Bosnien-Herzegowina stammen, in Luzern geboren und aufgewachsen. Mit ihren Eltern, der älteren Schwester und dem jüngeren Bruder ging sie von Kind auf regelmässig in die Kirche.  Für ihre Eltern sei der Bezug zur Heimat noch wichtig gewesen, in der Kroaten-Mission hätten sie Menschen getroffen, die ihre Sprache sprächen, ihre Traditionen teilten.

«Ich bin einfach in die Kroaten-Mission hineingewachsen», sagt sie mit einer Selbstverständlichkeit, die nicht weiter nachfragen lässt. Mit fünf Jahren sang sie dort bereits im Kinderchor, später im Jugendchor, den sie eine Zeitlang sogar leitete, schliesslich im Kirchenchor der Erwachsenen. Bis heute amtet sie als Lektorin und organisiert auch die Dienste der rund 30 Lektoren der Kroaten-Mission.

Auslegung päpstlicher Schriften auf Youtube

«Als Kind fühlte ich mich wohl in der Mission, ich ging gerne in die Kirche», erzählt sie. Mit der Zeit habe sie angefangen, sich über ihren Glauben zu informieren. Auch hierbei war ihr ihre Muttersprache eine Hilfe: Sie erzählt von einem kroatischen Pater aus Kanada, der via Youtube die Schriften Johannes Paul II. auslegt. Auch andere Portale in kroatischer Sprache halfen ihr, den katholischen Glauben besser zu verstehen.

Die Bedeutung des Glaubens hat ihre Mutter ihr nahe gelegt: Als sie allmählich erwachsen wurde und anfing, eigene Wege zu gehen, habe ihre Mutter ihr gesagt: «Das Wichtigste im Leben ist, dass du den Glauben nicht verlierst.» Und die Tochter hat ihn nicht verloren. Denn im Glauben habe sie Antworten auf existenzielle Fragen gefunden wie: «Wer bin ich? Woher komme ich?»

«Das Wichtigste im Leben ist, dass du den Glauben nicht verlierst.»

Das tägliche Gebet und der wöchentliche Sonntagsgottesdienst sind für die junge Frau bis heute ein wesentlicher Teil ihres Alltags: Der Sonntagsgottesdienst, der in der Regel in der Kirche St. Karl in Luzern stattfindet, sei gut besucht, und die junge Kroatin ist auch auf dem Pfarreisekretariat kein unbekanntes Gesicht. Pater Branko und Schwester Ana Marija seien sehr engagiert, es gebe zudem einen Missionsrat, der in der Organisation der Pfarrei mithelfe, und viele Freiwillige.

Zwei Mal Erstkommunion und Firmung

Der kroatisch-schweizerischen Doppelbürgerin fällt es schwer zu sagen, in welchem Land sie sich mehr zu Hause fühlt. Kirchlich betrachtet wählt sie jedoch klar die Kroaten-Mission. Sie hat die Erstkommunion und die Firmvorbereitung doppelt erlebt, firmen liess sie sich zusammen mit rund 60 weiteren jungen Erwachsenen in der Missionsgemeinde.

Die Mission und die Pfarrei waren für sie lange ein Nebeneinander. «Wenn man traditionell verankert ist, ist es nicht leicht, zu einem Miteinander zu finden.» Katarina Dondras besucht aber heute auch schon mal einen Gottesdienst in der Hofkirche, wenn ihr dies zeitlich besser passt.  Trotz anderer Sprache und anderem Liedgut ist eine Messe für sie «wie ein Heimkommen», denn der Ablauf sei in jeder Sprache gleich. «Die Unterschiede sind nicht so gross, man ist schnell drin.»

Gemeinschaftsgefühl

Dennoch wird im Gespräch spürbar, dass ihre kirchliche Heimat die Kroaten-Mission ist. Hier schätzt sie das Gemeinschaftsgefühl. Die junge Frau, die sich auch von Grossanlässen wie dem Weltjugendtag nicht so angezogen fühlt, schätzt den kleineren Rahmen, und sie mag auch kleinere spirituelle Angebote wie Seminare, «wo man sich auch einmal zurückziehen und mit sich selber beschäftigen kann.»

«Eine Messe ist für mich wie ein Heimkommen.»

Besonders wichtig aber ist ihr die Eucharistiefeier: «Für mich ist es wichtig, dass es eine Messe ist», auch wenn es ihr schwer fällt zu erklären, warum. «Ein Wortgottesdienst ist zwar auch eine gute Möglichkeit, aber da fehlt ein Teil», sagt sie schliesslich und lächelt.

Katarina Dondras vor den Musegg-Türmen Luzern | © Sylvia Stam
9. Juli 2018 | 11:02
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Die Katholische Kroaten-Mission Luzern

Zur Kroaten-Mission Luzern gehören rund 1200 Familien, das sind zwischen 4000 und 5000 Gläubige aus den Kantonen Luzern sowie Ob- und Nidwalden. Geleitet wird sie von Branko Rados, Priester, der von der Ordensfrau Ana-Marija unterstützt wird. Letztere amtet als Katechetin, Sakristanin, Organistin und Chorleiterin. Zur Kroaten-Mission gehört ausserdem ein 30-köpfiger Missionsrat, der aus Freiwilligen besteht.

Die Kroaten-Mission feiert jeden Sonntag eine Messe in der Kirche St. Karl in Luzern. Dazu kommen laut Rados jeweils etwa 500 Gläubige. Hinzu kommen weitere Sonntagsmessen in Hitzkirch, Schenkon, Sarnen und Engelberg. Diese finden ein bis zweimal im Monat statt.

Die Kroaten-Mission bereitet die Gläubigen auf die Sakramente vor. Viele Kinder erlebten die Vorbereitung zur Erstkommunion und zur Firmung allerdings ebenfalls in den Heimatpfarreien. Nebst Einkehrtagen und Wallfahrten im In- und Ausland organisiert die Mission auch Anlässe zu Nikolaus, zum Muttertag oder zur Fasnacht. Den Kindern wird ausserdem ein freiwilliger, ergänzender Religionsunterricht in kroatischer Sprache angeboten. Dieser findet jeweils samstags von 8 bis 12 Uhr statt. Zweimal jährlich feiern die Kroaten eine gemeinsame Messe mit der Pfarrei St. Karl.

Die Kroaten-Mission Luzern ist eine von 12 Kroaten-Missionen der Schweiz. Diese werden laut Rados von 14 Missionaren betreut. (sys)