Homo-Ehe: Ein neues Gesetz hätte Auswirkungen auf die reformierte Kirche

Bern/Zürich, 24.2.15 (kath.ch) Ein erster Schritt in Richtung «Ehe für alle» ist mit dem «Ja» der Rechtskommission des Nationalrats getan. Käme ein entsprechendes Gesetz zustande, könnte dies durchaus die Heirats-Praxis in der reformierten Kirche ändern, wie kath.ch erfahren hat.

Regula Pfeifer

In der reformierten Kirche kann nur heiraten, wer bereits zivilrechtlich getraut ist. Das bedeute aber nicht, dass die reformierte Kirche nachziehen müsste, falls die Ehe gesetzlich auch auf Homosexuelle ausgeweitet würde, sagt Anne Durrer, Kommunikationsbeauftragte der Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK. «Eine zivilrechtliche Änderung zwingt die Kirchen nicht, sich anzupassen», so Durrer. «Sie bleiben frei in ihrer Entscheidung, das ist gesetzlich so verankert.»

Die Kirche Bern-Jura-Solothurn würde aktiv

«Ein Beschluss im Bundeshaus wirkt sich nicht automatisch auf die Heiratspraxis in der reformierten Kirche aus», sagt auch Martin Schaer, Leiter Kommunikationsdienst der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Doch seine Kirche würde reagieren, ist er überzeugt. «Sobald sich im Bundeshaus ein neues Ehemodell abzeichnet, werden wir das prüfen und der Synode einen Antrag stellen», so Schaer. Vorgängig müsste das Thema allerdings theologisch aufgearbeitet werden.

Kirche Zürich würde Heiratspraxis anpassen

Für Michel Müller, Kirchenratspräsident der Reformierten Kirche im Kanton Zürich, ist eine automatische Anpassung der kirchlichen Heiratspraxis an gesetzliche Änderungen denkbar, aber nur, «wenn Ehe einfach Ehe ist», so Müller. Er doppelt nach: «Ich gehe davon aus, dass zivilrechtlich getraute Paare weiterhin ein Anrecht auf kirchliche Trauung haben, unabhängig von der Art ihrer sexuellen Orientierung. Ehe ist Ehe.» Zu Diskussionen käme es laut Müller, wenn zwei verschiedene Formen der Ehe weiter bestünden.

Die reformierte Kirche der Schweiz hat zur Segnung oder Trauung von Homosexuellen bisher nicht einheitlich Position bezogen. Laut Martin Schaer ist «die Kirchenordnung bewusst offen formuliert, um gesellschaftliche Entwicklungen begleiten zu können.» Eine Trauung oder Segnung ist in der reformierten Kirche – im Unterschied zur katholischen – kein Sakrament. «Die Seelsorger haben viele Möglichkeiten, eine solche Feier so zu gestalten, dass es passt», sagt Schaer, und Durrer ergänzt: «Jede reformierte Landeskirche, jeder Pfarrer und jede Pfarrerin hat da eine eigene Praxis.»

Arnd Bünker, Leiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI) in St. Gallen, zur Ehe für Homosexuelle.

24. Februar 2015 | 17:42
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