Irme Stetter-Karp.
International

Höchste deutsche Katholikin wütend: «Wir erleben eine Kirche, in der Männer ihre Macht zementieren»

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat seine zweitägige Vollversammlung in München begonnen. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp äusserte sich in ihrem Bericht «wütend» über die jüngsten Reaktionen einiger Bischöfe und Kurienkardinäle auf die Beschlüsse des deutschen Reformdialogs Synodaler Weg. «Wir erleben eine Kirche, in der Männer ihre Macht zementieren», sagte sie.

«Als absolutistisches Machtsystem muss diese Kirche ein Ende finden», fügte sie hinzu. «Es braucht eine tiefgreifende Transformation im besten synodalen Sinne.» Der «Wind des Wandels» müsse «bis in die letzten Winkel dieses verkrusteten Systems hineinwehen».

Synodalen Weg müssen alle umsetzen

Die ZdK-Präsidentin betonte, sie bestehe darauf, dass die Beschlüsse des Synodalen Wegs in allen deutschen Diözesen umgesetzt würden. Sie setze darauf, dass der zur Fortsetzung gemeinsamer Beratungen und Entscheidungen zwischen Bischöfen und Laien initiierte Synodale Ausschuss im November wie geplant seine Arbeit aufnehmen werde.  

Unheimliche Schattengestalt mit Kruzifix in einer Kirche.
Unheimliche Schattengestalt mit Kruzifix in einer Kirche.

Kritisch äusserte sich Stetter-Karp zum Stand der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in den deutschen Bistümern. «Es wirkt wie Hohn, dass einige Bischöfe bis heute keine Notwendigkeit einer Hellfeldstudie in ihrem Verantwortungsbereich sehen.» Auch fehle bisher der Rückhalt für eine bundesweite Dunkelfeldstudie, wie sie der Leiter der MHG-Studie, Harald Dressing, mehrfach gefordert habe. Das lasse an einem flächendeckenden Aufklärungswillen zweifeln.

Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, spricht während der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am 5. Mai 2023 in München.
Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, spricht während der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am 5. Mai 2023 in München.

Söder: Missbrauch lösen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat die katholische Kirche aufgerufen, das Problem sexuellen Missbrauchs «glaubwürdig und abschliessend zu lösen». Das sei nötig, «damit wieder Frieden herrscht, auch in unseren Gemeinden», sagte Söder am Freitag zum Auftakt der Vollversammlung. Aus Sicht der Betroffenen und der Öffentlichkeit habe es viel zu lange gedauert, bis die Kirche auf die ersten Meldungen reagiert habe. (kna)


Irme Stetter-Karp. | © Julia Steinbrecht/KNA
5. Mai 2023 | 11:42
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