Herbert-Haag-Preis 2014 für Klaus Mertes und Erzbischof Albert Rouet

Luzern, 23.10.13 (Kipa) Der deutsche Jesuitenpater Klaus Mertes und der französische Erzbischof Albert Rouet erhalten den Herbert-Haag-Preis 2014. Mit der Auszeichnung dieser beiden Persönlichkeiten stehen zwei «brennende Fragen der Seelsorge» im Zentrum, teilte die Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche am Mittwoch mit. Die Preisverleihung findet am 16. März in Luzern statt. Der Preis ist mit 10.000 Euro (rund 12.000 Franken) dotiert.

Wie sieht eine Pastoral der Zukunft aus, die nicht nach der Anzahl der Priester ausgerichtet ist, sondern die Geistbegabung aller Getauften ernst nimmt, deren Charisma weckt und Raum zur Entfaltung gibt? Und wie kann die Kirche von innen mit ihrem eigenen Verständnis von Katholisch-Sein aus ihrer Krise des Machtmissbrauchs, der Kommunikationsunfähigkeit und des Vertrauensverlustes herausgeführt werden? Dies seien «zwei brennende Fragen der Seelsorge», die im Zentrum der Preisverleihung im kommenden Jahr stehen, heisst es in der Mitteilung. «Freimachende Antworten» auf diese Fragen gäben der deutsche Jesuitenpater Klaus Mertes und der französische Erzbischof Albert Rouet, die den mit je 10.000 Euro (rund 12.000 Franken) Preis erhalten.

«Zukunftsarbeit» für die Kirche

Mertes, geboren 1954, war von 2001 bis 2011 Rektor des katholischen Gymnasiums Canisius-Kolleg in Berlin. Er machte im Januar 2010 Fälle von Missbrauch und Misshandlung in den 1970er und 1980er Jahren am Canisius-Kolleg öffentlich bekannt. Dies führte zur Aufdeckung weiterer Taten auch an Schulen nichtkirchlicher Träger und löste eine deutschlandweite Missbrauchsdebatte aus. Derzeit ist Mertes Direktor des Kollegs St. Blasien im Schwarzwald. Im Missbrauchsskandal sehe der Jesuit den «Auftrag», zu zeigen, wie Vertrauen und Glaubwürdigkeit neu werden können, schreibt die Stiftung. Seine Aufgabe sehe er nicht in der «rückwärtsgerichteten Anklage», sondern in einer «Zukunftsarbeit für seine Kirche, die schlimme Erfahrungen radikal ernst nimmt».

Förderer kleiner christlicher Gemeinschaften

Rouet, geboren 1936, war von 1994 bis 2011 Erzbischof von Poitiers. Der nunmehr emeritierte Erzbischof habe es bewusst vermieden, die Seelsorgestrukturen so anzupassen, dass die verbliebenen Priester ausreichten, heisst es in der Mitteilung weiter. Den Begriff «Pfarrei» habe er praktisch abgeschafft, um nicht in alte Muster zurückzufallen. Von Grosspfarreien hält er nach Angaben der Stiftung nichts. Stattdessen habe Rouet übersichtliche christliche Gemeinschaften gedeihen lassen, die in der unmittelbaren Nachbarschaft verankert sind und dort ihr Wirken entfalten.

Die Preisverleihung der Herbert-Haag-Stiftung findet am Sonntag, 16. März, in Luzern statt.

Der Preis für Freiheit in der Kirche wurde gestiftet von Herbert Haag (1915-2001), Professor für Altes Testament an der Universität Tübingen. Mit dem Preis werden Personen und Institutionen ausgezeichnet, die sich für Freiheit in der Kirche einsetzen.

2013 wurden US-amerikanische Ordensfrauen mit dem Preis ausgezeichnet, 2012 die österreichische «Pfarrer-Initiative», 2011 die Verborgene Kirche Tschechiens und der Slowakei sowie der Luzerner Bibelwissenschafter Walter Kirchschläger. (kipa/com/arch/bal/ami)

23. Oktober 2013 | 18:16
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