Prominenter Gast der Paulus-Akademie: Joseph Bonnemain – damals noch Offizial und noch nicht Bischof von Chur.
Schweiz

Gottes Werk und Kochs Beitrag: Wer den Brückenbauer Bonnemain möglich machte

Ohne Gottes Bodenpersonal kann der Heilige Geist nicht wirken. Viele Kräfte wirkten mit, um einen Brückenbauer in Chur zu installieren. Allen voran Kurienkardinal Kurt Koch und der emeritierte Weihbischof von Chur, Peter Henrici SJ.

Raphael Rauch

Nun ist viel vom Heiligen Geist die Rede, von der Unterscheidung der Geister und von Einmütigkeit. Die Ernennung von Joseph Maria Bonnemain zum neuen Bischof von Chur ist aber auch das Ergebnis langer, harter Arbeit. Involviert war die Basis ebenso wie hochrangige Kardinäle.

Kurt Koch sitzt in der Bischofskongregation

Zum Beispiel Kurienkardinal Kurt Koch. Der frühere Bischof von Basel kennt die Verhältnisse in Chur bestens. Als Mitglied der Bischofskongregation hat er sich persönlich für eine konstruktive Lösung eingesetzt. «Ich kann Ihnen versichern, dass den Verantwortlichen hier in Rom bis hin zu Papst Franziskus die sehr schwierige Situation im Bistum Chur bekannt ist und dass es Papst Franziskus ein wichtiges Anliegen ist, eine Lösung zu finden, die Frieden in das Bistum bringen soll», steht in einer E-Mail des Kardinals, die kath.ch vorliegt.

Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen.
Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen.

Kochs Nachfolger als Bischof von Basel, Felix Gmür, hat sich nicht weniger für einen Brückenbauer in Chur eingesetzt. «Es ist erschreckend und traurig zu sehen, wie tief die Gräben im Churer Domkapitel sind und wie wenig das institutionelle Wahlverfahren geachtet wird. Umso mehr braucht es als neuen Bischof einen Brückenbauer», sagte der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz nach der geplatzten Bischofswahl im November.

Gmür: Chur schadet dem Image der Schweizer Katholiken

Und im Dezember sagte Gmür der NZZ, er bedauere das Scheitern der Bischofswahl: «Klar ist, dass der Eklat das Image der Schweizer Katholiken innerhalb der Weltkirche nicht gerade verbessert.»

Felix Gmür soll sich beim Papst für ein Schweizer Partikularrecht einsetzen (Aufnahme von 2020).
Felix Gmür soll sich beim Papst für ein Schweizer Partikularrecht einsetzen (Aufnahme von 2020).

Im August 2020 hatte Bischof Felix Gmür eine Audienz bei Papst Franziskus. Auch hier dürfte das Bistum Chur Thema gewesen sein: «Wenn ich gefragt werde, sage ich, was ich denke. Das ist Teil des Auswahlverfahrens», sagte Gmür.

Weihbischof Peter Henrici
Weihbischof Peter Henrici

Eingesetzt hat sich auch der emeritierte Weihbischof des Bistums Chur, der Jesuiten Peter Henrici. Er hat sich als zuverlässiger Prophet erwiesen: Von Anfang sagte Henrici, erst müsse Nuntius Thomas Gullickson den Posten räumen, dann werde der Weg frei für einen neuen Bischof. Seit 46 Tagen ist Gullickson nicht mehr im Amt – und siehe da: Habemus Episcopum!

Henrici hat einen guten Draht zu Ouellet

Henricis Prophezeiung wurde Wirklichkeit. Henrici ist der Doktorvater des konservativen Kardinals Marc Ouellet, dem Präfekten der Bischofskongregation. Henrici und Ouellet ticken kirchenpolitisch unterschiedlich, haben jedoch beide ein Faible für Hans Urs von Balthasar. Zwischen Doktorvätern und ihren Schülern besteht eine besondere Loyalität. Gut möglich, dass Ouellet auf Henricis Einfluss hin Bonnemain durchgeboxt hat.

Franziska Driessen-Reding
Franziska Driessen-Reding

Im Hintergrund aktiv waren auch zwei Frauen: Franziska Driessen-Reding, Synodalratspräsidentin der Zürcher Kantonalkirche. Anders als der ehemalige Zürcher Generalvikar Josef Annen vertrat sie von Anfang an die Meinung: die Füsse still zu halten und abzuwarten sei viel zu riskant. Sie mobilisierte, wo sie nur konnte, für einen Brückenbauer als Bischof.

Jacqueline Fehr sprach mit Ignazio Cassis

Dabei konnte sie auf die Zürcher Religionsministerin Jacqueline Fehr zählen. Zwar bremste eine SVP-Intrige eine Intervention der Bistumskantone beim Bundesrat aus. Trotzdem teilte die entschlossene SP-Politikerin Aussenminister Ignazio Cassis die Zürcher Interessen mit.

Die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr.
Die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr.

Der neue Bischof müsse sich zum dualen System bekennen und einen konstruktiven Beitrag zur Ökumene und zum Religionsfrieden leisten, sagte Fehr. Joseph Maria Bonnemain gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass er Jacqueline Fehrs Wunschliste nicht erfüllt.


Prominenter Gast der Paulus-Akademie: Joseph Bonnemain – damals noch Offizial und noch nicht Bischof von Chur. | © Manuela Matt
15. Februar 2021 | 16:53
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