Schweizer Jugendliche an Weltjugendtag
Vatikan

Franziskus macht Jugendliche zum Thema einer Bischofssynode

Rom, 7.10.16 (kath.ch) Die Jugend gehört in den Blick: Das ist eine ständige Forderung von Papst Franziskus, etwa wenn es um Chancen auf dem Arbeitsmarkt geht. Die wirkliche wichtige Frage der Zeit sei, «welche Lebensperspektiven wir den kommenden Generationen bieten», sagte er vergangenen Sonntag in Aserbaidschan. Keine Überraschung, dass Franziskus jetzt auch seine eigene Kirche stärker mit dem Thema befassen will, und zwar in einer weltweiten Bischofsversammlung.

Burkhard Jürgens

«Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung» – so lautet in der etwas sperrigen amtlichen Übersetzung der Titel des Treffens, das im Oktober 2018 im Vatikan stattfinden soll. Die Formulierung lässt erwarten, dass weniger soziale oder wirtschaftliche Chancen der jungen Generation im Mittelpunkt stehen als religionspädagogische und seelsorgerische Fragen.

Zunächst sind jedenfalls Themen vom Tisch, die im Vorfeld als möglicher Gegenstand der nächsten Bischofssynode genannt wurden und mehr kirchenpolitischen Sprengstoff versprachen: das Priesteramt, etwa mit Blick auf die priesterliche Lebensform im Allgemeinen und den Zölibat im Besonderen, und die sogenannte Synodalität, also die Frage, in welcher Form Bischöfe in die Leitung der Weltkirche mit und unter dem Papst eingebunden sind.

Begleitung von Heranwachsenden

Die nun geplante Jugendsynode soll nach Angaben des Vatikan Fäden aus den beiden Bischofstreffen zu Familienfragen 2014 und 2105 sowie aus dem davon inspirierten Papstschreiben «Amoris laetitia» weiterspinnen: Es geht um die Begleitung von Heranwachsenden, damit diese ihr je persönliches Lebensziel finden, sich «der Begegnung mit Gott und den Menschen öffnen und aktiv am Aufbau der Kirche und der Gesellschaft mitwirken».

Ein Schlüsselwort ist bei Franziskus die «Unterscheidung». In «Amoris laetitia» verwendet er den Begriff knapp 50 Mal, hauptsächlich im Kapitel über Menschen in gescheiterten Ehen. Auch bei anderen Gelegenheiten – an Seelsorger gewandt, beim Thema Priesterausbildung oder an Pfingsten – erinnerte er an die Gabe der Unterscheidung: als Orientierung im Nebel, wenn die Leitplanken des Althergebrachten und kirchlicher Gesetze nicht mehr weiterhelfen. Nicht zuletzt ist die «Unterscheidung der Geister» auch ein Merkmal der jesuitischen Ausbildung, des Ordens also, dem Franziskus angehört.

Jugendliche stärken gegenüber falschen Glücksversprechen

Gerade im Blick auf Erziehung öffnet sich hinter diesem Stichwort ein weites Feld: In der Perspektive von «Amoris laetitia» gehört dazu, Jugendliche zum Umgang mit den vielfältigen Sinn- und Konsumangeboten zu befähigen, sie zu stärken gegenüber falschen Glücksversprechen. Die kommende Synode dürfte sich aber auch mit der Glaubensweitergabe innerhalb der Familie befassen. Die Familie ist nach den Worten des Bischofstreffens von 2015 nicht nur Objekt, sondern «Subjekt pastoralen Handelns», das heisst der Ort, an dem christlicher Glaube gelebt und eingeübt werden soll – wobei sich die Bischöfe keine Illusionen machen, dass dies zunehmend schwierig wird.

Weiterer Gegenstand wird dem Synodentitel nach die Berufung: die Frage, wie sich junge Katholiken zu einer aus dem Glauben vollzogenen Entscheidung für Familie oder den geistlichen Stand führen lassen. Dieses Thema war Benedikt XVI. (2005-2013) ein besonderes Anliegen. Was den Priesternachwuchs angeht, betonte Franziskus – durchaus in Übereinstimmung mit seinem Vorgänger – jüngst vor Bischöfen, dass dabei nicht die Zahl, «sondern nur die Qualität» massgeblich sein darf. Dabei ist das Fehlen neuer Kleriker ein ernstes Problem für die Kirche.

Vorgehen der Vorbereitung noch offen

Das genaue Programm der XV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode ist noch zu erarbeiten. Ob das von Kardinal Lorenzo Baldisseri geleitete Synodenbüro vorab einen Fragebogen verschickt, wie es vor den Familiensynoden 2014 und 2015 geschah, ist ebenso offen wie die Beteiligung nichtklerikaler Experten oder gar der Jugendlichen selbst.

Über sie sagte Franziskus in seiner Karlspreis-Rede im Mai: «Wir können nicht an ein Morgen denken, ohne dass wir ihnen eine wirkliche Teilhabe als Träger der Veränderung und des Wandels anbieten.» Das wäre, angewandt auf die katholische Kirche, schon wieder revolutionär. (cic)

Schweizer Jugendliche an Weltjugendtag | © Vera Rüttimann
7. Oktober 2016 | 10:43
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