Menschen warten auf Papst Franziskus bei seinem Besuch einer Roma-Siedlung am 14. September 2021 in Kosice (Slowakei).
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Franziskus in Roma-Siedlung: Ihr seid der Kirche willkommen

Im Osten der Slowakei hat Papst Franziskus am Dienstag eine der grössten Roma-Siedlungen Europas besucht und mit mehreren zehntausend Christen eine Messe im sogenannten byzantinischen Ritus gefeiert.

Der Besuch am Nachmittag in der Trabantenstadt Lunik IX in Kosice war der wohl symbolisch am meisten aufgeladene seiner viertägigen Reise. In der Ende der 1980er Jahre erbauten sozialistischen Plattensiedlung leben heute rund 4.300 Angehörige der Roma-Minderheit in teils menschenunwürdigen Verhältnissen.

Papst Franziskus erteilte «vorgefassten Meinungen, erbarmungslosen Urteilen, diskriminierenden Stereotypen» und Diffamierung von Roma eine klare Absage und warnte vor Schematisierungen von Menschen. Auf einem Platz zwischen den Plattenbauten rief er den Bewohnern zu: «Niemand halte euch oder jemand anderen von der Kirche fern!»

Diskriminiert und misshandelt

Beim Besuch einer Roma-Siedlung 2019 in Rumänien hatte der Papst bereits um Vergebung gebeten. An Diskriminierungen und Misshandlungen von Roma seien auch «Christen, Katholiken nicht unbeteiligt», sagte er damals. Der Übergang von Vorurteilen zum Dialog sei nicht einfach, räumte Franziskus nun ein. Integration sei ein organischer, langsamer Prozess, der mit «gegenseitigem Kennenlernen beginnt, mit Geduld fortschreitet und die Zukunft im Auge behält».

In einem Sportstadion im knapp 50 Kilometer entfernten Presov hatte der Papst am Vormittag einen Gottesdienst im ostkirchlichen Ritus gefeiert. Zu den mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Bistümern Kosice und Presov gehören rund 190.000 Mitglieder.

Klares Zeugnis

In seiner Predigt würdigte er die christlichen Märtyrer des Landes, die ihren Glauben in sehr schwierigen Zeiten bezeugt hätten, «als es ratsam schien zu schweigen, in Deckung zu gehen». Heute, so der Papst, gebe es in der Slowakei «Gott sei Dank keine Christenverfolgung» wie andernorts.

Das christliche Zeugnis könne aber «durch Weltlichkeit und Mittelmässigkeit getrübt werden». Das Kreuz verlange ein klares Zeugnis, weil es keine Fahne sei, die es zu hissen gilt, sondern die «Quelle für eine neue Lebensweise».

Unterwegs nach Sastin

Am späten Nachmittag trifft der Papst im Stadion von Kosice mit einigen tausend Jugendlichen zusammen. Anschliessend fliegt er nach Bratislava zurück. Am Mittwoch, dem letzten Reisetag, besucht Franziskus den Wallfahrtsort Sastin. Am Nachmittag reist er zurück nach Rom.

Die Rede von Franziskus vor Vertretern von Politik, Zivilgesellschaft und Religion am Vortag nahm in den slowakischen Zeitungen am Dienstag breiten Raum ein. Sie zitierten ihn unter anderem mit den Worten: «Sie haben die Verfolgung überlebt, Sie haben die Prüfung bestanden. Jetzt wartet die Prüfung der Freiheit.» (kna)


Menschen warten auf Papst Franziskus bei seinem Besuch einer Roma-Siedlung am 14. September 2021 in Kosice (Slowakei). | © KNA
14. September 2021 | 18:09
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