Franz-Josef Bode ist als Bischof von Osnabrück zurückgetreten.
International

Erster deutscher Bischof tritt wegen Missbrauchsskandal zurück

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode (72) tritt als Bischof zurück. Er begründet dies vor allem mit eigenen Fehlern bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch. Damit ist Bode der erste deutsche Bischof, der diesen Schritt macht. Der Papst habe seinen Amtsverzicht angenommen, teilte der Vatikan am Samstag mit.

Als Begründung führte Franz-Josef Bode auf Anfrage an: Der im vergangenen September veröffentlichte Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück habe «noch einmal deutlich seine eigenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen vor Augen geführt». Er bekenne sich ausdrücklich zu seiner Verantwortung als Bischof wie zu seinen persönlichen Fehlern, so Bode: «Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten.»

Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück, hat  2018 Versäumnisse im Umgang mit einem des Missbrauchs beschuldigten Priester eingeräumt.
Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück, hat 2018 Versäumnisse im Umgang mit einem des Missbrauchs beschuldigten Priester eingeräumt.

Bode ist der erste katholische Bischof in Deutschland, der wegen des Missbrauchsskandals zurücktritt. Papst Franziskus nahm am Samstag sein Rücktrittsgesuch an.

Vertrauensverlust im Bistum

«Der Entschluss zu diesem Rücktritt ist in den letzten Monaten in mir gereift», erklärte der Bischof in einer Stellungnahme, in der er mehrere Gründe für diesen Schritt anführte. Er wünsche sich, dass vor dem Hintergrund des erlittenen Vertrauensverlusts sein nun vollzogener Rücktritt als Bischof für die Menschen im Bistum auch befreiend wirken könne.

Der Zeitpunkt sei auch deshalb geeignet. Die von ihm angekündigten Massnahmen zur Verbesserung des Umgangs mit Fällen sexualisierter Gewalt seien inzwischen auf den Weg gebracht. Diese seien eine unmittelbare Reaktion auf die Studie gewesen. «Der diözesane Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch ist erheblich gestärkt, die Aufarbeitung geht weiter.»

Keine Kraft für weiteren synodalen Weg

Zudem sei mit dem vorläufigen Abschluss des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland ein ihm wichtiges Zwischenziel erreicht, auf dessen Basis er zuletzt noch einige konkrete Reformvorhaben für das Bistum Osnabrück in Kraft setzen konnte, so Bode.

Pressekonferenz zum Abschluss der Fünften Synodalversammlung (v.l.n.r.): Bischof Franz-Josef Bode; Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK; Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Pressekonferenz zum Abschluss der Fünften Synodalversammlung (v.l.n.r.): Bischof Franz-Josef Bode; Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK; Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Die weiter notwendige Verstetigung des synodalen Prinzips in der Kirche werde allerdings noch viel Kraft verlangen, die er selbst nicht mehr aufbringen könne: «Denn ich habe gemerkt, dass meine zunehmend angeschlagene Gesundheit es mir nicht mehr gestattet, meine Leitungsaufgaben in Osnabrück und in der Kirche in Deutschland noch weitere drei Jahre bis zur Vollendung meines 75. Lebensjahres in der für das Amt erforderlichen Weise wahrzunehmen.»

Austritt aus Bischofskonferenz

Bode wurde 1991 in Paderborn zum Bischof geweiht und war seit dem 26. November 1995 Bischof von Osnabrück. Seit 2017 war er auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und seit 2019 gehörte er zum Präsidium des Reformprozesses des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland. Mit seinem Rücktritt von diesem Amt scheidet er zugleich als Mitglied und stellvertretender Vorsitzender aus der Deutschen Bischofskonferenz aus.

Papst Franziskus lacht mit Kardinal Reinhard Marx (l.), Erzbischof von München und Freising, beim Ad-limina-Besuch. Im Hintergrund Rainer Maria Woelki.
Papst Franziskus lacht mit Kardinal Reinhard Marx (l.), Erzbischof von München und Freising, beim Ad-limina-Besuch. Im Hintergrund Rainer Maria Woelki.

Der in Paderborn geborene Bode war der dienstälteste amtierende katholische Bischof in Deutschland.

Ab sofort: Sedisvakanz in Osnabrück

Der Bischofssitz im Bistum Osnabrück ist damit ab sofort nicht mehr besetzt, es beginnt die Zeit der Sedisvakanz. Das Kirchenrecht legt fest, dass zeitgleich mit dem Bischof auch das Amt des Generalvikars erlischt und alle dem Bischof zugeordneten Gremien aufhören zu bestehen.

Bätzing äussert «grosses Bedauern und Respekt»

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nahm den Rücktritt mit «grossem Bedauern und Respekt» zur Kenntnis. «Gerne hätte ich Dich noch weitere Jahre an unserer Seite in der Deutschen Bischofskonferenz gesehen. Gleichzeitig verstehe ich Deine Entscheidung und die damit verbundenen Konsequenzen.»

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK)
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK)

Mit dem Rücktritt übernehme Bode auch Verantwortung für das «uns alle seit langem begleitende Thema des sexuellen Missbrauchs in der Kirche», sagte Bätzing: «Es war ein Ringen in Dir, eine innere Zerrissenheit, manchmal auch die Enttäuschung über Mitbrüder». (kna)


Franz-Josef Bode ist als Bischof von Osnabrück zurückgetreten. | © KNA
25. März 2023 | 13:24
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!