Michael Daum an der Medienkonferenz
Schweiz

Einsiedler der Verena-Schlucht: «Niklaus von Flüe ist mein leuchtendes Vorbild»

Solothurn, 18.2.17 (kath.ch) Seit Oktober ist der Deutsche Michael Daum (56) Einsiedler in der Verena-Schlucht. Im Interview mit kath.ch erzählt er von den schwierigen Prozessen in seinem eigenen Leben und was ihm Niklaus von Flüe bedeutet.

Sylvia Stam

Sie sind seit vier Monaten Einsiedler. Was war Ihr prägendstes Erlebnis?

Michael Daum: Ein Grossvater, der mit seiner Tochter, seiner Enkelin und seinem Urenkel in der Schlucht war, erzählte mir, wie er schon als kleiner Junge in die Schlucht kam. Diese Tradition, einmal im Jahr hierherzukommen, und darüber nachdenken, was das Leben bedeutet, hat mich beeindruckt. Ebenso, wie er im Glauben steht und diesen Glauben bis zum Enkel und Urenkel weitergeben konnte.

Gab es auch schwierige Erlebnisse?

Daum: Die Menschen, die in die Schlucht kommen, haben auch Schwieriges erlebt. In der Tätigkeit als Einsiedler hatte ich bisher keine schwierigen Erlebnisse. Ich bin sehr gut begleitet. Ich bin durch den Tod meiner Tochter durch viele Prozesse hindurchgegangen und habe sehr viel an mir gearbeitet, sodass ich hier jetzt sehr freudig und kraftvoll zugegen bin.

Verstehen Sie Ihr Einsiedler-Sein eher als Dienst an Gott oder an den Menschen?

Daum: Die Berufung zum Einsiedler war für mich ein Hinweis aus dem göttlichen Bereich. Und da bin ich jetzt hingestellt. Ich hätte mich ohne Berufung nicht dahingestellt. Insofern bin ich geführt und fühle mich durch Christus, meinen Bruder, begleitet.

Und ist das, was Sie tun, eine Antwort an Gott oder an die Menschen?

Daum: (denkt einen Moment nach) Ich bin von Gott für diese Aufgabe berufen und diene dadurch auch den Menschen. Mein Fokus ist der, dass ich im Dienst von Gott stehe.

Wir feiern dieses Jahr den 600. Geburtstag von Niklaus von Flüe. Was bedeutet er Ihnen?

Daum: Er ist für mich ein leuchtendes Vorbild. Niklaus von Flüe stand auch im Leben, erfüllte seine Aufgaben, auch als Familienvater, und ist dann mit dem Segen seiner Frau in die Einsiedelei gegangen. Ich lese gerade seine Biografie, um zu sehen: Wie haben meine Vorgänger als Einsiedler gelebt? Was hat sie berührt? Für mich ist das ganz neu, ich war vorher nie Einsiedler.

In welchen Bereichen ist Niklaus von Flüe Ihnen ein Vorbild?

Daum: Durch die Konsequenz, mit der er sich Gott zugewendet hat. Er war immer im Gebet, und trotzdem war er offen. Die Menschen konnten zu ihm kommen, um Rat zu holen.

Sehen Sie auch Unterschiede? Wo möchten Sie ihm nicht nachfolgen?

Daum: Dafür kenne ich seine Biografie noch zu wenig.

Der viele Rummel war ein Thema bei Ihren Vorgängerinnen. Wie verhindern Sie ein Burn-Out?

Daum: Ich meditiere seit 38 Jahren. Wenn in mir der Gong ertönt, bin ich ruhig. Und das schützt mich gegen den Rummel.


 

 

Michael Daum an der Medienkonferenz | © Sylvia Stam
18. Februar 2017 | 10:00
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