Der Obwaldner Filmautor Luke Gasser vor dem Wohnhaus von Flüe
Schweiz

Einladung zum Hinschauen auf ein nicht immer heiligmässiges Heiligenleben

Zürich, 13.3.17 (kath.ch) Als Obwaldner scheint Luke Gasser gar nicht anders gekonnt zu haben, als über den Obwaldner Niklaus von Flüe zu dessen 600. Geburtstag einen Film zu machen. Die Mischung aus Dokumentation und Fiktion ist gelungen. Eine Filmkritik von Martin Spilker.

Dieses Jahr dürfte der Besucher- und Pilgerstrom nach Sachseln und in den Ranft bei Flüeli ganz neue Ausmasse annehmen. Der Urkanton Obwalden, Heimat des Nationalheiligen, will vorbereitet sein. Luke Gasser lädt mit seinem am 12. März in den «Sternstunden» auf Fernsehen SRF ausgestrahlten Film «Von Flüe – Ein Mann nach Pilgers Art» dazu ein, sich den Heiligen auch von weltlicher Seite zu nähern.

«Merkwürdig» und «nicht wie andere Leute» sei Niklaus von Flüe, sagt Gasser gleich selber zu Beginn seines Films. «Die Obwaldner» seien von diesem Menschen fasziniert. Diese Faszination will Gasser weitergeben und macht gleich klar, dass man dem in der Gesamtheit nicht gerecht werden könne. Das zu sagen wäre gar nicht nötig. Ein Fernsehfilm kann nicht 600 Jahre Geschichte, Legenden und Forschung in 60 Minuten mundgerecht anrichten.

Appetit auf mehr weckt der Film aber durchaus. Die Szenen, in denen Schauspieler Bruder Klaus’ Ehefrau, seinen Sohn oder seinen Beichtvater spielen, sind zwar etwas einfach gestaltet. Sie lenken aber die Aufmerksamkeit schnell einmal vom verehrten Friedenstifter, Asketen und Heiligen auf die Frage, die sein Umfeld vor knapp 600 Jahren beschäftigte: Ist der noch bei Sinnen?

Diese Alltagsgeschichten werden durch einen Historiker, eine Psychologin und einen Autor gedeutet. Hier liegt eine Stärke des Films: Die Fachleute nähern sich dem verbrieften und auch dem erdachten Leben des Bruder Klaus ohne Berührungsängste. Da wird ohne Umschweife gesagt, dass der Mann von Flüe nicht so ohne weiteres ein Heiliger wurde. Hier wird die Spannung, in der sich der Bürger, Familienvater, Hauptmann und Ratgeber von Flüe befunden hat, dargestellt und es wird ihm – aus einer Entfernung von 600 Jahren – auf den Zahn gefühlt.

Das macht den Heiligen nahbar. Einem, der selbst mit seinen Ängsten und Bedenken gerungen hat, lässt sich wohl leichter folgen, als einem abgehobenen Mystiker. Die anschaulichen Erläuterungen zu von Flües Visionen durch die Fachleute eröffnen zudem einen niederschwelligen Zugang zu diesen komplexen Bildern.

Der Film von Luke Gasser macht Lust auf mehr Auseinandersetzung mit Niklaus von Flüe in diesem Gedenkjahr. Und die Bilder aus Obwalden laden ein, Lebensort und Wirkungsstätten des Heiligen heute zu besuchen. Der gekünstelte Filmtitel allerdings verwirrt eher. Eine Einladung zur Auseinandersetzung mit Bruder Klaus hier und heute bleibt der Film allemal.

Der Film von Luke Gasser ist noch bis Anfang April auf der Seite «Sternstude Religion» von Fernsehen SRF zu sehen.

Der Obwaldner Filmautor Luke Gasser vor dem Wohnhaus von Flüe | © SRF
13. März 2017 | 13:53
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!