Stephan Ackermann, Bischof von Trier.
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Deutsche Bischöfe weisen Kritik des Regierungsbeauftragten zurück

Bonn, 18.8.18 (kath.ch) Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Kritik des Missbrauchbeauftragten der Bundesregierung an mangelnder Aufarbeitung zurückgewiesen. Für eine entsprechende Studie der Bischofskonferenz hätten nicht alle Bistümer ihre Archive geöffnet, sagte Johannes-Wilhelm Rörig der Funke Mediengruppe (Freitag). 

«Woher Herr Rörig die Information nimmt für seine Behauptung, dass nicht alle Bistümer dazu ‹ihre Archive geöffnet› hätten, entzieht sich meiner Kenntnis», erklärte der Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bischofskonferenz am Freitag auf Anfrage in Bonn. «Ich jedenfalls habe dazu keine Anhaltspunkte», so Stephan Ackermann, Bischof von Trier, weiter.

Auch strukturelle Probleme

Der staatliche Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig hatte zuvor der katholischen Kirche in Deutschland unzureichende Aufklärung sexuellen Missbrauchs vorgeworfen. Aufarbeitung werde wohl noch zu oft als Gefahr für die eigene Institution gesehen. «Es sind nicht nur Einzelfälle oder Einzeltäter. Es sind immer auch strukturelle Probleme, die sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen ermöglichen», kritisierte Rörig.

Um Missbrauchsfälle in Deutschland aufzuarbeiten, hatten die Bischöfe 2014 ein gross angelegtes Forschungsprojekt in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sollen Ende September bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda vorgestellt werden. Bei der Vorstellung des Projekts hatte Ackermann gesagt: «Wir wollen Klarheit und Transparenz über diese dunkle Seite in unserer Kirche – um der Opfer willen, aber auch, um selbst die Verfehlungen zu sehen und alles dafür tun zu können, dass sie sich nicht wiederholen.»

Mit der Aufarbeitung längst nicht am Ende

Rörig begrüsste damals die Initiative als «Meilenstein». Mit Blick auf die aktuelle Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im US-Bundesstaat Pennsylvania bezeichnete er es als wichtig, dass in jedem Bistum und in jedem Orden aufgearbeitet werde, «auch proaktiv und nicht erst, wenn Betroffene sich zu Wort melden».

Ackermann nannte in der Stellungnahme den Pennsylvania-Bericht «in seinem Resultat erschütternd». Der Trierer Bischof fügte hinzu: «Er zeigt, dass wir als katholische Kirche auch in der Aufarbeitung dieser dunklen Seite unserer Geschichte längst nicht am Ende sind.» (kna)

Stephan Ackermann, Bischof von Trier. | © KNA
18. August 2018 | 10:48
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