Urnen auf dem Friedhof
Vatikan

Der Vatikan will Klarheit bei Feuerbestattung schaffen

Rom, 25.10.16 (kath.ch) Feuerbestattungen, auch unter Katholiken, nehmen immer mehr zu. Man könne davon ausgehen, dass «in naher Zukunft die Praxis der Feuerbestattung in vielen Ländern als gängige Praxis angesehen wird», sagte der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Die neue Vatikan-Instruktion «Zur Auferstehung mit Christus», trägt dieser Tatsache Rechnung und schaffe Klarheit für den Umgang mit der Asche Verstorbener.

Stefanie Stahlhofen

Es hat lange gedauert, bis die katholische Kirche Feuerbestattungen überhaupt zuliess: Seit dem Edikt von Paderborn 785 durch Karl den Grossen waren sie verboten. Begründet wurde dies biblisch; im Alten Testament wird Feuerbestattung als schwere Schande bezeichnet. Zudem sah die Kirche darin eine Leugnung der leiblichen Auferstehung. Erst im Juli 1963 erlaubte der Vatikan auch katholischen Christen Einäscherungen.

Grössere Wertschätzung bei Erdbestattung

Dass sich die katholische Kirche gut fünfzig Jahre später zur Kremation äussert sei nötig, da sich heute auch neue Ideen verbreiteten, «die dem Glauben der Kirche widersprechen», erklärte Müller bei der Präsentation des Schreibens am 25. Oktober im Vatikan. Die katholische Kirche bevorzuge «weiterhin die Beerdigung des Leichnams, die eine grössere Wertschätzung für die Verstorbenen zeigt».

Das acht Punkte umfassende Dokument macht deutlich: «Im Gedenken an den Tod, das Begräbnis und die Auferstehung des Herrn […] ist die Beerdigung die angemessenste Form, um den Glauben und die Hoffnung auf die leibliche Auferstehung zum Ausdruck zu bringen.» Im Falle einer Feuerbestattung sind die Aufbewahrung in Wohnräumen, das Ausstreuen der Asche in der Natur oder ihre Verarbeitung in Schmuckstücken sowie anderen Erinnerungsgegenständen nach katholischer Lehre nicht gestattet. Stattdessen muss die Asche an «einem heiligen Ort» aufbewahrt werden, etwa auf Friedhöfen oder in Kirchen, heisst es.

Keine anonyme Verstreuung der Asche

Bestattungen beispielsweise in einem sogenannten Friedwald kann die katholische Kirche zulassen, wenn diese nicht anonym erfolgen, erläuterte Müller auf Nachfrage. Die deutschen Bischöfe seien über diese Begräbnisform nicht erfreut; aber mit Namensnennung des Verstorbenen und eindeutiger Kennzeichnung des Ortes sei dies nach wie vor möglich. Eine anonyme Bestattung widerspreche hingegen dem christlichen Glauben.

Die katholische Kirche könne keine Haltungen oder Riten erlauben, «die falsche Auffassungen über den Tod beinhalten», macht Punkt drei klar. Etwa, wenn der Tod «als endgültige Vernichtung der Person, als Moment ihrer Verschmelzung mit der Mutter Natur oder dem Universum» angesehen werde. Die Vorstellung des Todes «als Etappe im Prozess der Reinkarnation oder als endgültige Befreiung aus dem ‹Gefängnis› des Leibes» widerspreche ebenfalls der katholischen Glaubenslehre. Bei Feuerbestattungen aus «Gründen hygienischer, ökonomischer, oder sozialer Natur» sehe die Kirche hingegen keine lehrmässigen Gründe, diese zu verbieten.

Sorge vor religiöser Gleichgültigkeit

In solchen Fällen kann die katholische Kirche demnach – nach der Begräbnisfeier – eine Feuerbestattung durch «entsprechende liturgische und pastorale Hinweise» begleiten. Dabei sei besonders dafür Sorge zu tragen, «jede Form des Ärgernisses oder der religiösen Gleichgültigkeit» zu vermeiden.

Die neue Instruktion untersagt prinzipiell die Aufbewahrung der Asche Verstorbener in Wohnungen; doch wie so oft gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel. Bei «schwerwiegenden und aussergewöhnlichen Umständen, die von kulturellen Bedingungen lokaler Natur abhängen» sind Ausnahmen möglich, sofern «Ehrfurcht und angemessene Bedingungen der Aufbewahrung» gewährleistet werden und die Asche nicht unter Familienmitgliedern aufgeteilt wird. Konkrete Beispiele wurden zu diesem Aspekt extra nicht festgeschrieben, so Müller, da vor Ort getroffene Einzelfallentscheidungen den unterschiedlichen Kulturen in den verschiedenen Ländern am besten gerecht würden. (cic)

Deutscher Text der Instruktion Zur Auferstehung mit Christus

Urnen auf dem Friedhof | © Sylvia Stam
25. Oktober 2016 | 16:43
Lesezeit: ca. 2 Min.
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