Carlos de Benito Ortiz ist einer der Freiwilligen, die beim Gottesdienst mit Papst Franziskus im Einsatz sind.
Schweiz

Freiwillige hoffen auf einen Händedruck des Papstes

Lausanne, 21.6.18 (kath.ch) Sie sind 85, 50 oder 19 Jahre alt. Und bereit, voller Begeisterung an der Messe mit Papst Franziskus vom Donnerstag mitzuwirken. Das Westschweizer Newsportal cath.ch hat Valérie Mauriac, André Boccard und Carlos Benito vor ihrem Einsatz als Freiwillige getroffen.

Raphaël Zbinden

Die Genfer Schauspielerin Valérie Mauriac feiert am 21. Juni ihren 50. Geburtstag. «Das sehe ich als Zeichen», sagt sie, und ihre grossen blauen Augen funkeln. Der Besuch des Papstes sei für sie «ein wunderschönes und unerwartetes Geburtstagsgeschenk». Ein Grund mehr für sie, mit strahlendem Gesicht die Besucher der Papstmesse zu empfangen. Denn der Bischof von Lausanne-Genf-Freiburg, Charles Morerod, erwartet von den 250 freiwilligen Helfern vor allem dies: «Die Freude des Evangeliums zu verbreiten».

Diese Freude sei das «Motto des Papstes», sagt Valérie Mauriac. In der Tat, in drei von vier Dokumenten, die das Kirchenoberhaupt aus Argentinien bislang veröffentlichte, geht es um die Freude («Evangelii Gaudium», «Amoris laetitia», «Gaudete et Exsultate»).

Ein Gefühl, das im Leben der Schauspielerin nicht immer dominierte. Im Gegenteil, sie erlebte immer wieder schmerzhafte und traumatische Momente, in denen ihr das Vertrauen in Gott und sich selbst fehlte. Mitte 30 sei es ihr gelungen, die Krise zu überwinden. 2016 liess sich die Frau firmen. «Ich hatte nun mehr Vertrauen, als wenn ich als Jugendliche gefirmt worden wäre», sagt Valérie Mauriac.

«Es gibt mir Kraft zu wissen, dass ich etwas für unseren Papst mache.»

Dass jetzt ein Papst Genf besuche, sei für sie nun so etwas wie «eine zweite Firmung», meint sie. Die Schauspielerin schätzt den Stil und die Einfachheit von Franziskus. «Das Ziel seines Besuches beim Ökumenischen Rat der Kirchen berührt mich sehr. Denn ich glaube an die Universalität des Glaubens und den Dialog zwischen den Religionen.»

Bei der Papstmesse wolle sie «alles geben», was ihr möglich sei, sagt die Frau, die bereits Erfahrung mit Einsätzen als Freiwillige hat. «Es gibt mir Kraft zu wissen, dass ich etwas für unseren Papst mache.»

Auch mit 85 will er noch helfen

»Ich bin der geborene Freiwillige», sagt André Boccard. Der Mann mit dem ausgeprägten Genfer Akzent ist 85 Jahre alt. Während viele ab diesem Alter auf Hilfe angewiesen seien, habe er selber das Bedürfnis, andere zu unterstützen. Der rüstige Rentner hilft regelmässig seinen Nachbarn, die ebenfalls alt sind. Vor einem Einsatz als Freiwilliger bei der Papstmesse schreckt er deshalb nicht zurück. «So lange ich fit bin, helfe ich», sagt André Boccard.

Diese Haltung erstaunt umso mehr, wenn man erfährt, dass das Leben André in jungen Jahren hart anfasste. Nach der Scheidung seiner Eltern landete er mit zwölf in einem Waisenheim, später wechselte er von einer Pflegefamilie zur nächsten. Den Glauben an Gott habe trotz allem nicht verloren, erzählt der 85-Jährige. Mit 18 wurde aus André Boccard ein Abenteurer, der in zahlreiche Länder reiste und sich mit verschiedenen Tätigkeiten über Wasser hielt.

Hoffnung auf Händedruck mit Papst

Die Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen machten aus ihm einen Menschen mit offenem Geist. André Boccard schätzt an Papst Franziskus denn auch die Offenheit. Ihm gefällt auch, dass Franziskus «die Kleinen», die Kinder, im Blick hat. Er träumt davon, dass der Papst auf den 85-jährigen Freiwilligen in den Palexpo-Hallen, wo der Gottesdienst am 21. Juni stattfindet, aufmerksam wird – und dass er ihm die Hand drücken wird.

Vom Weltjugendtag nach Taizé und weiter nach Genf

«Als ich hörte, dass der Papst nach Genf kommen würde, habe ich mich sofort zur Verfügung gestellt», sagt Carlos Benito de Ortiz. Der 19-jährige Genfer ist nicht der einzige Junge in seiner Pfarrei, der sich als Freiwilliger am Gottesdienst mit dem Papst engagiert.

Einige unter ihnen sahen Franziskus 2016 am Weltjugendtag im polnischen Krakau. Auch Carlos Benito de Ortiz war mit dabei. «Ich habe gespürt, dass er mitten im Herzen der heutigen Gesellschaft ist, gar nicht abgehoben und weit weg von dem, was die Jugend beschäftigt.»

«Wir verbringen weniger Zeit mit dem Handy»

Dem Papst sei es gelungen, die jungen Menschen zu mobilisieren. So hätten sich in seiner Pfarrei sehr dynamische Gruppen gebildet, erzählt der Jugendliche. «Wir haben uns seine Mahnung zu Herzen genommen, weniger Zeit mit dem Handy zu verbringen und keine isolierten Christen zu sein.»

2017 begegnete der Genfer im Rahmen eines Aufenthalts in Taizé jungen Menschen aus anderen christlichen Konfessionen. Der ökumenische Charakter der Papstreise berührt ihn deshalb besonders. «Der Papst zeigt damit, dass das, was uns eint, stärker ist als das, was uns trennt.» Carlos Benito de Ortiz glaubt, dass es ihm in den Palexpo-Hallen nicht schwerfallen werde, «die Freude am Christsein» an die Besucher der Messe weiterzugeben. (cath.ch/gekürzte Übersetzung: bal)

Carlos de Benito Ortiz ist einer der Freiwilligen, die beim Gottesdienst mit Papst Franziskus im Einsatz sind. | © zVg
21. Juni 2018 | 06:05
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250 Freiwillige

Am Donnerstag werden am Gottesdienst mit Papst Franziskus 250 Freiwillige im Einsatz sein. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Gläubigen zu empfangen und ihnen zu helfen, sich auf dem Gelände zurecht zu finden. Einige von ihnen werden zudem bei der Einrichtung der Hallen mitarbeiten, Wasser verteilen oder administrative Aufgaben übernehmen. Die Freiwilligen werden gelbe Mützen und T-Shirts tragen, um in der Menge gut sichtbar zu sein. Fast alle Altersgruppen seien vertreten, heisst von Seiten der für die Freiwilligeneinsätze Verantwortlichen im Bistum Lausanne-Genf-Freiburg. Die Mehrheit der Freiwilligen sei zwischen 30 und 50 Jahre alt. (rz/Übersetzung: bal)