Das Reformationsgedenkjahr brachte gemäss Kardinal Koch «viel Positives»
Rom/Frankfurt, 26.10.17 (kath.ch) Das Reformationsgedenkjahr 2017 hat nach Auffassung des «Ökumeneministers» des Vatikan, Kardinal Kurt Koch, «viel Positives gebracht, aber wir sind noch nicht am Ziel des Weges». Er hoffe, «dass der 31. Oktober kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt sein wird», sagte der Schweizer Kurienkardinal im Interview der «Frankfurter Rundschau» (Dienstag). Er blickt darin bereits weiter voraus und macht zeigte, wie weit der Handlungsspielraum der katholischen Kirche heute geht.
Ein weiterer wichtiger Bezugspunkt werde das Jahr 2030 sein, wenn der 500. Jahrestag der Verkündigung des Augsburger Bekenntnisses anstehe. Dieses ist für Koch «nicht ein Dokument der Spaltung, sondern der Einheit». In diesem im Jahr 1530 vom Reformator Philipp Melanchton verfassten Schreiben zu Handen des deutschen Reichtstags in wurden die verbindenen Glaubensinhalte festgehalten. Damit sollte die sich entwickelnde Kirchenspaltung vermieden werden. Die Trennung konnte aber doch nicht vermieden werden.
Luthers Kirchenausschluss besteht nicht mehr
Eine Rücknahme der Exkommunikation des Reformators Martin Luther kann der Papst nach den Worten des Kardinals nicht verfügen, «weil sie gar nicht mehr besteht». Eine Exkommunikation, also der Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft, gelte nur zu Lebzeiten eines Menschen und ende mit seinem Tod. Über Luther gebe es allerdings bereits zahlreiche positive Aussagen von den Päpsten, vor allem von Papst Benedikt XVI. während seines Besuchs in Erfurt.
Generell betonte Koch, dass die Lehrverurteilungen der Reformationszeit den heutigen ökumenischen Partner nicht mehr träfen. «Diese Ergebnisse müssten freilich auf beiden Seiten noch mehr rezipiert werden, um daraus verbindliche Konsequenzen zu ziehen», fügte er hinzu.
Differenz bei Eucharistie und Abendmahl bleibt bestehen
Mit Blick auf die zwischen den Kirchen noch offenen Fragen zum Themenkomplex «Kirche, Eucharistie und Amt» äusserte sich Koch skeptisch gegenüber dem innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) etablierten Praxis, dass auch sogenannte «Prädikanten» – Laien mit oder ohne eine entsprechende Ordination – dem Abendmahl vorstehen können. Aus katholischer Sicht sei «die Feier der Eucharistie konsequent an das Amt gebunden», so Koch. Es sei zudem ein ökumenischer Konsens erreicht worden, dass die Ordination notwendig sei für die öffentliche Verkündigung des Evangeliums, für die Spendung der Sakramente und für die Gemeindeleitung.
Die Auffassung der EKD, dass jeder Christ im Prinzip die Taufe spenden und das Abendmahl austeilen könne und dass es nur um der Ordnung willen Pfarrerinnen und Pfarrer gebe, entspreche dagegen «nicht einmal der Überzeugung Luthers, der klar betont hat, dass wir alle durch die Taufe zu Priestern, aber nicht zu Pfarrern werden», betonte der Kardinal. Kurt Koch ist Vorsteher des Päpstlichen Rats zur Einheit der Kirchen. (kna)
Ein Beitrag von Radio Vatikan zum Thema: Kardinal Koch bilanziert das Luther-Gedenkjahr
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