Viel Gold: buddhistischer Tempel in Gretzenbach
Schweiz

Buddhistischer Tempel: «Es ist alles Gold, was glänzt»

Der Schein trügt nicht. Das Gold des thai-buddhistischen Tempels in Gretzenbach ist echt. So werde der Tempel zu etwas Wertvollem, sagt Phrathep Kittimolie. Ohne Spenden gehe das aber nicht.

Alice Küng

Prachtvoll ragt die goldene Turmspitze in der ländlichen Idylle empor. Der thai-buddhistische Tempel im solothurnischen Gretzenbach ist nicht zu übersehen. Flammenähnliche Spitzen, Buddha-Statuen und das Rad des achtfachen Pfades zieren das Dach. Alles glänzt.

«Es ist echtes Gold», sagt Phrathep Kittimolie. Im Schneidersitz hält der Abt des Tempels seine Audienz. Seit über 30 Jahren ist er der spirituelle Führer des Tempels. «Die Objekte sind aber nur vergoldet», sagt er. Solche goldenen Verzierungen seien typisch für thai-buddhistische Tempel. So auch beim Tempel in der Schweiz.

Abt Phrathep Kittimolie
Abt Phrathep Kittimolie

Gold macht den Tempel wertvoll

Der Innenraum des Tempels ist überwältigend. Im Zentrum steht ein grosser goldener Buddha. Flankiert ist er von Statuen und Blumen. Detaillierte Wandgemälde dekorieren den Raum. Alles funkelt und glitzert. Sogar der Kronleuchter und die Vorhänge sind golden.

«Gold ist schön und wertvoll», sagt Kittimolie. Deshalb werden Tempel damit ausgestattet. Mit dem Edelmetall sollen sie kostbar und speziell werden. Wie der Mensch sich mit Schmuck und schönen Kleidern schmückt, so verziert Gold den Tempel.

Eine Robe mit langer Tradition

Neben dem Gold fällt im Tempel die Farbe Rot auf. Der Boden ist mit rotem Teppich ausgelegt. Decke, Türbogen und Fensterrahmen sind rot bemalt. «Rot ist das Gegenteil von Schwarz. Und Schwarz steht für etwas Negatives», sagt Kittimolie.

Auch Orange hat eine wichtige Bedeutung. Der Abt und die vier Mönche, die im Tempel leben, tragen alle das traditionelle buddhistische Gewand. «Schon der Eremit Buddha trug diese orange Robe», sagt der Thailänder. Die Farbe sei heute ein Kennzeichen für Mönche und symbolisiere Enthaltsamkeit.

Vier Mönche leben im Moment im Tempel.
Vier Mönche leben im Moment im Tempel.

Wer gibt, bekommt auch

Seit 2003 steht der Tempel «Wat Srinagarindravararam» im Kanton Solothurn. Drei Bereiche umfasst die Anlage: Haupttempel, Nebentempel und Schulungsraum für die Sonntagsschule. Fünf Millionen Franken kostete der Bau. Finanziert wurde er und das viele Gold durch Spenden.

«Wer ‹Gutes› gibt, bekommt auch ‹Gutes›», sagt Kittimolie. Almosengaben von Laien sind noch heute ein wichtiger Bestandteil der buddhistischen Religionstradition. «Wir Mönche leben ein einfaches Leben ohne Eigentum und ohne Lohn», sagt der 73-Järige. Deshalb seien sie auf Opfergaben von Gläubigen angewiesen.

Buddhistischer Tempel in Gretzenbach von aussen
Buddhistischer Tempel in Gretzenbach von aussen

Es braucht neue Einnahmequelle

Corona hat das Leben der Mönche auf die Probe gestellt. «Weil weniger Leute kommen, bekommen wir auch weniger Almosen», sagt Kittimolie. Das sei hart. Bis jetzt konnten sie überleben. «Wir müssen jedoch neue Lösungen finden», sagt er.

Almosengänge in den Strassen, so wie es in Thailand üblich ist, seien in der Schweiz nicht möglich. Die Mönche bleiben – im Unterschied zu Kittimolie – auch nur für wenige Jahre in Gretzenbach. Danach kehren sie wieder nach Thailand zurück. Nonnen gibt es keine.

Auf den Segen muss nicht verzichtet werden

Die thailändische Kultur im Tempel zeigt sich nicht nur an der Architektur, der Kleidung und der Sprache. Ein würziger Geruch liegt in der Luft. In der Empfangshalle des Nebentempel riecht es wie in einem thailändischen Restaurant.

Alle Mönche stammen aus Thailand und tragen das traditionelle buddhistische Gewand in Orange.
Alle Mönche stammen aus Thailand und tragen das traditionelle buddhistische Gewand in Orange.

Trotz Versammlungseinschränkungen führen Kittimolie und die Mönche weiterhin Rituale durch. Eine Familie sitzt nun vor dem Abt. Auf Thailändisch spricht er seinen Segen. Er taucht eine Holzrute in einen Wassertopf und besprüht die Anwesenden damit. «Das ist heiliges Wasser», sagt ein Mönch vor dem Eingang.

Goldene 20er

Am 1.1.2021 beginnen die 2020er-Jahre. Werden sie für die Kirche zu Goldenen Zwanzigern? Was bedeutet Gold in der Liturgie? Welchen Reformstau gibt es? Welche Lösungen funktionieren? Diese Fragen beantwortet kath.ch in der Serie «Goldene 20er» – bis Mariä Lichtmess am 2.2.2021.

Viel Gold: buddhistischer Tempel in Gretzenbach | © Seraina Boner
18. Januar 2021 | 12:24
Lesezeit: ca. 2 Min.
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