Simon Foppa, Mitarbeiter SPI
Schweiz

Die Migration in die Schweiz ist katholisch geprägt

St. Gallen, 15.9.15 (kath.ch) «Beim Thema Migration wird oft vergessen, dass der grösste Teil der Migranten in der Schweiz katholisch ist. Das wird in der politischen Debatte meistens nicht berücksichtigt», sagt Migrationsexperte Simon Foppa vom Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI). In einer neuen Studie weist er darauf hin, dass 39 % der Zuwanderer römisch-katholisch sind.

Simon Foppa richtet sich mit seiner Studie an die wissenschaftliche Community. Doch sie hat auch einigen politischen Sprengstoff in sich.Sie beschäftigt sich mit der grössten Religionsgemeinschaft unter den Schweizer Zuwanderern, den Katholiken. Anders als Muslime oder Angehörige anderer Religionen gehen sie in der Migrationsdebatte oft vergessen, obwohl sie 39 Prozent aller Migranten ausmachen. Zum Vergleich: Der Anteil der Muslime liegt bei 14 Prozent, der Anteil aller anderen nicht-christlichen Religionsgemeinschaften zusammen genommen bei gerade mal 3,5 Prozent. Diese Zahlen beruhen auf Erhebungen des Bundesamtes für Statistik.

Migrantengemeinden sind «Familienersatz»

Die Studie geht am Beispiel von zwei englischsprachigen katholischen Migrantengemeinden der Frage nach, was deren Anziehungskraft ausmacht. «Dabei sind zwei wesentliche Punkte zu Tage getreten: Mirgrantengemeinden dienen zum einen als Orientierungsräume und zum anderen als Netzwerk und ‘Familienersatz’ … Auf sich allein gestellt leiden Zuwanderer zudem oft unter Einsamkeit und sozialer Isolation», schreibt das SPI. In Migrantengemeinden gelingt es Zuwanderern leichter, sozialen Anschluss zu finden. Die gleiche Religion ist wichtig, die gemeinsame Sprache verbindet und das geteilte Schicksal hilft. In den Gemeinden können damit feste soziale Beziehungen aufgebaut werden. «Auf diese Weise kann ein Teil des Verlustes kompensiert werden, der durch das Verlassen ihrer Familien ensteht», kommt Foppa zum Schluss.

Bedeutung der Migrantenseelsorge

Die Untersuchung des SPI hat vor zwei Jahren mit dem Ziel begonnen, die Bedeutung der Migrantengemeinden zu untersuchen. Sie stand zwar im grösseren Kontext der politischen Asyl- und Flüchtlingsdebatte, richtete aber das Augenmerk auf die katholischen Gemeinden. «Ausgangspunkt für die Studie war die Frage nach der Zukunft der Migrantenseelsorge in der katholischen Kirche der Schweiz. Heute, beim Erscheinen des Buches, zeigt sich die Bedeutung des Themas gerade sehr aktut», hält Foppa fest. Das Buch beschäftigt sich demnach mit einer innerkirchlichen Debatte. Angesichts der Flüchtlingswelle bekommt die Untersuchung jedoch eine viel grössere Bedeutung. (cm)

Simon Foppa: Katholische Migrantengemeinden. Wie sie Ressourcen mobilisieren und Handlungsspielräume schaffen, Edition SPI, St. Gallen 2015
ISBN: 978-3-906018-12-6

Webseite: www.spi-stgallen.ch

 

 

Simon Foppa, Mitarbeiter SPI| © 2015 SPI
15. September 2015 | 16:54
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