Tempi passati: von links Guy Parmelin, Bischof Vitus Huonder und Christoph Blocher im Jahr 2017.
Schweiz

Bischof Vitus Huonder muss am SVP-Anlass um Aufmerksamkeit kämpfen

Sachseln OW, 20.8.17 (kath.ch) An der nationalen Gedenkveranstaltung «600 Jahre Bruder Klaus» am Samstag in Flüeli-Ranft haben 2500 Personen teilgenommen. Die 2016 ins Leben gerufene Organisation «Die Schweiz mit Bruder Klaus» wollte mit Musik, Festansprachen und einem Film das Leben und die Botschaft des Heiligen Niklaus von Flüe für eine breite Bevölkerung zugänglich machen. Star des Tages war, trotz Festrede des Bischofs von Chur, alt Bundesrat Christoph Blocher.

Martin Spilker

Bei Bruder Klaus als Nationalheiligem lassen sich Religion und Politik nicht trennen. So störte es am Samstag in Flüeli-Ranft auch niemanden, dass hinter dem Komitee «Die Schweiz mit Bruder Klaus» zahlreiche prominente SVP-Politikerinnen und Politiker stehen. Diese hatten 2016 beschlossen, in eigener Regie eine nationale Gedenkveranstaltung auszurichten, weil der Bundesrat sich gegen eine solche Feier ausgesprochen habe.

Das Geschehen im bis auf den letzten Platz gefüllten Festzelt wurde auf Grossleinwand in die Mehrzweckhalle von Flüeli-Ranft und nach draussen übertragen. Zu sehen und hören gab es schliesslich allerhand: SVP-Bundesrat Guy Parmelin wies darauf hin, dass es gerade in unserer Zeit wichtig sei, die Persönlichkeit Bruder Klaus kennenzulernen. Die Obwaldner Frau Landammann Maya Büchi-Kaiser zeigte, was zum Gedenken an Bruder Klaus nicht nur hier, sondern das ganze Jahr über unter dem Namen «Mehr Ranft» zu erleben ist. Ein Betruf wurde gesungen und der Nidwaldner Historiker und SVP-Nationalrat Peter Keller machte eine historische Einführung in das Leben des Ranftheiligen.

Kirchliche Beteiligung hervorgehoben

Das Komitee sei in Politik und Kirche verankert, sagte der Medienverantwortliche des Anlasses gegenüber kath.ch. Und so überraschte es denn nicht, dass gleich zwei Festredner auf dem Programm standen: Der Bischof von Chur, Vitus Huonder, als oberster Repräsentant der katholischen Kirche in Obwalden und alt Bundesrat Christoph Blocher als wortstarker Politiker – und refomierter Pfarrerssohn, wie immer mal wieder gesagt wurde.  Ein Gottesdienst aber stand nicht auf dem Programm.

Die beiden Festredner Bischof Vitus Huonder, Christoph Blocher | © Jürg Frey

Dass die Mehrzahl der Anwesenden wegen Christoph Blocher den Weg auf sich genommen hatte, zeigte sich schon bei der Begrüssung der Gäste durch die OK-Präsidentin und Obwaldner SVP-Kantonsrätin Monika Rüegger: Die lokalen Vertreter aus Politik erhielten Applaus, der Bischof noch etwas mehr. Nach dem Namen Christoph Blocher ging aber ein Tosen durch Zelt, Saal und über die Wiesen von Flüeli.

Das «Mahnmal» für die Schweiz und Europa

Der aber musste bis zu seinem Auftritt etwas warten. Erster Festredner war Bischof Vitus Huonder. Der machte gleich klar, dass er dem Publikum «nichts Neues» über Bruder Klaus werde sagen können. Dafür seien Leben und Werk des Heiligen viel zu bekannt.

Ob die Gesellschaft das Mahnmal Bruder Klaus heute ertragen würde?

Er wolle auch nicht seine eigene Meinung vertreten, so der Bischof, sondern Zeitzeugen des Heiligen zu Wort kommen lassen. Dabei fragte aber auch, ob unsere Gesellschaft heute einen solchen Heiligen, ein «Mahnmal» für die Schweiz und Europa, ertragen würde.

In seinem Vortrag, der sich stark auf die Biografie von Walter Nigg über Bruder Klaus aus dem Jahr 1962 stützte, zeigte Vitus Huonder Bruder Klaus in zahlreichen Facetten, so als Glaubensmann, als Visionär oder Mann des Gebets. Sehr oft zitierte der Bischof lange Passagen aus historischen Dokumenten. Nicht alle im Publikum schienen dafür einen leichten Zugang zu finden. Je länger der Vortrag dauerte, desto unruhiger wurde es an den Festbänken. Wo aber laut geredet wurde, wurde mit deutlichem «Pschscht» auch wieder Aufmerksamkeit gefordert.

Selfie mit Blocher, Gespräch mit Bischof

Ganz anders beim Vortrag von Christoph Blocher, der nach jedem zweiten Satz seine Rede wegen Zwischenapplaus unterbrechen musste. Inhaltlich beschränkte sich auch der alt Bundesrat auf von ihm Bekanntes: Der Rat des Heiligen, den «Zaun nicht zu weit» zu stecken gelte heute erst recht und müsse in der Aussenpolitik der Schweiz als Massstab genommen werden.

Der Rat des Heiligen muss in der Politik als Massstab genommen werden.

Blocher stellte Bruder Klaus als Vorbild für eine moderne Führungslehre dar, machte aber auch klar, um was es ihm – und wohl dem Grossteil der Anwesenden – an diesem Tag geht: Um eine Feier für eine freie und unabhängige Schweiz.

Im Anschluss an die Veranstaltung nutzen viele Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, die beiden Festredner einen kurzen Moment für sich zu haben. Während Christoph Blocher genussvoll für Selfis zur Verfügung stand, bildete sich beim Churer Bischof eine Reihe mit Leuten, die persönliche Worte mit ihm wechseln wollten.

Und was bleibt für die Veranstalter? OK-Präsidentin Monika Rüegger hatte dazu aufgerufen, «etwas von Bruder Klaus» mit nach Hause zu nehmen. «Wir hatten für alle etwas vorbereitet. Alle können etwas mitnehmen», sagte sie gegenüber kath.ch. Und was nimmt sie mit? Eine bleibende Verbundenheit aller Besucher.

Rede von Bischof Vitus Huonder am Anlass «600 Jahre Bruder Klaus»

Tempi passati: von links Guy Parmelin, Bischof Vitus Huonder und Christoph Blocher im Jahr 2017. | © Jürg Frey
20. August 2017 | 11:32
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