Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten
Schweiz

Bischof Jean-Marie Lovey: Papst Franziskus «kennt die Schweiz wirklich gut»

Jean-Marie Lovey ist Bischof von Sitten. Über die Begegnung mit dem Papst am Freitag sagt er: Franziskus sei ein humorvoller und guter Zuhörer. Der Papst habe klargestellt, dass der synodale Prozess kein Parlament sei.

Nach dem Besuch der Schweizer Bischöfe beim Papst am Freitag hat der Sittener Bischof Jean-Marie Lovey gegenüber der Agentur «i.media» Angaben zum Gesprächsverlauf gemacht. Gemäss Lovey dauerte das Treffen fast zwei Stunden: «Der Papst war interessiert und präsent», wie das Portal cath.ch am Sonntag unter Berufung auf «i.media» berichtete.

«Synodale Herausforderung»

Papst Franziskus habe beim Treffen den von ihm angestossenen synodalen Prozess in den Vordergrund gerückt: «Er erinnerte an die Möglichkeit, die dieser wichtige Prozess bietet, aber auch an das, was er nicht ist: ein Parlament.»

Papst Franziskus empfängt die Bischöfe der Schweiz 2021 im Vatikan.
Papst Franziskus empfängt die Bischöfe der Schweiz 2021 im Vatikan.

Es komme wohl nicht von ungefähr, dass der Papst das den Bischöfen aus der Schweiz sage. In der Schweiz gebe es eine sehr alte «demokratische und parlamentarische Kultur» mit entsprechenden Sensibilitäten dafür. Diese Besonderheit stelle eine «synodale Herausforderung» für die Schweizer Bischöfe dar.  

Papst hat Humor

Laut dem Bericht von «i.media» haben den Bischof von Sitten zwei Dinge beeindruckt: Zunächst die «unglaubliche Form», die Papst Franziskus an den Tag legte: «Eine halbe Stunde nach uns empfing er Präsident Emmanuel Macron; er hat sich nicht geschont, sondern alles gegeben.»

Auch sei Bischof Lovey sehr beeindruckt vom Humor des Papstes: «Ehrlich gesagt hatte er einige sehr lustige Überlegungen, die zeigen, dass er die Schweiz wirklich gut kennt und die Nuancen wahrnimmt. Sein Sinn für Pointen zeigt, dass er sehr aufmerksam ist für das, was gesagt wird.»

Der Papst habe auch bewusst zuhören wollen: «Er sagte uns, dass wir ohne Angst über unsere Anliegen sprechen sollen.»

Frischer Wind in den Dikasterien

Das Treffen mit Papst Franziskus war der Höhepunkt des einwöchigen Ad-limina-Besuchs, zu dem sich die Schweizer Bischöfe in Rom aufhalten. Auf dem Programm standen auch der Besuch von rund 15 Dikasterien, also Abteilungen.

Gemäss Lovey hat sich das Klima in den Dikasterien merklich verändert, was Lovey als spürbaren Einfluss von Papst Franziskus interpretierte. Bei seinem Besuch im Jahr 2014 habe «in mehreren Dikasterien nicht diese Atmosphäre» geherrscht. (uab)  


Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten | © Vera Rüttimann
29. November 2021 | 13:28
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