Bischof Büchel: «Barmherzigkeit ist nie abstrakt»

St. Gallen, 15.1.17 (kath.ch) Der St. Galler Bischof Markus Büchel zeigt anhand von konkreten Vorschlägen, wie Menschen Barmherzigkeit leben können. «Barmherzigkeit ist eine Wesenseigenschaft Gottes – wir Menschen können sie leben», schreibt er in seinem diesjährigen Brief an die Gläubigen, der an diesem Wochenende in den Kirchen des Bistums St. Gallen verlesen wird.

Der Bischof nimmt in seinem Hirtenschreiben Bezug auf das Heilige Jahr, das im November vergangenen Jahres zu Ende ging. Ausgangspunkt für seine  Überlegungen ist das hebräische Wort «Rachamim», das sowohl Mutterschoss wie auch Barmherzigkeit bedeutet. Mit diesem typisch biblischen, leib-bezogenen Bild der Gebärmutter werde nichts anderes ausgedrückt als: «Gott geht schwanger mit uns, und wir leben in seinem Mutterschoss», schreibt Büchel in seinem Brief. «Das heisst, wir Menschen werden von ihm beatmet, gefüttert, beschützt, getragen, ausgetragen.» Wenn Menschen sich dessen bewusst seien, hätten sie auch die Kraft, selber barmherzig zu sein und für Gerechtigkeit einzustehen.

Wesentlich ist das konkrete Leben

Büchel thematisiert in seinem Brief auch die Spannung, die es zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit geben kann und die «uns manchmal fast zerreisst». Er ist aber überzeugt, dass das konkrete Leben wesentlich ist, jenseits einer «theoretischen Abwägung» zwischen den beiden Grössen. «Barmherzigkeit ist nie nur abstrakt», zitiert Büchel Papst Franziskus. Sondern sie geschehe in der Begegnung zwischen Menschen oder zwischen Menschen und Gott.

Zeit haben für andere und teilen

Wie spüren Menschen, das Gott sie trägt? Der St. Galler Bischof macht fünf konkrete Vorschläge, wie man als Mensch anderen diese Erfahrung näher bringen kann. So schlägt er vor, für andere zu beten. Dies könne jede und jeder tun. Ein Mensch sein, der Zeit hat und zuhört. So lautet ein weiterer Vorschlag für Gläubige, die konkret zu mehr Menschlichkeit beitragen möchten. Das Teilen von Geld und Gaben, von Möglichkeiten und Chancen schliesslich wird aus Sicht von Büchel immer wichtiger, weil die Solidarität unter den Menschen abnehme, die Anonymität dagegen sich ausbreite.

Der Bischof schliesst mit einem Dank an die Gläubigen, von den viele jeden Tag für andere da seien und ihnen Geld, Zeit und Zuwendung schenkten. (bal)

Markus Büchel | © Bistum St. Gallen
15. Januar 2017 | 14:20
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