Markus Arnold
Schweiz

Begleiter für die «real existierenden Situationen» in der Kirche ausbilden

Luzern, 4. Juli 2018 (kath.ch) Er gilt als ein «alter Kämpfer» für die Sache der Kirche. In den letzten Jahren hat sich Markus Arnold als Dozent und Studienleiter am Religionspädagogischen Institut an der Universität Luzern für eine gute Ausbildung von kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einem sich verändernden kirchlichen Umfeld eingesetzt. Ende Juni wurde er pensioniert. Aber in den Ruhestand tritt er nicht.

Martin Spilker

Die Ethik ist sein Fach. Das Sakrament der Busse ein Thema, das ihn lange Zeit begleitet hat. «Busse als ‹Way of Life›» lautete denn auch der Titel seiner Abschiedsvorlesung in Luzern. Markus Arnold, gebürtiger Zürcher, Katholik, Zürcher Synodenpräsident in der Zeit von Bischof Haas und CVP-Politiker.

Religionslehrer, Seelsorger, Dozent

Arnold ist aber auch Pädagoge und Theologe. Nach dem Studium war er als Religionslehrer am Gymnasium tätig, danach elf Jahre als Seelsorger in Oberrieden am Zürichsee. Bald schon begann Arnold parallel zur Pfarreiarbeit am Religionspädagogischen Institut Luzern (RPI, früher Katechetisches Institut) theologische Ethik zu unterrichten.

1999 wurde Markus Arnold Studienleiter am RPI und gestaltete damit auch dessen Entwicklung von einer Fachschule zu einem Studienangebot mit der Möglichkeit zu einem Bachelorabschluss mit (siehe Text rechts). Seine eigenen Erfahrungen waren für ihn die Grundlage, um in den vergangenen knapp 20 Jahren Menschen auf die Aufgabe als Religionspädagoginnen und Religionspädagogen in einer Pfarrei vorbereiten.

Die real existierende Kirche

Arnold bezeichnet das RPI als eine Ausbildung «für die real existierenden Situationen an der kirchlichen Basis». Und die zeige sich heute in einer kirchlich mehrheitlich distanzierten Gesellschaft. Gewiss gebe es vereinzelte Gruppen wie die Weltjugendtagbewegung, die für manche Kirchenoberen Idealbilder verkörperten. Doch Arnold sagt deutlich: «Diese Gruppen entsprechen nicht dem kirchlichen Alltag. Sie bilden heute eine Parallelkirche.»

«Jugendliche haben gegenüber der Kirche eine ‹Nullbock-Mentalität›».

Die Jugendlichen, denen Religionspädagoginnen und Religionspädagogen heute begegnen, hätten gegenüber der Kirche vielmehr eine «Nullbock-Mentalität».

Neue Angebote schaffen

Spricht aus dieser Haltung Frustration? Keineswegs. Für Markus Arnold ist klar, dass die Kirche auf die Menschen zugehen muss. Abwarten, bis es wieder so wird, wie es einmal war, ist für Arnold keine Option. Die Kirche müsse vielmehr etwas anbieten, was überrasche und anspreche. Dazu zählt er auch neue Formen im Gemeindeleben, welche in den Pfarreien selber entstehen. «Wir müssen das zulassen, auch wenn es theologisch vielleicht nicht ganz korrekt ist», ist Arnold überzeugt.

Im Rahmen des konfessionellen Religionsunterrichts und der Jugendarbeit gebe es dafür sehr viele gute Möglichkeiten. Doch müssten die künftigen Berufsleute das entsprechende Rüstzeug dafür mitbekommen. Im Unterschied zu einem akademischen Theologiestudium lässt sich das RPI als didaktisch-soziokulturelles Lernumfeld für die Tätigkeit in der Kirche beschreiben.

Der feste Platz des Unterrichts verschwindet

Denn immer mehr verschwindet das Fach Religion aus den schulischen Lehrplänen, der konfessionelle Unterricht wird selbst in katholischen Stammlanden nur noch an Randzeiten des Stundenplans angeboten. «Dabei wären diese Themen gerade heute in der Schule zwingend», so Arnold, der besonders auf die Wichtigkeit der Information über andere Religionen aufmerksam macht.

«Wenn der Religionsunterricht aus der Schule verschwindet, muss sich seine Form ändern.»

«Wenn aber der traditionelle Religionsunterricht aus der Schule verschwindet, muss sich auch dessen Form ändern», sagt Arnold. Die Vorbereitungen auf die Sakramente für Kinder und Jugendliche finden direkt in den Gemeinden statt. Vielerorts unter Einbezug der Eltern oder weiteren engagierten Pfarreiangehörigen.

Die Gemeinde als Subjekt der Kirche

Das Stichwort dazu lautet Gemeindekatechese. Die Katechese, die «Unterweisung» der jungen Pfarreimitglieder, geschieht direkt in der Gemeinde, die damit Verantwortung für die Glaubensweitergabe übernimmt. «So sind die Gläubigen Subjekte der Katechese, nicht Objekte von professionellen Seelsorgerinnen und Seelsorgern», sagt Arnold. Das entspreche auch dem Bild der Gemeinde, wie sie bereits der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner entworfen habe.

Die Aufgabe der Religionspädagoginnen und Religionspädagogen sei es, im Seelsorgeteam ihre speziellen Kompetenzen für die Gemeindearbeit einzubringen. «Es geht um den Aufbau der ‹Koinonia›, der lebendigen Gemeinschaft», wie es Arnold beschreibt. Beispielsweise bei der «Firmung mit 17», die Markus Arnold selber während seiner Tätigkeit als Seelsorger eingeführt hat und die vielerorts zu einem ganz neuen Einbezug der Familien und Angehörigen der Firmlinge in das Gemeindeleben geführt habe.

«Ich kann nicht nichts machen»

Hier müsse das RPI wach bleiben und die Ausbildung ständig an die sich verändernde Wirklichkeit anpassen. – Wer den nun pensionierten Studienleiter so reden hört, glaubt nicht, dass hier jemand in den Ruhestand tritt. Und das wird Markus Arnold auch nicht. Seit einigen Jahren wohnt er im Kanton Luzern und wird dort in einer Landpfarrei mit einem 40-Prozent-Pensum als Seelsorger tätig sein.

Für ihn ist dies auch eine Frage der Solidarität in einer Zeit, in der es immer weniger Seelsorger gibt. Zudem wird er am RPI noch in einigen Modulen mitwirken, so auch in seinem Thema Busse und Versöhnung. – «Ich kann nicht nichts machen», sagt er schmunzelnd.

Markus Arnold | © Martin Spilker
4. Juli 2018 | 10:28
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Religionspädagogisches Institut Luzern

Das RPI ist eine praxisorientierte Ausbildungsstätte an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern. Die Ausbildung zur Religionspädagogin, zum Religionspädagogen mit Diplomabschluss dauert in der Regel vier Jahre. Mit einem Zusatzjahr können auch Studierende ohne Matura einen Bachelorabschluss erreichen.

Das Studium ist stark praxisorientiert und so aufgebaut, dass es auch für Quereinsteiger zu bewältigen ist, die in einem angestammten Beruf weiterarbeiten. Damit hat das RPI auf eine Nachfrage reagiert, die für die Zukunft der Seelsorgeberufe von grosser Bedeutung ist, wie Markus Arnold, abtretender Studienleiter des RPI, sagt.

Am RPI werden pro Jahrgang 15 bis 20 Personen ausgebildet. Rund die Hälfte davon wähle diesen Weg als Erstausbildung, die andere Hälfte setze sich aus Leuten zusammen, die oft bereits in einer Pfarrei engagiert waren und nun eine professionelle Tätigkeit in der Seelsorge suchten. (ms)