Mit 500 Jahren Verspätung: Der Synodalen Wege fordert, was Protestanten schon lange haben: das Priestertum aller.
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Auch Schweizer kritisieren den Synodalen Weg in Deutschland

Ein «Reform-Manifest» kritisiert den Synodalen Weg in Deutschland. Eine Gruppe deutscher Pilger hat es dem Papst übergeben. Das Manifest geht auch auf Martin Brüske zurück. Menschen in der Schweiz haben es mitunterschrieben.

Am Rande der wöchentlichen Generalaudienz überreichten Vertreter der Initiative «Neuer Anfang» Franziskus ein Heft mit eigenen Aussagen zu Themen, die beim Synodalen Weg von Deutscher Bischofskonferenz (DBK) und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) behandelt werden.

Bernhard Meuser und Martin Brüske

Darin danken sie dem Papst für die Initiative der Weltsynode. Gleichzeitig kritisieren sie, dass der «offizielle Synodale Weg in Deutschland aus dem Ruder läuft». «Im Gezänk politisierter Gruppen» scheine «die Freude am Evangelium verloren zu gehen». 

Das Manifest geht auf eine Initiative des Verlegers Bernhard Meuser und des in Freiburg im Üechtland lehrenden Theologen Martin Brüske zurück.

«Selbstsäkularisierung der Kirche»

Das bisher von gut 5800 deutschsprachigen Personen unterzeichnet

e «Glaubensmanifest» enthält neun Thesen. Diese befassen sich mit Themen wie der Legitimation des Synodalen Weges von DBK und ZdK, der Einheit der Kirche, Macht, Frauen, Ehe, Laien und Priester sowie Missbrauch.

Radikale Forderungen beim Synodalen Weg kämen einer «Selbstsäkularisierung der Kirche» gleich, so Meuser gegenüber dem cic. Zudem sei in Deutschland längst die synodale Stimmung abhanden gekommen, die Kirche gespalten. Für die Formulierung von Minderheiten gebe es keine faire Chance, sich Gehör zu schaffen.

Kritik an Machtmissbrauch

Zwar sind nach Auffassung der Initiative «grundlegende Reformen der Kirche» notwendig. Der bisherige Synodale Weg aber verfehle «auf dramatische Weise den Ansatz wahrer Reform». Fixiert auf äussere Strukturen gehe er am Kern der Krise vorbei; «er verletzt den Frieden in den Gemeinden, verlässt den Weg der Einheit mit der Weltkirche», heisst es in der Präambel.

#Liebegewinnt: Meinrad Furrer segnet im Mai 2021 in Zürich ein lesbisches Paar.
#Liebegewinnt: Meinrad Furrer segnet im Mai 2021 in Zürich ein lesbisches Paar.

So formuliert die Initiative eigene Vorschläge: Macht in der Kirche müsse dienen, legitim und transparent sein. «Tatsächlich gibt es auch Machtmissbrauch in der Kirche», heisst es. Man wolle aber «keine Kirche der Beamten und Funktionäre». Die Sakramentalität der Kirche müsse ebenso gewahrt bleiben wie der Unterschied von Klerikern und Laien.

Sonderstellung der Ehe

Fähigkeiten und Charismen von Frauen sollen den Unterzeichnern zufolge stärker anerkannt werden; ihre Nicht-Zulassung zum Priesteramt sei aber keine Diskriminierung. In der gegenwärtigen Krise der Kirche müssten Laien gestärkt werden und mehr Verantwortung übernehmen, so Peter Esser von der Gruppe.

Peter Esser
Peter Esser

Keinem Menschen dürfe Segen vorenthalten werden; allerdings müsse die Kirche «jeden Anschein vermeiden, als würde sie einen dem Ehesakrament vergleichbaren Segen zur ‘Ehe für alle’» geben. Die Sonderstellung der Ehe zwischen Frau und Mann als Sakrament müsse gewahrt bleiben.

Messe mit Kurienkardinal Kurt Koch

Für ihre Ansichten sieht die Initiative nach eigener Aussage weder beim Synodalen Weg noch im offiziellen Verfahrensweg der vom Vatikan vorgesehenen Weltsynode – Sammlung über nationale Bischofskonferenzen – eine reelle Chance.

Kardinal Kurt Koch
Kardinal Kurt Koch

Bei ihrem mehrtägigen Besuch in Rom feiern Mitglieder der insgesamt 50-köpfigen Gruppe unter anderem Messen mit Kurienkardinal Kurt Koch und Erzbischof Georg Gänswein. Auch ist ein Treffen mit Kardinal Walter Kasper vorgesehen. Dieser hatte zuvor auch bei Online-Workshops der Initiative «Neuer Anfang» mitgewirkt.

Unterschriften aus der Schweiz

Auch Menschen in der Schweiz haben das Manifest unterzeichnet, wie der Website zu entnehmen ist, darunter der Lehrer Daniel Ric, der Benediktiner von Disentis, Bruno Rieder, der geistliche Leiter von «Oremus», Pfarrer René Sager, Schwester Teresa Monn aus Cazis oder Pater Jean-Uriel Frey von der Internationalen Gemeinschaft der Seligpreisungen. (cic/rr)

6. Januar, 11.45 Uhr: In einer ersten Fassung war zu lesen, die Gruppierung wolle ihr Anliegen nicht über ZdK und DBK in die Weltsynode einfliessen lassen und habe ihr Anliegen deshalb direkt dem Papst übergeben. Dies ist aus Sicht der Gruppierung nicht zutreffend, deshalb haben wir diesen Satz aus dem Artikel entfernt.


Mit 500 Jahren Verspätung: Der Synodalen Wege fordert, was Protestanten schon lange haben: das Priestertum aller. | © KNA
5. Januar 2022 | 19:27
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