Susanne Andrea Birke
Schweiz

«Nicht nur die Atomenergie, auch die Frauenpower soll zur Sprache kommen»

Aarau, 25.8.16 (kath.ch) Die 6. Schweizerische Frauensynode vom 28. August läuft unter dem Motto «Energie – bestärken, bewegen, bewirken». Das Thema liege nahe im Energiekanton Aargau, sagt Susanne Andrea Birke, Mitorganisatorin in der Projektleitung des ökumenischen Frauenkirchentreffens. Die Synode weite den Blick aber aus – auch auf persönliche, theologische und politische Fragen. Birke arbeitet in der Fachstelle Bildung und Propstei der römisch-katholischen Kirche im Aargau.

Regula Pfeifer

Wie sind Sie aufs Thema Energie gekommen?

Susanne Andrea Birke: Wir haben vor geraumer Zeit Frauen im Aargau zu zwei Anlässen eingeladen, um über ihre Visionen und mögliche Themen für die Frauensynode zu sprechen. Da kristallisierte sich heraus: Energie ist ein wichtiges Thema im Aargau, wo wir die Frauensynode 2016 organisieren. Der Kanton ist von Wasserkraft und Atomkraft geprägt. Wir wollten das Thema aber viel breiter anpacken.

Wie gehen Sie das an?

Birke: Uns interessierte etwa auch die persönliche Energie und Fragen wie: Wo stehe ich mit meiner Kraft, woraus schöpfe ich Kraft? Aber auch die Frauenpower sollte zur Sprache kommen und ergründet werden: Wo steckt diese Kraft heute? Im Neuen Testament wird der Begriff Dynamis als Kraft in Zusammenhang mit Heilung erwähnt. Auch das interessierte uns kirchlich engagierte Frauen. Wir wollten das Thema politisch, persönlich und spirituell angehen.

Uns interessierten auch Fragen wie: Wo stehe ich mit meiner Kraft, woraus schöpfe ich Kraft?

Die Hauptdiskussion an der Frauensynode bestreiten die Chefin einer Energiefirma und eine Dominikanerin, weshalb?

Birke: Wir wollten einerseits eine Person haben, die mitten in der Energiefrage drinsteht. Das ist bei Suzanne Thoma, CEO der Berner Kraftwerke BKW, der Fall. Als kirchliche Frauenorganisationen interessierte uns aber auch der schöpfungstheologische Aspekt. Hier haben wir mit Schwester Ingrid Grave eine kompetente Person gefunden. Als Ordensfrau wird sie wohl auch zu persönlichen Fragen viel zu sagen haben.

In den Workshops setzt die Synode stark auf Erfahrung. Achtsamkeit wird geübt, die Kraft des Wassers erlebt…

Birke: Am Morgen der Frauensynode gibt es viel zu hören, viel für den Verstand. Da wollten wir am Nachmittag eine andere Erfahrung ermöglichen. Ganzheitliche Erfahrung ist in der Frauenkirchenbewegung seit langem ein wichtiges Anliegen. Die Frauen sollen mit ihrem ganzen Sein dabei sein können.

Die Gesprächsrunden thematisieren die Energiezukunft, die Rolle der Frauen in der Kirche und das Gebären und Sterben. Weshalb?

Birke: Zur Energiezukunft: Im Energiekanton Aargau wollen wir nicht nur über die Atomkraft debattieren, sondern Visionen entwickeln für eine nachhaltige und zukunftsträchtige Energieversorgung.

Wir wollen Visionen entwickeln für eine zukunftsträchtige Energieversorgung.

Die Frauensynode ist ein Kind der Frauenkirchenbewegung und ökumenisch. Deshalb wollen wir die Rolle der Frauen in der Kirche prominent einbringen und eine Standortbestimmung aus ökumenischer Sicht machen. Die Frauen in der reformierten und der katholischen Kirche stehen ja an sehr unterschiedlichen Orten. Da fragen wir uns: Welchen Themen sind heute aktuell und wo braucht es noch Arbeit. An dieser Gesprächsrunde beteiligen sich zwei engagierte Theologinnen: die Katholikin Jacqueline Straub und die Reformierte Esther Straub.

Und Gebären und Sterben?

Birke: Bei der Gesprächsrunde zum Gebären und Sterben geht es um Lebenskraft an zwei einschneidenden Punkten im Leben. Eine Hebamme und eine Seelsorgerin, die Sterbende begleitet, werden über diese Prozesse sprechen. Der Geburtsprozess und seine spirituelle Dimension beschäftigt die Frauenkirchenbewegung schon lange. Der Sterbeprozess wird aktuell unter dem Begriff Palliative Care intensiv diskutiert. Wir wollen auch hier den Blick der Frauen auf das Thema ergründen.

Was soll die Frauensynode bewirken?

Birke: Ich wünsche mir, dass die Stimmen der Kirchenfrauen wahrgenommen werden – in der Kirchenleitung, in der Politik und in der Öffentlichkeit. Und ich hoffe, dass die beteiligten Frauen neu inspiriert und gestärkt in ihren Alltag zurückkehren und dort ihre Anliegen einbringen können.

Susanne Andrea Birke | © zVg
25. August 2016 | 10:45
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Die Frauensynode

Die diesjährige Frauensynode findet am 28. August im Kultur- und Kongresshaus Aarau statt. Die Frauensynode ist ein prozessorientiertes und kirchennahes Projekt der Frauen-Kirchen-Bewegung Schweiz, heisst es auf der Homepage der Frauensynode. Ziel sei, kirchliche und nichtkirchliche Frauen miteinander zu verbinden, alle zu ihrem Engagement zu ermutigen und einen Beitrag aus Frauensicht zu einem gesellschaftlich aktuellen Thema zu leisten.

Die Frauensynode findet seit 1995 etwa alle vier Jahre in einer Schweizer Stadt statt. Fünf gingen bereits über die Bühne, die erste in St. Gallen, die letzte 2011 in Zürich.

Die Trägerschaft der Frauensynoden bildet nach eigenen Angaben der Verein Frauen-Kirchen-Synode Schweiz mit Sitz in Luzern. Im Vorstand vertreten sind die beiden grossen konfessionellen Frauenverbände Evangelische Frauen Schweiz (EFS) und Schweizerischer Katholischer Frauenbund (SKF), eine Kontaktperson zur Europäischen Frauensynode und je zwei Vertreterinnen der regionalen Projektleitung.

Weitere Informationen: www.frauensynode.ch