Arnd Bünker:  "Wir dürfen nicht so planen, dass wir die Seelsorgenden mit Aufgaben überladen."
Schweiz

Arnd Bünker: «Ivo Fürer war geistig hellwach, informiert und reflektiert»

Der am Dienstag verstorbene Bischof Ivo Fürer gehörte zu den Gründerfiguren des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI). Mit seinem Mitinitiator Urs Cavelti habe er ein «sehr wirkmächtiges Duo» gebildet, würdigt ihn SPI-Leiter Arnd Bünker.

Barbara Ludwig

Ivo Fürer gehört zu den Initiatoren des 1968 gegründeten SPI. Welche Rolle spielte er konkret bei der «Geburt» des Forschungsinstituts?

Arnd Bünker*: Ivo Fürer war damals Bischofsvikar in St. Gallen und gewissermassen ein zentraler Orchestrierer vieler Aufbrüche und Modernisierungsprozesse in der katholischen Kirche nicht nur in St.Gallen, sondern in der ganzen Schweiz – und schliesslich ja auch auf europäischer Ebene und darüber hinaus. Ivo Führer war vom Konzil geprägt und nahm den Impuls auf, dass die Kirche beim Hören auf die Zeichen der Zeit auch sozialwissenschaftliche Kenntnisse berücksichtigen sollte.

«Die Soziologie war in den 1960er Jahren die Leitwissenschaft der Modernisierung.»

Wie meinen Sie das?

Die Soziologie war in den 1960er Jahren gewissermassen die Leitwissenschaft der Modernisierung – und so lag der Impuls für ein Pastoralsoziologisches Institut nahe. Ivo Fürer hat auch bereits die strategisch wichtige doppelte Verankerung – das SPI als Institut des Katholischen Konfessionsteils St. Gallen und als Schweizerisches Institut mit der Integration der heutigen Pastoralkommission der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) – konzeptionell vorbereitet.

Musste Ivo Fürer die Bischofskonferenz überzeugen, dass es ein SPI braucht?

Bünker: Nein, im Gegenteil. Man war in der Bischofskonferenz von den Umwälzungen des Konzils wohl eher überfordert und froh, dass man mit dem SPI eine wissenschaftlich fundierte Arbeitsstelle hatte, die sich im Dienst pastoraler Planung verstand. Zu den ersten Aufgaben des SPI gehörte die Beratung beim Organisationsaufbau der SBK. Dann hat die Pastoralplanungskommission auch viele Aufgaben übernommen, die heute im Bereich der Mitfinanzierung SBK/RKZ liegen.

«Er kannte die DNA der Kirche in der Schweiz wohl am besten.»

Ivo Fürer genoss als Bischofsvikar das Vertrauen aller Seiten, der staatskirchenrechtlichen Seite wie der Bischofskonferenz. Ihm traute man zu, gute Lösungen für die Leitungsherausforderungen der Kirche auch auf Schweizer Ebene zu finden. Mit seinem Mit-Initiator, Urs Cavelti – von ihm kam der allererste Anstoss zum SPI – bildete er ein sehr wirkmächtiges Duo. Sie haben das Wohlwollen des Katholischen Konfessionsteils in St. Gallen wie der SBK offenbar ohne Widerstände gesucht und gefunden.

Waren Sie als Leiter des SPI noch mit ihm in Kontakt?

Bünker: Ich habe Ivo Fürer erst in seiner letzten Lebensphase kennengelernt. Er war immer geistig hellwach, informiert und reflektiert. Ich hätte ihn gerne schon früher kennengelernt, da er die DNA der Kirche Schweiz wohl mit am besten kannte.

* Das Interview wurde schriftlich geführt. Der Theologe Arnd Bünker ist Leiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI) in St. Gallen.


Arnd Bünker: «Wir dürfen nicht so planen, dass wir die Seelsorgenden mit Aufgaben überladen.» | © Sylvia Stam
13. Juli 2022 | 18:15
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