Erwin Kräutler, emeritierter Bischof von Xingu (Brasilien), 2019 in der Synodenaula im Vatikan.
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Amazonas-Bischof Kräutler skeptisch gegenüber Weltsynode

Erwin Kräutler wirft Fragen zur Amazonas-Synode 2019 auf – und zwar mit Blick auf die anstehende Weltbischofssynode. Zum Beispiel, warum sich Papst Franziskus damals geweigert habe, die Vorschläge einer Zweidrittelmehrheit umzusetzen.

Der als Amazonas-Bischof bekannte Erwin Kräutler (83) zeigt sich in Sorge, dass die von Papst Franziskus einberufene Weltbischofssynode enden könnte wie die Amazonas-Synode 2019. Obwohl sich damals die grosse Mehrheit für Änderungen etwa mit Blick auf die Zulassung von Frauen zu Weihämtern und beim Zölibat ausgesprochen hatten, übernahm der Papst diese Vorschläge nicht.

«Ich möchte nicht pessimistisch sein»

«Ich möchte nicht pessimistisch sein, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass Papst Franziskus nun schon mit mehr als 86 Jahren den Mut aufbringt, beispielsweise den Pflichtzölibat aufzuheben», so Kräutler in einem online veröffentlichten Beitrag für die Freiburger «Herder Korrespondenz». Das nach der Synode veröffentlichte päpstliche Schreiben «Querida Amazonia» nennt Kräutler «so etwas wie eine eiskalte Dusche im tropisch-heissen Amazonien».

Indigene zu Beginn der Amazonas-Bischofssynode im Vatikan, Oktober 2019.
Indigene zu Beginn der Amazonas-Bischofssynode im Vatikan, Oktober 2019.

Kräutler stellt die Frage, warum sich der Papst geweigert habe, die mit mehr als einer Zweidrittelmehrheit von der Synode verabschiedeten Vorschläge umzusetzen, «wenn auch noch nicht für die gesamte Weltkirche, so doch wenigstens für die Kirchen in Amazonien». Aus Sicht des Bischofs hat der Papst dazu ermutigt, neue Wege für die Kirche zu suchen, um ihnen «dann plötzlich einen Riegel vorzuschieben».

Fragen zum Stimmrecht an Amazonas-Synode

Aus Kräutlers Sicht scheint es leichter, «über eine ganzheitliche Ökologie zu debattieren als über Strukturveränderungen innerhalb der Kirche». Zugleich stellt er die Frage, warum mit der Situation am Amazonas nicht vertraute Kardinäle und Bischöfe damals ein Stimmrecht besassen, nicht aber die an der Synode teilnehmenden Frauen aus Amazonien. Der aus Vorarlberg stammende Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof von Xingu im Amazonasgebiet. Auch nach seiner Emeritierung setzt er sich für die Menschen am Rand der Gesellschaft in Brasilien ein.


Erwin Kräutler, emeritierter Bischof von Xingu (Brasilien), 2019 in der Synodenaula im Vatikan. | © KNA
22. Juni 2023 | 09:00
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