Taizé-Prior Alois Löser an der Bischofsynode zur Jugend in Rom
Vatikan

«Am Ende dieser Synode spüren wir, dass sich die Dinge bewegen»

Rom, 27.10.18 (kath.ch) «Es besteht eine starke Bereitschaft der Bischöfe, voranzukommen, der Jugend näher zu kommen», versichert Alois Löser, Prior der Ökumenischen Gemeinschaft Taizé im Burgund. Kurz vor dem Abschluss der Synode über die Jugend in Rom am 28. Oktober zeigt er sich zuversichtlich, dass das Treffen konkrete Früchte tragen wird.

Raphaël Zbinden

«Wir können grosse Hoffnung in die heutige Jugend haben», betont Alois Löser. Nach einem Monat Synode ist die Müdigkeit, aber auch die Zufriedenheit beim Verantwortlichen für Taizé spürbar. Vor einer Handvoll Medien, darunter cath.ch, die am 26. Oktober in den Räumen von «Vatican News» versammelt waren, bewertete er die Bischofssynode zum Thema «Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung» positiv.

Für Austausch zwischen den Generationen

Der französische Ordensmann deutscher Herkunft ist Mitglied der Kommission, die den Auftrag hat, einen Brief an junge Menschen auf der ganzen Welt zu erstellen. Die Idee unterstützte Löser, da sie den Zugang zu den Schlussfolgerungen der Sitzung erleichtern sollte. «Es ist wahrscheinlich, dass nur wenige junge Menschen das Abschlussdokument lesen werden. Der Brief mit seinem kürzeren Format soll die Menschen dazu bringen, ein sehr offenes und konkretes Abschlussdokument zu lesen», sagt er.

Löser ist nach eigenen Angaben nach Rom gekommen, um in der Kirche die Bildung von Wegen, Formen und Orten anzuregen, an denen junge Menschen gehört werden können. Sein Engagement ist von seinenen Erfahrungen in Taizé inspiriert. «Junge Menschen haben diesen sehr starken Wunsch gehört zu werden, vor allem von Erwachsenen. Papst Franziskus hat sehr gut daran getan, auf dem Aspekt des intergenerationellen Austauschs zu beharren. Das ist ein entscheidender Punkt in dieser Angelegenheit.»

Junge Menschen, die sich engagieren

Löser stellt mit Befriedigung eine Übereinstimmung fest zwischen seinen Erfahrungen mit der Jugend und den Themen, die während der Synode behandelt wurden. «Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Jugendlichen wirklich bereit sind, sich für den Schutz der Schöpfung, für Frieden und gegen Ungerechtigkeit zu engagieren», sagt der Prior von Taizé. «Gleichzeitig sind sie auf einer intensiven Suche nach Innerlichkeit und durstig nach einer persönlichen Begegnung mit Christus.»

«Der Austausch hat unseren Horizont erweitert.»

Nach Angaben des Taizé-Verantwortlichen gibt es bei den heutigen Jugendlichen ein wiedererwachendes Interesse an politischen Fragen. «Sie sind zwar enttäuscht und desillusioniert von der ‘grossen Politik’, aber sehr motiviert, sich in der lokalen Politik einzubringen, etwa bei Initiativen des Teilens». Der Ordensangehörige erwähnte, dass sich in Cluny, in der Nähe von Taizé (Departement Saône et Loire), junge Menschen aus der Gemeinschaft verpflichtet haben, einen «Solidaritätsgarten» zu pflegen, dessen Produktion den «Restos du Cœur» abgeben wird. Die «Restos du Cœur» verteilen während der Wintermonate Nahrung und Kleidung an Bedürftige. «Für mich ist diese Einsatzbereitschaft ein grosses Hoffnungszeichen, das von den politischen Führern oft vernachlässigt wird.»

Der Ordensmann bedauert, die Politiker sähen die Vitalität der jungen Menschen weniger als die Angst, die auch in ihren eigenen Reihen wachse. Die Taizé-Gemeinschaft nimmt die Ängste, insbesondere betreffend Einwanderung, ernst und versucht sie zu relativieren. «Wir ermutigen die jungen Menschen – und sie ermutigen sich gegenseitig – sich diesen Ängsten zu stellen. Sie bringen Migranten nach Taizé, manchmal Muslime. Das ergibt sehr fruchtbare Begegnungen.» Der Prior gibt zu, dass die Angst nicht immer verschwinde, doch sie «wird auf diese Weise richtig eingeordnet».

Eine Synode des Zuhörens

Differenz und Vielfalt waren wichtige Themen an der Synode. Sie haben laut dem Prior zur Horizonterweiterung der Teilnehmenden beigetragen. «Denn wir sind uns der Komplexität der Situationen in der Welt oft nicht ausreichend bewusst», sagt Löser. Er zitiert insbesondere einen afrikanischen Bischof, der nach einem Video über Migration und wirtschaftliche Schwierigkeiten in Afrika bedauerte, viele würden die aussergewöhnliche Vitalität der Kirche auf dem Kontinent nicht sehen.

Für Alois Löser war das Zuhören eine der Hauptqualitäten dieser Synode. Auch wenn es nicht viele junge Menschen gegeben habe, versicherte er, seien sie umfassend angehört worden und hätten die Versammung mit ihrer Anwesenheit geprägt.

«Jetzt liegt es an den Bischöfen, dies in ihren Regionen zu verwirklichen.»

Der Austausch in kleineren Diskussionsgruppen, zwischen Jugendlichen, Vertretern der katholischen Kirche und Vertretern anderer Kirchen, sei sehr konstruktiv gewesen, so der Ordensmann. «In meiner Gruppe hat es sogar Fortschritte auf ökumenischer Ebene gegeben.»

Platz der Frauen und Ausbildung

Die «schönen Erklärungen», die abgegeben wurden, waren laut Löser mehr als nur leere Worte. Er bestätigt den sehr starken Willen der Bischöfe, diese Synode in die Tat umzusetzen. «Das Abschlussdokument wird sie zu konkreten Lösungen zur Begleitung junger Menschen führen». Der Taizé-Prior räumt aber ein, dass nicht alles sofort in die Praxis umgesetzt werden könne und einige Dinge noch zu überdenken seien und reifen müssten.

Dies ist der Fall bei den Ideen zur Priesterausbildung, die ausführlich diskutiert wurden. Nach Ansicht von Alois Löser wurde der Wunsch geäussert, diese Ausbildung mit pastoralen Erfahrungen zu verbinden. Es wurden auch Gespräche darüber geführt, wie die Ausbildungen von Priestern und Laien miteinander verbunden werden könnten.

Die Stellung der Frauen in der Kirche war ebenfalls ein wichtiges Diskussionsthema. Auch wenn vereinbart wurde, dass die verschiedenen Kulturen in diesem Bereich berücksichtigt werden sollten, bestehe ein echter Wunsch, in dieser Frage voranzukommen, versicherte der Prior von Taizé.

Anpassung an lokale Gegebenheiten

Der Skandal um sexuellen Missbrauch war laut dem Taizé-Vetreter ebenfalls ein viel diskutiertes Thema. «Vielen ist bewusst worden, dass es sich nicht nur um wenige Einzelfälle handelt, sondern dass die ganze Kirche betroffen ist.» Es sei wichtig gewesen, dass die Bischöfe an der Synode ihre Bitte um Vergebung bekräftigt und die Bereitschaft signalisiert hätten, Mentalitäten, Strukturen in der Kirche zu ändern.

Andere Themen wie die Ehe von Priestern wurden offenbar weniger diskutiert. «Vielleicht gab es in dieser Angelegenheit einen Mangel», gibt der Ordensmann zu. (cath.ch/Übersetzung: rp)

Taizé-Prior Alois Löser an der Bischofsynode zur Jugend in Rom | © Raphaël Zbinden
27. Oktober 2018 | 11:00
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