Der Einsiedler Abt Urban Federer an der Gedenkfeier für Corona-Opfer der Schweizer Bischofskonferenz im Jahr 2021.
Zitat

Abt Urban Federer: Gott sei Dank haben wir eine eigene IKT-Abteilung

«Es musste schnell gehandelt werden, im März 2020, als klarwurde: Auch in der Karwoche und an Ostern werden in der Klosterkirche keine Gläubigen mit uns Mönchen zusammen Gottesdienste feiern können.

Einsiedler Mönche übertragen das Konventamt Live, 22. März
Einsiedler Mönche übertragen das Konventamt Live, 22. März

Gott sei Dank verfügen wir im Kloster über eine eigene IKT-Abteilung, der ein Mitbruder vorsteht. Praktisch über Nacht wurde ein Livestream aufgebaut nach dem Motto: Wenn die Leute nicht mehr zu uns kommen können, dann gehen wir zu ihnen. Auch der Seelsorgedienst am Telefon wurde ausgebaut und die Social-Media-Kanäle des Klosters gewannen an Bedeutung.

Ein Jahr später ist noch nicht klar, wann was wieder möglich sein wird. Die Menschen werden vorsichtig bleiben, vor allem ältere.

"Sind sie alle ans Licht gebracht": Die Sonne küsst die Einsiedler Klosterkirche.
"Sind sie alle ans Licht gebracht": Die Sonne küsst die Einsiedler Klosterkirche.

Auch nach Einsiedeln werden weniger Menschen kommen, aber sie werden kommen. Corona beschleunigt Trends, die schon länger da gewesen sind. Und das bleibt für uns eine Herausforderung und Chance zugleich: Wir sollten mehr für kleinere Gruppen und Einzelne da sein und gleichzeitig die digitalen Medien nutzen, um ein Fenster hin zu einer grösseren Öffentlichkeit zu haben.

Denn unsere Botschaft ist aktueller denn je: In Jesus Christus ist Freiheit möglich, auch unter den Einschränkungen einer Pandemie. Und dieses Leben in Christus leben wir im Kloster in unserer Tradition der Gottsuche: im Wechsel zwischen Gebet, Arbeit, Studium und Gemeinschaftsleben.

Die Schwarze Madonna von Einsiedeln.
Die Schwarze Madonna von Einsiedeln.

Diese Rhythmisierung unseres Lebens mit Gott ist eine gute Botschaft für eine Welt, in der vieles unsicher und unbeständig geworden ist und vielen Menschen Existenzängste zu schaffen machen. Unsere Art der Gottsuche wollen wir darum auch in Zukunft teilen: hier in Einsiedeln und über digitale Kanäle mit vielen Menschen zu Hause.

Der Benediktiner Urban Federer ist Abt des Klosters Einsiedeln. Im Jahresbericht der Schweizer Bischofskonferenz blickt er auf den Beginn der Corona-Pandemie zurück. (rr)


Der Einsiedler Abt Urban Federer an der Gedenkfeier für Corona-Opfer der Schweizer Bischofskonferenz im Jahr 2021. | © Christian Merz
2. Juni 2021 | 09:41
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!