Schwester Benedikta
Schweiz

Verenaschlucht ohne Eremitin: Schwester Benedikta hat gekündigt

Solothurn, 1.3.16 (kath.ch) Seit Samstag, 27. Februar, steht die Einsiedelei St. Verena bei Solothurn leer. Schwester Benedikta hat ihre Anstellung als Einsiedlerin bei der Bürgergemeinde Solothurn per Ende Februar gekündigt. Der Ort habe der Einsiedlerin nicht das spirituelle Leben ermöglicht, das sie suche, sagte Sergio Wyniger, Bürgergemeindepräsident, gegenüber kath.ch. Schwester Benedikta lebte seit Juli 2014 in der Schlucht.

Die Bürgergemeinde und Schwester Benedikta – mit zivilem Namen Franziska Sigel – hätten lange darum gerungen, dass die Einsiedelei St. Verena ein «gehüteter Ort mit einer authentischen Einsiedlerin» sein kann, teilte die Bürgergemeinde am Dienstag, 1. März, mit. Die Ziele und Vorstellungen seien jedoch zu verschieden: Schwester Benedikta habe deshalb die Einsiedelei verlassen, um ihrer Berufung treu zu bleiben.

Attraktiver Ort zieht viele Besucher an

«Schwester Benedikta hat der Spiritualität einen grösseren Stellenwert beigemessen», sagte Wyniger gegenüber kath.ch. Man habe ihre diesbezüglichen Ansprüche nicht erfüllen können. Die Bürgergemeinde betrachte die Einsiedelei in der Verenaschlucht als einen Ort, der für alle zugänglich sein solle. Also auch für Menschen, die Sport machen oder einfach die Natur geniessen wollten.

Die Schlucht ist ein attraktiver Ausflugsort. An Sonntagen besuchen nach Angaben von Wyniger «tausende» Menschen die Einsiedelei. Dass der Rummel zu stark sei, habe man immer wieder vernommen, so der Präsident der Solothurner Bürgergemeinde. Es könne folglich schwierig sein, hier sein Leben dem Gebet zu widmen, so Wyniger.

Einsiedelei ohne Eremit?

Die Bürgergemeinde bedauert den Weggang von Schwester Benedikta, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Einsiedlerstelle werde vorläufig nicht ausgeschrieben. Die Bürgergemeinde will die Situation grundsätzlich überdenken und ein neues Konzept erarbeiten. Wyniger geht davon aus, dass auch künftig ein Eremit oder eine Eremitin die Einsiedelei bewohnen wird, wie er gegenüber kath.ch sagte. «Aber eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.» Es sei durchaus möglich, dass die mit der Erarbeitung des Konzepts betraute Arbeitsgruppe zu einem anderen Schluss komme und die Einsiedelei künftig ohne Einsiedler auskommen müsse.

Schwester Benedikta wird gemäss Mitteilung wieder als Stadteremitin leben. Wo, wollte Wyniger nicht verraten. Die Schwester selbst war am Dienstag, 1. März, für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Mutter von vier erwachsenen Kindern lebte nur etwas mehr als eineinhalb Jahre in der Einsiedelei. 2014 war die Bernerin aus 119 Personen, die sich um die Eremitenstelle beworben hatten, ausgewählt worden. Zu ihren Aufgaben gehörte die Pflege des Gartens, der Kontakt zu den Besuchern und die Betreuung der beiden Kapellen St. Martin und St. Verena.

Vorgängerin verliess Schlucht wegen des Rummels

Ihre Vorgängerin Verena Dubach hatte die Verenaschlucht im März 2014 aus gesundheitlichen Gründen verlassen; sie zog in ein Altersheim. Der damals 68-Jährigen war der Rummel zu viel geworden. Sie war als erste Frau 2009 als Einsiedlerin ausgewählt worden. Der Vorgänger hatte ein Vierteljahrhundert in der Verenaschlucht gelebt. Die beiden Kapellen und die Klause in der Einsiedelei stammen, so wie sie heute aussehen, aus dem 17. Jahrhundert und gehören der Bürgergemeinde Solothurn. (bal)

 

 

 

Schwester Benedikta | © 2014 SRF
1. März 2016 | 14:24
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