Die Menschen aus der Ukraine singen ein Schlusslied
Schweiz

Geflüchtete aus der Ukraine singen im Gottesdienst in Teufen

Emotionaler Gottesdienst in Teufen AR: Diakon Stefan Staub heisst Menschen aus der Ukraine willkommen. Seit Donnerstag sind 120 Geflüchtete vor Ort. Staub ist überzeugt: «Unsere Gäste aus der Ukraine werden das Rotbachtal nachhaltig verändern.»

Raphael Rauch

Angekündigt war ein ökumenischer Suppentag. In der reformierten Kirche in Teufen AR hängt das Hungertuch zur Fastenzeit 2021–2022. Es zeigt das Bild einer chilenischen Künstlerin. Grundlage ist die Röntgenaufnahme eines Knochenbruchs, der bei einer gewaltvollen Demonstration in Chile entstanden ist.

«Die Balance stimmt nicht mehr»

Seit 17 Tagen blickt die Welt auf die Ukraine. Die Gewalt auf dem Hungertuch in Chile wird durch die Gewalt in der Ukraine aktualisiert. Und seit Donnerstag ist in Teufen AR alles anders: 120 Geflüchtete aus der Ukraine sind im Rotbachtal angekommen.

Das Misereor-Hungertuch 2021/2022 „Du stellst meine Füsse auf weiten Raum“ von Lilian Moreno Sánchez.
Das Misereor-Hungertuch 2021/2022 „Du stellst meine Füsse auf weiten Raum“ von Lilian Moreno Sánchez.

«Wir Menschen bringen es nicht fertig, in Frieden zu leben», sagt Diakon Stefan Staub am Sonntag im ökumenischen Gottesdienst. «Die Balance in unserer Welt stimmt nicht mehr.» Er dankt den mutigen Frauen und Männern aus der Region, die die Flucht aus der Ukraine ermöglicht haben. Etwa dem Car-Unternehmen, das trotz fehlenden Versicherungsschutzes in die Ukraine gefahren ist, um die Geflüchteten einzusammeln.

«Ein Marathon, kein Sprint»

«Die Nerven sind blank gelegen», sagt Stefan Staub. Ohne das beherzte Engagement wären die 120 Menschen noch heute in der Ukraine. «Es braucht manchmal das ganz Unkonventionelle.»

Pfarreileiter Stefan Staub feiert Gottesdienst.
Pfarreileiter Stefan Staub feiert Gottesdienst.

Und nun sei unkonventionelles Handeln in Teufen gefragt: «So eine Aktion ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Jetzt ist der grosse Einsatz gefordert von den vielen Frauen und Männern, die die Menschen aus der Ukraine bei uns beherbergen.» Die Helferinnen und Helfer bräuchten einen langen Atem. «Aber ich bin überzeugt: Es ist nicht nur ein Geben von uns, sondern auch ein Beschenkt-Werden von vielen neuen Freundschaften, von ganz viel Weisheit.»

Teufen als Brennpunkt der Weltgeschichte

Auch Menschen aus der Ukraine sind in der Kirche. Am Ende des Gottesdienstes kommen sie nach vorne und singen ein Lied. Sie widmen es einem ukrainischen Jugendlichen, der auch auf dem Weg nach Teufen war – aber an der Grenze den Bus verlassen musste. Wehrfähige Männer über 18 Jahren müssen in der Ukraine bleiben und Militärdienst leisten.

Evangelisch-reformierte Kirche Teufen AR
Evangelisch-reformierte Kirche Teufen AR

Der Verlauf der Weltgeschichte zeigt sich innerhalb von wenigen Tagen in Teufen AR. Diakon Stefan Staub ist überzeugt: «Unsere Gäste aus der Ukraine werden das Rotbachtal nachhaltig verändern.»

Eine Video-Übertragung des Gottesdienstes finden Sie hier:


Die Menschen aus der Ukraine singen ein Schlusslied | © YouTube
13. März 2022 | 13:49
Lesezeit: ca. 2 Min.
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