SKF-Mediensprecherin Sarah Paciarelli

Statement SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund zur Missbrauchsstudie

Die heute kommunizierten Massnahmen auf nationaler Ebene, die die SBK, RKZ und KOVOS beschlossen haben, sind wichtig und richtig. Offen bleibt die Frage des Kulturwandels. Die Ergebnisse benennen ganz klar katholische Ideale, theologische Inhalte und Organisationsstrukturen als Faktoren, die Missbrauch und Vertuschung systematisch begünstigen.

Dazu gehören

  • Klerikalismus, hier als von Geweihten empfundene eigene Überlegenheit gegenüber Ungeweihten; ein Verhalten von Geitslichen, das primär ihre vermeintlich erhabene Definitionsmacht stärkt, anstatt wahrhaftiges Interesse am Volk Gottes zu offenbaren.
  • Daraus resultierende Machtgefälle, die unter Umständen dazu genutzt werden, die eigene Macht gegenüber anderen Menschen für den persönlichen Lustgewinns zu instrumentalisieren.
  • Eine Sexualmoral, die ungesund ist und sich im Pflichtzölibat für Priester widerspiegelt sowie in der Ächtung von bi- und homosexuellen Beziehungen allgemein und sexuellen Erfahrungen ausserhalb der Ehe.
  • Korpsmentalität, die im Fall von Missbrauch die Wahrscheinlichkeit von Vertuschung erhöht und Täterschutz fördert.
  • Damit einhergehend Männerbünde, die Gleichberechtigung und Umsetzung von Gleichstellungsmassnahmen zwischen den Geschlechtern erschweren.
  • Fehlende Gewaltenteilung und die Zahnlosigkeit etlicher Gremien

Speziell in der Schweiz zeigt sich auch, wie wichtig die Rolle kritischer Berichterstattung und zivilgesellschaftlicher Akteure ist. Viele Erkenntnisse zum Missbrauch und dessen Vertuschung sind nur ans Licht gekommen, weil Journalistinnen und Journalisten Druck machten und weil zivilgesellschaftliche Organisationen nicht müde werden, die systemischen und strukturellen Ursachen gebetsmühlenartig zu thematisieren.

Sarah Paciarelli, Mediensprecherin des SKF Schweizerischer Katholischer Frauenbund. Der SKF war bei der Pressekonferenz der Uni Zürich am 12.9.2023 dabei.

SKF-Mediensprecherin Sarah Paciarelli | © zVg
Schweizerischer Katholischer Frauenbund SKF
12. September 2023 | 15:02