Keine Eingangskontrollen für Gottes Segen!

Medienmitteilung

Im Jahr 2015 hat Bischof Markus Büchel, angesprochen auf die Frage nach homosexuellen Paaren, geschrieben: «Freuen wir uns an jeder Beziehung, in der sich die Partner als gleichwertige, wertvolle, geliebte Kinder Gottes annehmen, die Würde des anderen achten und das Wohl der Personen befördern!» und weiter: «Ich sehe es als Aufgabe der Kirche heute, mit den Menschen einen Weg zu gehen, auf dem sie ihre Sexualität als Geschenk Gottes in ihr Leben und in die Gestaltung ihrer Beziehungen integrieren können.» Auf die Beziehung kommt es an, darauf, dass jede und jeder Glaubende die eigene Menschlichkeit in alle Facetten reifen lassen, leben und gestalten kann.

Eine bestimmte Gruppe von vorneherein als «sündig» auszuschliessen ohne auf die einzelnen Menschen zu schauen, ist nicht zulässig.

Mit ihrem Schreiben macht sich Glaubenskongregation zur Kontrolleurin darüber, wen Gottes Segen erreichen darf oder eben nicht – und das ist unangemessen und falsch, denn die Kirche ist nicht die Wächterin über den Segen Gottes. Paulus schreibt an die Gemeinden in Galatien: «Mit Abraham, der unerschütterlich Gott vertraute, werden also alle gesegnet, die ebenso glauben wie er» (Gal 3,9). Seit Abraham gehört es zur Wesensbestimmung der Menschen, die an Gott glauben, dass sie für andere Segen sein sollen.

Die Kirche hat den Auftrag, diesen Segen Gottes zu spenden und den Menschen zuzusagen – nicht aus eigenem Vermögen, sondern als Vermittlerin. Von Eintrittsbedingungen Gottes ist mir nichts bekannt. Gerade in einer Zeit, da die tief versteckten Sünden, die im Raum und im Namen der Kirche begangen wurden, ans Tageslicht kommen und notwendige, aber schmerzvolle Prozesse auslösen, ist es tröstlich zu wissen, dass Gottes Segen allen Menschen gilt. Ohne dieses Wissen wäre wahrlich wenig Hoffnung in der Kirche, im Gegenteil, wir alle leben aus der Zusage Gottes.

Deshalb darf die Kirche niemandem vom Segen ausschliessen. Unsere Aufgabe ist es, Segen zu sein. Der Segen selbst kommt von Gott – und ist Gott sei Dank nicht von dem oder der Segnenden abhängig.

Franz Kreissl, Pastoralamtsleiter Bistum St.Gallen, Mitglied der Bistumsleitung

Bistum St. Gallen
16. März 2021 | 13:24