Schwarzes Schaf
Schweiz

Wie das Schaf zum Ziegenbock wurde

Zürich, 11.8.17 (kath.ch) Die biblischen schwarzen Schafe und Ziegen haben die Schweizer Polit-Landschaft aufgerüttelt. Das hätte nicht sein müssen, schreibt Georges Scherrer in der Kolumne zur Sommerserie «tierisch heilig».

Das schwarze Schaf hat es sowohl als Einzeltäter wie auch als Herdentier zur Berühmtheit gebracht. Im biblischen Buch Genesis, Kapitel  30,32, steht, dass Jakob die gefleckten und bunten Schafe, die schwarzen Schafe und die bunten und gefleckten Ziegen voneinander trennte. Für sich behielt er die bunten und gefleckten Schafe als Lohn für geleistete Arbeit bei seinem Schwiegervater Laban. Diesem überliess er die schwarzen Schafe und die Ziegen.

Eine bekannte Schweizer Partei hat sich das Bibelwort zu Herzen genommen, bei den Farben aber gemogelt. Aus den schwarzen Schafen wurde weisse. Und auch bei der Anzahl der Tiere ging etwas drunter und drüber. Aus der Herde der schwarzen Schafe wurde ein einziges schwarzes Schaf. Dieses musste, parteistrategisch gedacht, mit mehreren weissen Schafen, die in der Bibel so nicht vorkommen, die Weide teilen. Zusammengefasst heisst das: Die biblische Vielfalt der Schafe wurde im Polit-Schüttelbecher kräftig durcheinandergebracht. Kein Wunder also, dass es zwischen den verschiedenfarbigen Schafen zu einem Zerwürfnis kam, welches damit endete, dass die Mehrheit der weissen Schafe nach dem Prinzip «alle Macht dem Stärkeren» das schwarze Schaf auf den Abstimmungs-Plakaten kräftig mit Fusstritten versorgte und so aus dem Feld der Eidgenossenschaft bugsierten.

Dieselbe Partei hielt sich eine Zeitlang, nun wieder nach dem Vorbild in der Bibel, neben den Schafen auch eine Ziege. Der Bock hörte auf den Namen «Zottel». Als einsamer Single begleitete dieser die Parteigrössen zu den verschiedenen Parteianlässen. Eine andere, nicht minder berühmte Schweizer Partei funktionierte den Ziegenbock, um den Single aus seiner Einsamkeit zu befreien, kurz und bündig zum schwarzen Schaf um und spedierte ihn auf einem eignen Parteiplakat mit Hilfe aller weissen Schafe zur Polit-Weide hinaus, so dass er zu seinen Ziegen zurückkehren konnte.

Da war eben etwas viel von Schafen und Ziegen die Rede und von den Farben und Funktionen, in welchen sie daherkommen. Dieses Durcheinander kann verwirren. Die Lehre, die aus dieser Geschichte zu ziehen ist, lautet: Wäre besagte Partei, die SVP, bei den Schafen und Ziegen geblieben, so wie sie in der Bibel beschrieben sind, gäbe es heute keine solche Verwirrung mit diesen Tieren – und die SP hätte den Ziegenbock nicht zum schwarzen Schaf machen müssen.

Schwarzes Schaf | © Natalie Fritz
11. August 2017 | 11:27
Lesezeit: ca. 1 Min.
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