Szenenbild "Kloster zu verschenken" in Zürich
Schweiz

800 Jahre Ordensgründung: Romeo und Julia nach Art der Dominikaner

Zürich, 31.5.16 (kath.ch) Das Kloster der Dominikanerinnen in Ilanz in Graubünden soll verschenkt werden, denn dort leben immer weniger Ordensfrauen. Zum 800. Jahr der Gründung ihres Ordens haben die Dominikaner und Dominikanerinnen in der Deutschschweiz das Theaterstück «Kloster zu verschenken» in Auftrag gegeben. Die Antwort im Stück auf die Schenkungs-Absicht ist überraschend realistisch. Gegeben wird sie von Julia, einer ehemaligen Nonne, die das Kloster nicht wegen eines Romeos verlassen hat.

Georges Scherrer

Doch ganz so einfach ist es mit dem Verschenken eines Klosters auch wieder nicht. Zu Beginn des Stücks streiten sich Interessenten darüber, was mit dem geräumigen Komplex geschehen soll. Eine SP-Politikerin will die Einrichtung im Sinn der Ordensfrauen weiterhin für soziale Zwecke verwenden. Der Denkmalschutz will es mit Auflagen an den Meistbietenden verkaufen, so dass Geld für Renovationen auf die Seite gelegt werden kann. Eine Maklerin betrachtet die Klosteranlage als Handelsobjekt. Die ehemalige Klosterfrau Julia will ganz einfach alle Kirchen «verschrotten». Die Verhandlungsgemeinde findet keine Antwort. Unter anderem fällt die Frage: «Wie würde Dominikus entscheiden?»

Guter Rat ist teuer. Die Zuschauer werden eingeladen, den Dominikaner-Orden besser kennen zu lernen. Vielleicht hilft dies zur Entscheidungsfindung. Dazu begeben sich die Zuschauer auf Wanderschaft zu vier verschiedenen Szenen, die über die ehemalige Anlage des Dominikanerklosters in Zürich verteilt sind.

Wahrheit, Zweifel und Würde

Eine Szene wird in der heute ökumenisch geführten Predigerkirche selber gespielt. Dort spricht die heilige Katharina von Siena mit ihrem Beichtvater über ihre Visionen. Die Mystikerin leidet am schlechten Zustand der Kirche. Als unangepasste, rebellische Dominikanerin sucht sie die Wahrheit und findet Zweifel. Diese bekämpft sie mit Beten. Das Knien hat «meine Kniescheiben kaputt gemacht», beklagt die spätere Heilige im Theaterstück.

Eine weitere Station, diesmal im prunkvollen Turmzimmer der Universitätsbibliothek, zeigt Bischof Bartolomé de las Casas als weltgewandten, weitgereisten Dominikaner, der für die unantastbare Würde jedes Menschen eintritt. Ein dunkles Kapitel des Ordens wird in der Schatzkammer der Universitätsbibliothek Zürich aufgearbeitet. Dort wartet eine Frau darauf, im Kerker als «Hexe» verhört und gefoltert zu werden. Vor Augen hat sie das Bild des aufgeschlossenen Dominikaners Giordano Bruno. Dieser wurde von der Kirche als Ketzer verbrannt.

In der Musikalienbibliothek der Predigerkirche schliesslich findet die Begegnung mit Dominikus von Caleruega, dem Ordensgründer, statt. Auch er beklagt den schlechten Zustand der Kirche. Er spricht sich für eine Predigtmission im Kampf unter anderem gegen die Katharer aus.

Was nun mit dem Kloster?

Aus dieser Predigtmission entstand der Dominikanerorden. Die vier Theaterszenen, welche vier historische Gestalten des Ordens vorstellen, bereiten den Schlussauftritt der abtrünnigen Dominikanerin Julia vor.

Nachdem alle Zuschauer wieder in der Kirche zusammengekommen sind, wird das Thema des Stücks «Kloster zu verkaufen» wieder akut. Was soll mit dem Kloster Ilanz geschehen, sollten eines Tages dort keine Ordensfrauen mehr leben? In die Diskussionen der Interessierten hinein platzt ein zweites Mal Julia. Sie erzählt, wie sie als junge Frau über das «Ranfttreffen», das jeweils in der Vorweihnachtszeit an der Wirkungsstätte des heiligen Bruder Klaus von der Kirche für die Jugend organisiert wird, zu den Dominikanerinnen fand. Sie wartete auf Reformen in der Kirche, spricht gar von Frauenpriestertum. Doch die blieben aus. Die Frau verliess den Orden und will auch nicht zurück.

Vielmehr hat sie ihre eigene Idee, was mit dem Kloster geschehen soll. Die Klostergemeinschaft findet ihren Vorschlag gut und heisst ihn mit einem das Stück abschliessenden gregorianischen «Amen» willkommen. kath.ch nimmt sich aus, Julias Vorschlag für die Weiterverwendung des Klosters zu einem späteren Zeitpunkt zu publizieren und zwar dann, wenn alle Aufführungen von «Kloster zu verschenken» über die Bühne gegangen sind.

Die drei Vorstellungen von Ende Mai in Zürich waren ausverkauft. Das in Zürich beeindruckend gut gespielte Stück wird im Juni an verschiedenen Orten in der Deutschschweiz und im benachbarten Ausland gezeigt. Die nächste Vorstellung ist in Thun und zwar bereits am 1. Juni. Hier die weiteren Aufführungsdaten.

Geschrieben hat das Stück der Aargauer Autor Paul Steinmann. Sieben professionelle Schauspieler und Schauspielerinnen interpretieren die verschiedenen Rollen. Sie werden von einer Musikerin begleitet. Die Regie führt die Schwyzerin Annette Windlin. «Kloster zu verkaufen» ist ein Auftragswerk des Vereins Theater Dominikanerorden 2016, dem die Dominikanerin Ingrid Grave aus Zürich als Präsidentin vorsteht. (gs)

Szenenbild «Kloster zu verschenken» in Zürich | © Georges Scherrer
31. Mai 2016 | 16:30
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800 Jahre Dominikaner

Der Dominikanerorden begann am 7. November sein weltweites Festjahr zum 800. Gründungstag. Es dauert bis 21. Januar 2017 und endet mit einem Gottesdienst in der Lateranbasilika in Rom. Der Dominikanerorden gehört zu den wichtigsten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche. Er ist benannt nach seinem Gründer, dem heiligen Dominikus von Caleruega (1170-1221) aus Spanien. Das Ordenskürzel OP steht für «Orden der Predigerbrüder» und beschreibt den Gründungsauftrag aus dem frühen 13. Jahrhundert: in glaubwürdiger evangelischer Armut den christlichen Glauben gegen die Irrlehren der Zeit zu verkünden.

Weltweit leben heute rund 5500 Dominikaner in 82 Ländern, davon knapp die Hälfte in Europa. Dazu kommen mehr als 2500 Ordensfrauen in Klausur (»Zweiter Orden») sowie geschätzt rund 24’000 Angehörige von Schwesterngemeinschaften (»Dritter Orden»), die auch in Caritas, Bildung und Erziehung, Pflege oder Mission tätig sind, sowie rund 120’000 Männer und Frauen in dominikanischen Laiengemeinschaften. Die Spitze des Gesamtordens bildet der auf neun Jahre gewählte und in Rom ansässige Ordensgeneral, derzeit der Franzose Bruno Cadore (61).

Die Ende April 1215 im südfranzösischen Toulouse gegründete Gemeinschaft wurde im Dezember 1216 von Papst Honorius III. bestätigt. Sie verbreitete sich rasch in ganz Europa und erhielt vom Papst und von Ortsbischöfen in den folgenden Jahrhunderten häufig den zusätzlichen Auftrag der kirchlichen Inquisition, also der Untersuchung möglicher Häresien. Zugleich taten sich zahlreiche Mitglieder des Ordens in Seelsorge, Wissenschaft und Kunst hervor. Das Amt des päpstlichen Haustheologen, das Honorius III. eigens für den Gründer Dominikus geschaffen hatte, ist bis heute in den Händen eines Dominikaners. Der kürzlich verstorbene Schweizer Dominikaner Kardinal Georges Cottier hatte dieses Amt inne.

Der Orden verbreitete sich rasch über ganz Europa. In England nannte man die Dominikaner «Black Friars» (»Schwarze Brüder»), weil sie auf ihren Wanderungen schwarze Kutten und Kapuzen über einer weissen Wolltunika trugen. Dominikaner tragen eine weisse Tunika mit weissem Skapulier und einem schwarzen Mantel mit Kapuzenkragen. (kna/gs)