Bischof Markus Büchel, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), und sein designierter Nachfolger als SBK-Präsident, Bischof Charles Morerod
Schweiz

Schweizer Bischöfe: Kein Verhaltenskodex für Bischof Huonder

Bern, 3.9.15 (kath.ch) Die Aussagen des Churer Bischofs Vitus Huonder über die Homosexualität waren ein wichtiges Thema an der dreitägigen Sitzung der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die am 2. September endete. SBK-Präsident Markus Büchel kritisierte Huonder, weil dieser die beiden Zitate aus dem Buch Levitikus in seiner Rede in Fulda für sich hatte stehen lassen. Ein Verhaltenskodex für den Churer Bischof sei nicht erlassen worden, sagte der Westschweizer Bischof Charles Morerod in Bern. Bezüglich der kommenden Bischofssynode über die Familie legten sich die Bischöfe auf kein Thema fest, das in Rom vorgebracht werden soll.

Georges Scherrer

Büchel und Morerod vertraten an der Pressekonferenz am Donnerstag, 3. September, in Bern im Anschluss an die SBK-Sitzung die Bischöfe. In Zukunft sollten die Bischöfe wichtige Themen untereinander beraten, bevor sie mit «karikaturhaften» Aussagen an die Öffentlichkeit treten, erklärte Morerod. Er folgt am 1. Januar 2016 auf Bischof Markus Büchel als Präsident der SBK.

Büchel erklärte, ein Bischof müsse sich bewusst sein, was er sage, und damit rechnen, «dass jemand reagiert und sagt, er habe bewusst provoziert». Der SBK-Präsident ergänzte: «Wir müssen in gewissen Fragen eine Sensibilität dafür entwickeln, wie wir in einer sehr offenen Gesellschaft wahrgenommen werden.» Wichtig sei es darum für die Bischöfe, wie sie ihre Botschaft gegenüber der Gesellschaft kommunizieren. Die Kommunikation bleibe eine Herausforderung.

Die Einheitlichkeit in der Lehre entspreche unter den Bischöfen aber nicht immer der Einheitlichkeit in der Wahrnehmung der gesellschaftlichen Entwicklungen. Innerhalb der Bischofskonferenz werde die Homosexualität unterschiedlich bewertet. Zur konkreten Aussage, die Bischof Huonder in seinem Vortrag in Fulda machte, erklärte der aktuelle SBK-Präsident: «Es war nicht gut, dass er diese einzelnen Sätze für sich stehen liess.» Mehrere Schweizer Bischöfe hätten aber mit ihren Voten anschliessend gegenüber den Medien ein «Gegengewicht» zur Aussage Huonders gebildet.

Morerod: «Karikaturhafte» Aussagen vermeiden

Auf die Frage eines Journalisten, ob die Bischofskonferenz einen Verhaltenskodex für den Churer Bischof erlassen habe, antwortete der designierte SBK-Präsident Morerod: «Die SBK hat keine Befehlsgewalt über Bischöfe.» Es sei aber wichtig, dass die Bischöfe bei wichtigen Themen zuerst miteinander redeten. Im Nachhinein komme eine solche Diskussion allen Bischöfen zugute. «Karikaturhafte» Aussagen, die falsch interpretiert werden könnten, könnten auf diese Weise vermieden werden.

Büchel betonte zur Homosexualität, es liege im Entscheid und Gewissen des Einzelnen, wie er damit umgehe. Morerod erklärte, wenn jemand nicht aus dem christlichen Glauben heraus lebe, dann könne er auch die christliche Moral nicht verstehen. Er sieht eine Diskrepanz zwischen dem Leben der Gläubigen und der Lehre der Kirche. Wenn die Kirche aber darauf verzichte, resolut für die katholische Lehre einzusehen, dann führe dies zu einer «Verflachung des Glaubens».

Studientag zur Familie: Theorie und Praxis

Ein weiteres wichtiges Thema während der ordentlichen Sitzung der Bischöfe war die anstehende Bischofssynode über Ehe und Familie vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan, an welche als Delegierter der SBK der Walliser Bischof Jean-Marie Lovey reist. Eröffnet wurde das Treffen der Bischöfe am Montag, 31. August, mit einem «Studientag zur Familie» in Bern. Rund 50 Personen nahmen daran teil, darunter Bischöfe und Vertreter von Universitäten und kirchlichen Fachstellen.

Auf diese Weise sei es zu einem «Austausch zwischen Theorie und Praxis» gekommen, erklärte SBK-Generalsekretär Erwin Tanner. Solche «Studientage» im Rahmen des Treffens der Bischöfe würden in Zukunft vermutlich öfters stattfinden, sagte Tanner.

Hohe Aufmerksamkeit erfuhr am Studientag ein Vortrag über die orthodoxe Praxis der Ehe. Die Orthodoxie ermögliche geschiedenen Wiederverheirateten eine «zweite gesegnete Gemeinschaft», die aber nicht als «Ehe» verstanden werde. Die katholische Kirche habe diese Praxis nie verurteilt, erklärte Morerod in Bern.

Rätselraten über Themensetzung an Weltbischofssynode

Wie die Resultate der Gespräche der Studientagung in die Weltbischofssynode vom kommenden Oktober im Vatikan einfliessen werden, sei offen, erklärte SBK-Präsident Markus Büchel. Der Delegierte der Bischöfe, Bischof Lovey, wisse, so Büchel, wie der Vorbereitungsprozess auf die Synode in der Schweiz verlaufen ist. Jeder Bischof an der Synode werde sich zu einem Thema äussern können. «Wir wissen jedoch nicht, zu welchem Thema Bischof Lovey sprechen wird», sagte Büchel.

Er wies darauf hin, «Synode» heisse, dass man miteinander auf dem Weg sei. Sie unterscheide sich von einem «Konzil», welches mit klaren Entscheiden ende. Bischof Morerod ergänzte, der Delegierte der Schweizer Bischöfe wisse vermutlich selber noch gar nicht, was er in Rom zur Sprache bringen werde. Er werde aber auch dort sein, um hinzuhören, was gesagt werde. Jedenfalls sei es nicht sinnvoll, Lovey mit einem «fertigen Text» nach Rom zu schicken.

Mit Interesse erwarteten Beobachter, wer der Nachfolger von Bischof Büchel an der Spitze der SBK sein werde. Als Kandidaten wurden der Bischof von Basel, Felix Gmür, und der Westschweizer Morerod gehandelt. Zu seiner Wahl erklärte Morerod, innerhalb der Bischofskonferenz sei der Wunsch nach einem «linguistischen Wechsel» spürbar gewesen. Im SBK-Präsidium stehen ihm nun Felix Gmür und Abt Urban Federer, der als Vorsteher einer Territorialabtei ebenso wie der Abt von Saint-Maurice der Bischofskonferenz angehört, zur Seite. (gs)

Communiqué der Schweizer Bischofskonferenz

Bischof Markus Büchel, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), und sein designierter Nachfolger als SBK-Präsident, Bischof Charles Morerod | © 2015 Georges Scherrer
3. September 2015 | 15:49
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