Filmstill aus "Parvaneh" von Talkhon Hamzavi
Schweiz

Oscar-verdächtig: Solothurner Filmtage zeigen kirchlich gefördertes Migrationsdrama

Solothurn, 22.1.15 (kath.ch) An den 50. Solothurner Filmtagen, die heute eröffnet werden, gibt es Filmperlen, die von der katholischen Kirche unterstützt sind. Zu diesen gehört das Migrationsdrama «Parvaneh», das für den Oscar nominiert ist.

Charles Martig

Angelica Venzin, Synodalrätin der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, freut sich über diese Erfolgsgeschichte. Der Schweizer Kurzfilm «Parvaneh» steht im Rennen um den Oscar für den besten Kurzfilm. «Das ist wirklich eine Erfolgsstory! Wer weiss: vielleicht bekommt die Zürcher Kirche einen kleinen Hauch von Oscar-Würde ab», meint Venzin mit einem Augenzwinkern. Die Zürcher Kantonalkirche hat den Film im 2012 als Abschlussfilm der Zürcher Hochschule der Künste finanziell unterstützt. Seitdem hat der Film der Regisseurin Talkhon Hamzavi eine internationale Karriere an Filmfestivals gemacht. Anlässlich der Oscarnomination für den besten Kurzspielfilm zeigen die Solothurner Filmtage den Film in einer Spezialvorführung.

Migrationsdrama: berührend und authentisch

Parvaneh, eine junge afghanische Migrantin, lebt in einem Durchgangszentrum in den Schweizer Bergen. Als sie von der Krankheit ihres Vaters erfährt, reist sie zum ersten Mal nach Zürich, um ihrer Familie Geld zu schicken. Dies ist der Startpunkt für neue Begegnungen und eine starke Freundschaft. Der Kurzfilm erzählt vom Leben zwischen zwei Kulturen und von Solidarität zwischen Schweizerinnen und Migrantinnen; ein berührendes Drama in authentischen Bildern. Erstaunlich an diesem Kurzspielfilm ist die ausgreifte Erzählhaltung, mit der diese Geschichte inszeniert wird. Er entstand als Abschlussfilm an der ZHdK in Zürich und wurde von der Firma Contrast Film koproduziert. Contrast Film hat mit der Dokufiction «Der Kreis» von Stefan Haupt im vergangenen Kinojahr Furore gemacht. Der Film erzählt die Geschichte der Homosexuellen-Bewegung im Zürich der 1950er und 60er Jahre, die sich um die Zeitschrift «Der Kreis» gebildet hat. Contrast Film gehört mit «Der Kreis» und «Parvaneh» damit zu den aufsteigenden Sternen und den Schweizer Produktionsfirmen.

Filmperlen aus dem Programm von Solothurn

An den Filmtagen sind weitere, spannende Filme zu sehen, die sich im Spannungsfeld von Religion und Kultur bewegen. «Mulhapar» von Paolo Poloni gibt einen dokumentarischen Einblick in ein pakistanisches Dorf, in dem Weihnachten gefeiert wird. Die Christen sind allerdings eine Minderheit. Das Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen ist einer sozialen Hierarchie unterworfen. In Gesprächen mit Dorfbewohnern zeigt sich, dass die Machtverhältnisse klar geregelt sind: fünf muslimische Familien kontrollieren das Ackerland und die Produktionsmittel. Christen fristen ihr Dasein als Angestellte und Tagelöhner, sie sind vollständig verarmt. Patriarchale Strukturen sorgen dafür, dass die Verhältnisse bleiben wie sie sind. Der Gang in die Kirche und das Weihnachtsfest sind hingegen ein Zeichen der Solidarität und der Hoffnung für die christlichen Pakistani.

Weitere Filme, die von der Katholischen Kirche im Kanton Zürich gefördert wurden, sind an der Jubiläumsausgabe von Solothurn zu sehen. «El tiempo nublado» ist ein feinfühliges Porträt von Regisseurin Arami Ullón. Ihre Mutter lebt in Paraguay und leidet an Epilepsie und Parkinson. Da in den letzten Monaten ihres Lebens niemand mehr für sie sorgen kann reist Arami Ullón von Basel zurück nach hause, um sich der Vergangenheit zu stellen.

«Der Bestatter» als Premiere

«Vollenden» porträtiert ein Bestatter-Team aus dem Tirol, das Verstorbene für die Aufbahrung am offenen Sarg vorbereitet und Angehörige beim Abschiednehmen begleitet. Susanne Eigenheer zeigt im Film zwei aussergewöhnliche Menschen mit einem Beruf, der uns mit Körper, Nähe und eigenen Grenzen konfrontiert. Zum selben Theme lancieren die Solothurner Filmtage erstmals eine spezielle Kooperation mit Fernsehen SRF: In Solothurn werden aus der TV-Serie «Der Bestatter» drei Teile aus der dritten Staffel als Premiere gezeigt, bevor sie auf SRF ausgestrahlt werden. Tod und Bestattung haben also einen eigenen Schwerpunkt im Programm der Filmtage. Als Filmpremiere wird zudem «Usfahrt Oerlike» von Paul Riniker gezeigt, der damit Jörg Schneider ein Denkmal setzt. Auch hier geht es um den Abschied aus dem Leben. (cm)

 

Programm der 50. Solothurner Filmtage

Die Spezialvorführung des Kurzfilms «Parvaneh» in Solothurn findet am 25.1.2015, 19.30 Uhr im Kino Capitol statt.

 

Filmstill aus «Parvaneh» von Talkhon Hamzavi | © Contrast Film
22. Januar 2015 | 12:39
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