Argumente statt Beleidigungen

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(Kipa) Eine (vermeintlich) katholische Universität verleiht einen Ehrendoktor an eine jüdische Feministin und Genderforscherin – und provoziert damit den Aufschrei konservativer französischer Katholiken. Dass diese Universität – die Universität Freiburg (Schweiz), welche dieser Tage erneut ihres 125-jährigen Bestehens gedachte – zwar immer in katholischer Tradition stand, nie aber eigentlich eine katholische Lehreinrichtung war, ist in diesem Zusammenhang nebensächlich. Dass die Fakultäten – in diesem Fall die Philosophische Fakultät – frei sind in der Wahl ihrer Ehrendoktorinnen, ist ebenfalls nur eine Randnotiz. Dass der Rektor der besagten Uni, seines Zeichens Theologe, Katholik und Ordensmann, den Vorgang medial nicht kommentieren mag, mag an der Spannung liegen, in der er in seiner Doppelfunktion steht.

Bedauerlich aber ist die verhaltene Reaktion der Theologischen Fakultät selbiger Universität. Diese nämlich zieht sich auf Formalaspekte zurück. Es sei legitim, die Kandidatenwahl zu bedauern, heisst es zur Kritik an der Genderforscherin. Eine Möglichkeit oder ein Recht zu intervenieren gebe es für die Theologische Fakultät aber nicht.

Politisch korrekt statt Positionsbezug – wie anders lautet dagegen die Reaktion aus dem Bistum. Nicht alle Positionen der umstrittenen Ehrendoktorin seien mit christlichem Gedankengut vereinbar, notierte Diözesanbischof Charles Morerod – und schlug der Fakultät vor, dies zum Thema einer Tagung zu machen. Denn genau darüber, so der Oberhirte, solle eine «echte akademische Debatte» geführt werden, mit «Argumenten» statt mit «Beleidigungen»: Konstruktiver Diskurs statt Allgemeinplätze!

Andrea Krogmann

«Kommentiert» ist eine Kipa-Rubrik. Hier äussern Redaktorinnen und Redaktoren ihre persönliche Meinung. (kipa/ak/bal)

18. November 2014 | 18:08
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