Monika Schmid, Gemeindeleiterin der Pfarrei St. Martin in Effretikon ZH.
Zitat

Monika Schmid: Warum ich nicht um Erlaubnis frage, das Abendmahl zu feiern

«Wie oft haben Sie das schon gemacht?

Monika Schmid: Hetero-Trauungen waren es sicher schon vierzig, gleichgeschlechtliche sind es drei.

In der römisch-katholischen Kirche sind Frauen nicht als Priesterinnen zugelassen. Kirchenrechtlich dürfen Sie also keine gültige Hochzeit halten.

Schmid: Ich sage den Paaren immer klar, dass ich als Frau kirchenrechtlich nicht trauen darf. Aber ich kann eine Feier gestalten, bei der sich zwei Menschen das Ja zu ihrer Liebe auch vor Gott geben. Ich biete auch an, dass ich einen Priester oder Diakon suche, der die Hochzeit kirchenrechtlich gültig feiern kann. Ich habe aber nie erlebt, dass ein Brautpaar gesagt hat, es sei wichtiger, dass die Trauung kirchenrechtlich gültig ist. Die Leute wollen das Leben und die Liebe vor Gott feiern. (…)

So haben Sie auch begonnen, Eucharistie zu feiern.

Schmid: Früher hatte ich einfach Wortgottesdienste gefeiert. Aber irgendwann habe ich entschlossen, dass wir in der Gemeinde jetzt das Abendmahl feiern. Das darf wirklich nur ein Priester. Aber bei uns ist es normal geworden. Jemand von aussen fragt sich vielleicht, ob ich dazu die Erlaubnis habe. Ich frage nicht mehr danach, ich versuche, das umzusetzen, was ich von Jesus verstanden habe. Er sagt: Tut dies zu meinem Andenken. Eigene Rituale können sehr berührend sein.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Schmid: Zum Abendmahl gehören ja Brot und Wein. Durch die Pandemie konnten aber nicht mehr alle aus demselben Kelch trinken. Am Hohen Donnerstag habe ich den Leuten gesagt, sie sollen einen Becher von zu Hause mitnehmen. Alle sind mit ihrem Becher gekommen, jeder Becher stand symbolisch für jeden einzelnen Menschen. Die Leute haben das Brot bekommen und einen Schluck Wein in ihren Becher. Alle sind mit Brot und Wein an ihren Platz gegangen, und so haben wir zusammen gegessen und getrunken. Das war unglaublich berührend. Und wäre nicht möglich gewesen, wenn ich zuerst gefragt hätte, ob ich das darf oder nicht. Die Gemeinschaft, die so entstand, war eindrücklich, es war so viel Liebe da, und der Geist von Jesus Christus war wirklich gegenwärtig. In solchen Situationen glaube ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.»

Nach 37 Jahren geht Monika Schmid  als Gemeindeleiterin von Effretikon in Pension. Im «Landbote» berichtet sie, wie sie homosexuelle Paare am Kirchenrecht vorbei traute und was es für sie bedeutet, Eucharistie zu feiern. (rr)


Monika Schmid, Gemeindeleiterin der Pfarrei St. Martin in Effretikon ZH. | © Raphael Rauch
10. August 2022 | 11:30
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