Ökumenische Jury FIFF 2015 
(von links): Peter Meier-Apolloni, Michèle Debidour, Präsidentin, Bo Torp Pedersen, Rosemarie Fähndrich
Schweiz

Vietnamesischer Beitrag überzeugt ökumenische Filmjury in Freiburg

Freiburg i.Ü., 28.3.15 (kath.ch) Am 21. März wurde das Festival International du Film de Fribourg (FIFF) eröffnet. Seither wurden 150 Filme aus 57 verschiedenen Ländern gezeigt. Die vier Mitglieder der ökumenischen Jury haben sich vor allem auf die zwölf Filme im internationalen Wettbewerb konzentriert und rege Machart und Botschaft der Filme diskutiert. Jurypräsidentin Michèle Debidour konnte am Samstagabend, 28. März, den mit 5000 Franken dotierten Preis der vietnamesischen Regisseurin Diep Hoang Nguyen für «Flapping in the middle of nowhere» überreichen.

Monica Lienin

Mit dem ökumenischen Preis (siehe nebenstehenden Text) wird ein Film gewürdigt, der durch seine innovative und künstlerische Machart überzeugt und anspruchsvolle ethische Fragen aufzeigt. Insbesondere Werke, die Lebenssituationen in Ländern Osteuropas, Afrikas, Asiens und Lateinamerikas reflektieren, sich für Menschenwürde, Solidarität und nachhaltige Entwicklung einsetzen, stehen im Fokus. Die 5000 Franken werden je zur Hälfte von den beiden kirchlichen Hilfswerken Brot für alle und Fastenopfer zur Verfügung gestellt.

Viel Film- und Facherfahrung beieinander

Die Mitglieder der ökumenischen Jury sind Präsidentin Michèle Debidour, Bo Torp Pedersen, Peter Meier-Apolloni und Rosemarie Fähndrich. Vor einer Woche haben sie unter der Leitung von Michèle Debidour ihre Arbeit aufgenommen. Die Jurypräsidentin aus Frankreich hat an der Universität Lyon Theologie und Film gelehrt und schreibt regelmässig Filmkritiken. Sie war bereits ökumenisches Jurymitglied in Cannes (2010, 2007) und in der Signis-Jury in Venedig 2007 und 2014 vertreten.

Für Rosmarie Fähndrich ist das FIFF die Feuertaufe als Jurymitglied. Die diplomierte Religionspädagogin engagiert sich seit 40 Jahren für kulturelle und bildungspolitische Anliegen. Sie ist langjähriges Mitglied der Kommission für Visionierung und Filmanschaffung bei der Fachstelle «Filme für eine Welt/éducation21».  Peter Meier-Apolloni war während elf Jahren als Sachbearbeiter bei der «Schulstelle Dritte Welt» in Bern tätig, bevor er sich freiberuflich mit der Produktion von Lehrmitteln mit Schwerpunkt Filmbegleitmaterialien im Themenbereich «Nord-Süd» beschäftigte. Bo Torp Pedersen hat Film und Medien an der Universität Kopenhagen studiert und wirkte als Medienberater der christlichen Hörer- und Zuschauervereinigung «Kirche und Medien». Er ist ehemaliger Präsident und jetzt Vorstandsmitglied der Vereinigung «Kirche und Film» in Dänemark.

Ein unkompliziertes Team

Ausser Peter Meier sind aller zum ersten Mal in Fribourg. In regelmässigen Abständen treffen sich die vier Mitglieder, um sich auszutauschen und vor allem zu entscheiden, ob ein Beitrag den Kriterien entspricht und als potenzieller Preisträger «mitgenommen» wird. Sie sind bereits eingespieltes und unkompliziertes Team. Allen gemeinsam ist die Leidenschaft für den Film und das Interesse am Austausch. Peter Meier ist begeistert von den vielen Jugendlichen in Fribourg. Alle geniessen den Austausch mit den anderen Jurymitgliedern, mit denen sie jeweils eine Sitzreihe im Kinosaal teilen. So kommen sie schnell ins Gespräch und geben sich gegenseitig Filmempfehlungen, natürlich über Filme in anderen Sektionen. Was die Wettbewerbsfilme betreffe, halte man sich natürlich zurück.

Weitere Jurys und Preise

Sechs Jurys haben die 12 Filme des internationalen Wettbewerbs gesichtet und haben im Kino Rex 1 die Gewinner gekürt. Die Festivaljury vergibt zwei Preise, den Regard d’or über 30’000 Franken und einen Sonderpreis über 10’000 Franken. Die ökumenische Jury und eine siebenköpfige Jugend-Jury vergeben je einen Preis über 5000 Franken. Auch der Publikumspreis ist mit 5000 Franken dotiert. (ms)

FIFF   Ökumenische Jury   Signis   International Interchurch Film Organisation

Ökumenische Jury FIFF 2015 (von links): Peter Meier-Apolloni, Michèle Debidour, Präsidentin, Bo Torp Pedersen, Rosemarie Fähndrich | © 2015 Monica Lienin
28. März 2015 | 20:01
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Preisträger 2015: «Flapping in the middle of nowhere»

Der Preis der Ökumenischen Jury am Festival International du Film de Fribourg (FIFF) geht an den Film «Flapping in the middle of nowhere» von Diep Hoang Nguyen, Vietnam, 2014. Die Jury begründet ihren Entscheid so: «Ausdrucksstark und voller Zärtlichkeit schildert der Film den täglichen Überlebenskampf eines sehr jungen Paares, das sich in einem armen Milieu mit einer ungewollten Schwangerschaft konfrontiert sieht. Die Regisseurin thematisiert die Frage nach dem Schutz des Lebens, der Menschenwürde – hoffnungsvoll und voller Poesie.»

Zum Inhalt: Als Huyen von ihrem nichtsnutzigen Freund schwanger wird, ist schnell klar, dass sie das Kind nicht behalten wird. Die 17-jährige Collegestudentin will das Geld für eine Abtreibung beschaffen und gerät dabei über ihre transsexuelle Freundin an einen Schwangerschafts-Fetischisten. Während der charismatische Mann ihr immer mehr den Kopf verdreht, wächst das kleine Wesen in ihrem Bauch über den Termin für einen Abbruch hinaus.

Diep Hoang Nguyen, geboren 1982 in Vietnam, studierte an der Hanoi Academy of Theatre and Cinema. Einen Namen machte sie sich zunächst als Drehbuchautorin, TV-Regisseurin und unabhängige Produzentin. Unter ihrer Leitung entstand Bi, Don’t Be Afraid (2010), der in Cannes mit dem SACD- und dem ACID-Preis prämiert wurde. «Flapping in the Middle of Nowhere» ist ihr erster eigener Kino-Spielfilm.

Das Preisgeld beträgt 5000 Franken und wird von den Hilfswerken Fastenopfer, römisch-katholische Kirche, und Brot für Alle, evangelisch-reformierte Kirche, dotiert. (ms)

Trailer von Flapping in the middle of nowhere