Kanada-Reise, Roger de Weck, Jubiläum in Engelberg: Was diese Woche wichtig wird

Papst Franziskus ist in Kanada auf Versöhnungstour. Der Rüffel aus Rom für den Synodalen Weg sorgt für rote Köpfe. Roger de Weck übernimmt ein historisches Format. Und das Zürcher Generalvikariat geht mit der Anstellung von Stefan Isenecker baden.

Raphael Rauch

Zunächst zu den guten Nachrichten der Woche: Im Goms läuft bislang alles wie am Schnürchen. Das Bundeslager begeistert aktuelle und ehemalige Pfadis. Auch der Verband Katholischer Pfadi (VKP) läuft dieser Tage zur Hochform auf

Zum ersten Mal hat das Bundeslager eine Jurtenkirche

Erst kürzlich hat der VKP eine Jurtenkirche angeschafft, die aus 500 Teilen besteht und nun auf dem Bundeslager zum ersten Mal zum Einsatz kommt. Der Abt von Engelberg, Christian Meyer, verrät im kath.ch-Interview, warum er Pfadfinder aus Leidenschaft ist. Auch diese Woche werden wir ausführlich über das Bundeslager berichten.

Eine weitere gute Nachricht kommt von Roger de Weck: Der ehemalige SRG-Generaldirektor wird neuer Leiter des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie in Tutzing. 

Weltpolitik am Starnberger See

Konkret bedeutet das, drei Veranstaltungen am wunderschönen Starnberger See zu moderieren. Immer wieder schrieb der Politische Club Geschichte. So hat Egon Bahr 1963 in Tutzing das Motto der Ostpolitik Willy Brandts geprägt: «Wandel durch Annäherung». Wir dürfen gespannt sein, welche Antworten Roger de Wecks Gäste auf den Krieg in der Ukraine geben.

Und nun zu den heiklen Nachrichten der Woche. Papst Franziskus ist in Kanada auf Versöhnungstour. Franziskus kennt als Argentinier die blutigen Seiten von Imperialismus, Kolonialismus und Missionsgeschichte. 

Die Kirche war Mittäterin eines kulturellen Genozids

In Kanada war die katholische Kirche Mittäterin eines kulturellen Genozids, der die indigenen Elemente Kanadas auslöschen sollte. Ein Interview mit dem Politologen Oliver Schmidtke finden Sie hier

Mit Spannung wird erwartet, ob und wie das Versöhnungsritual stattfinden wird. Dabei sollen den Indigenen heilige Medizinpflanzen wie Salbei, Zeder, Süssgrass und Tabak zum Einsatz kommen.

Kritik am Synodalen Weg

Kurz vor Franziskus’ Kanada-Reise gab es Post aus Rom. Wieder einmal bekam der Synodale Weg eins auf den Deckel – dieses Mal allerdings in Form eines anonymen Schreibens. Normalerweise haben Vatikan-Papiere einen Absender: etwa der Papst, der Leiter des Pressesaals oder das zuständige Dikasterium. 

Vatikan-Kenner Jörg Ernesti hat erst kürzlich eine kleine Geschichte des Genus der Enzyklika geschrieben und sich dabei mit den Kategorien päpstlicher Dokumente beschäftigt. Ernesti sagt zu kath.ch: «Mir ist aus jüngerer Zeit kein anderer Fall bekannt, obwohl ich mich mit den Kategorien päpstlicher Dokumente beschäftigt habe.»

Kanada nicht auf Deutschland übertragen?

Der Kirchenhistoriker vermutet: «Die Unbestimmtheit, die sich aus der fehlenden Unterschrift ergibt, ist gewollt. Dadurch soll das allgemeine Unbehagen über die Entwicklung des Synodalen Weges zum Ausdruck kommen, das man nicht an einer Person festmachen soll.»

Zu einer anderen Einschätzung kommt der Pastoraltheologe Josef Sayer, der früher an der Universität Freiburg i.Ü. lehrte. Sayer vermutet einen Zusammenhang zwischen der Kanada-Reise und der anonymen Post aus Rom: Gewisse Kreise in Rom wollten verhindern, dass der Synodale Weg in Deutschland sich Franziskus’ Worte in Kanada zu eigen mache. 

«Loch Ness» in Rom, «Furz aus dem Vatikan»

So unterschiedlich die Ausgangslage in Kanada und Deutschland auch ist: In beiden Ländern hat die katholische Kirche einen systematischen, jahrhundertelangen Missbrauch und Machtmissbrauch zu verantworten. Insofern erscheint es naheliegend, die Worte des Papstes in Kanada auch auf den deutschen Kontext zu übertragen. Das Interview mit Josef Sayer finden Sie hier.

Pointierte Kommentare haben am Wochenende Christiane Florin geliefert, die in Rom das Ungeheuer Loch Ness wittert. Heribert Prantl spricht von einem «Furz aus dem Vatikan»

«Stimmungsmache kurz vor der Sommerpause»

Einer der ersten, die das Schreiben aus Rom kommentiert haben, ist RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch. Er sieht hierin eine «unnötige Stimmungsmache kurz vor der Sommerpause».

Nicht nur in Rom ticken die Uhren langsam. Auch das Zürcher Generalvikariat ist manchmal im Schneckentempo unterwegs. Vor gut einem Jahr hat Tatjana Disteli ihren Job als Leiterin der Spezialseelsorge im Zürcher Generalvikariat gekündigt. Diese umfasst acht Seelsorgebereiche wie die Spital-, Gefängnis- und Behindertenseelsorge.

Was macht Isenecker ab dem 1. August?

Die Stelle war erst 2019 geschaffen worden. Ob es sie wirklich braucht – darüber gehen die Meinungen auseinander. Seit September springt der Priester Stefan Isenecker im Generalvikariat ein – allerdings noch nicht offiziell als Tatjana Distelis Nachfolger, sondern nur vertretungsweise. 

Später hiess es aus Iseneckers Pfarrei: «Im Hinblick auf die neuen Aufgaben, die ihm (Stefan Isenecker) per 1. August 2022 übertragen werden, hat Bischof Bonnemain die Demissionen angenommen.» Welche genauen Aufgaben Stefan Isenecker am 1. August übernimmt, ist indes nicht bekannt.

Panne im Zürcher Generalvikariat

Das hat auch mit einer Panne im Zürcher Generalvikariat zu tun. Wie kath.ch aus sicherer Quelle weiss, wollte Generalvikar Luis Varandas Stefan Isenecker als offiziellen Nachfolger von Tatjana Disteli installieren. Aufgrund der Kader-Stelle musste Stefan Isenecker hierfür ein Assessment-Center durchlaufen. 

Doch das Generalvikariat hat es versäumt, das Anstellungsgesuch ordentlich vorzubereiten. Jedenfalls lagen zur entscheidenden Sitzung des Synodalrats weder ein Motivationsschreiben noch sonstige Unterlagen vor.

Klerikale Machtgeste?

Dem Vernehmen nach soll Stefan Isenecker zu 50 Prozent im Generalvikariat und zu 50 Prozent als Pfarradministrator in einer Zürcher Pfarrei angestellt werden. Warum die Dossier-Panne passiert ist, darüber kursieren am Zürcher Hirschengraben derzeit zwei Lesarten. 

Die einen sehen darin eine klerikale Machtgeste: Generalvikar Luis Varandas und Personalchef Urs Länzlinger, als Diakon nicht frei von klerikalen Allüren, gingen davon aus, ohne Rücksicht auf die Personalabteilung im Zürcher Synodalrat eine Kaderstelle besetzen zu können. Wie sich die klerikale Überhöhung mit dem Churer Verhaltenskodex vereinbaren lässt – wir wissen es nicht.

Generalvikar Luis Varandas schweigt

Die andere Lesart ist wohlwollender – und dennoch peinlich: Das Generalvikariat habe sich nicht ordentlich auf die Sitzung vorbereitet. Wir haben bei Generalvikar Luis Varandas nachgefragt – allerdings keine Antwort erhalten.

Coronabedingt musste das Kloster Engelberg sein 900-Jahr-Jubiläum zwei Mal verschieben. Am Freitag können endlich die 902-Jahre-Feierlichkeiten beginnen: am Freitag mit dem maltesischen Rocksänger Marc Storace.

Von 7 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts: Party nonstop

Und am Sonntag mit einem 18 Stunden währenden Festprogramm. Um 7 Uhr morgens geht’s mit einer Tagwache los – und nach Pontifikalamt, Dorffest und Festumzug beginnt um 21 Uhr die Bundesfeier, die bis 1 Uhr morgens gehen soll. Das Festprogramm finden Sie hier. Happy Birthday, Engelberg!

Was wird nächste Woche wichtig ausser der 1.-August-Feier ohne Lukas Niederberger auf dem Rütli? Ich freue mich über Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/kanada-reise-roger-de-weck-jubilaeum-in-engelberg-was-diese-woche-wichtig-wird/