Das letzte Rauchzeichen: Mehr «Fratelli tutti» wagen – 14 Wünsche

Papst Franziskus’ Enzyklika «Fratelli tutti» verdient eine Relektüre. Egal ob Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Bankenkrise oder der Dialog mit dem Islam: Die Enzyklika von 2020 ist aktueller denn je. 14 Wünsche an die Schweizer Kirche.

Raphael Rauch

Wenn man etwas Weihrauch bemühen will: Das spirituelle Highlight meiner drei Jahre bei kath.ch war Papst Franziskus’ Enzyklika «Fratelli tutti». Darin träumt Franziskus von einer Utopie, über die er sagt: «Es ist keine pure Utopie.» 

In «Laudato si’» ging es dem Papst um das gemeinsame Haus Erde, etwa die Sorge um die zwei Lungenflügel der Erde: in der Amazonas-Region und im Kongo. In «Fratelli tutti» schildert er nun, wie das Haus mit Leben gefüllt werden soll. Und wie die sozialen Beziehungen in diesem Haus aussehen sollen.

Was bedeutet mein Wunsch, mehr «Fratelli tutti» zu wagen?

1. Mehr Frieden wagen

Leider hat Papst Franziskus prophetische Qualitäten. In «Fratelli tutti» preist er nicht einfach die Friedensmacht Europa, sondern warnt vor weiterem Säbelrasseln: «Die Geschichte liefert Indizien für einen Rückschritt. Unzeitgemässe Konflikte brechen aus, die man überwunden glaubte. Verbohrte, übertriebene, wütende und aggressive Nationalismen leben wieder auf.»

Leider hatte Papst Franziskus Recht. Als einer der wenigen Staatsoberhäupter spricht er offen von einem Dritten Weltkrieg. Zurecht geisselt der Papst einen neuen Imperialismus, der auf dem Buckel der Menschen in der Ukraine ausgefochten wird. Der Aggressor ist klar: Putins Russland. Leider gibt es momentan keine andere Möglichkeit als: Frieden schaffen mit Waffen. Entsprechend braucht es eine revidierte Friedensethik. Wo bleibt die Kommission «Justitia et Pax», wenn man sie braucht? Das letzte Communiqué datiert vom Mai 2022.

2. Mehr interreligiösen Dialog wagen

Letzten Dienstag hat der Ramadan begonnen. «Fratelli tutti» ist eine Liebeserklärung an alle Menschen – steht aber besonders im Zeichen des christlich-islamischen Dialogs. In Abu Dhabi, wo der Schweizer Kapuziner-Bischof Paul Hinder zwei Jahrzehnte lang wirkte, erklärten Papst Franziskus und Grossimam Al-Tayyeb, dass Gott «alle Menschen mit gleichen Rechten, gleichen Pflichten und gleicher Würde geschaffen und sie dazu berufen hat, als Brüder und Schwestern miteinander zusammenzuleben».

Ich vermisse von der Schweizer Bischofskonferenz eine Grussbotschaft zum Ramadan. Ich vermisse auch vom Schweizer Bundespräsidenten Alain Berset einen Tweet zum Ramadan – die Rettung der Credit Suisse und der Schweizer Filmpreis waren ihm Tweets wert. 

Und ich vermisse «Fratelli tutti»-Momente im Kleinen. Wie unkompliziert das sein kann, erlebte ich kürzlich auf einer Skitour: Gipfelkreuz trifft auf tibetische Gebetsfahnen.

3. Mehr Dialog mit der Finanzbranche wagen

«Eine Finanzspekulation mit billigem Gewinn als grundlegendem Ziel richtet weiter Unheil an», schreibt Papst Franziskus in «Fratelli tutti». «Die Zerbrechlichkeit der weltweiten Systeme angesichts der Pandemie hat gezeigt, dass nicht alles durch den freien Markt gelöst werden kann.» Auch sagt der Papst, das Recht auf Privateigentum könne «nur als ein sekundäres Naturrecht betrachtet werden». Laut dem Theologen Daniel Bogner bedeutet das: «Ja, das Eigentum ist von Bedeutung für die Freiheit des Menschen und seine personale Entfaltung. Aber die Güter der Erde sind zum Nutzen aller Menschen bestimmt und deshalb muss mit diesen Gütern so gewirtschaftet werden, dass die Menschheit als Ganze im Blick bleibt.»

Die Credit-Suisse-Krise ist ein weiterer Weckruf, über die Bücher zu gehen. Die katholische Kirche in der Schweiz kommt jährlich auf Einnahmen in Höhe von einer Milliarde Franken pro Jahr. Würde sie in alternative Finanzmodelle investieren, könnte sie durchaus im Kleinen etwas bewegen. Zugleich sollte die Schweizer Kirche die «Swiss Trinity» in die Pflicht nehmen.

Mit Schweizer Dreifaltigkeit werden in den Medien Finanzministerin Karin Keller-Sutter, SNB-Präsident Thomas Jordan und Finma-Präsidentin Marlene Amstad bezeichnet. Was hat der Bundesrat für die Gruppen getan, die während der Corona-Pandemie systemrelevant waren? Geht es dem Gesundheitspersonal signifikant besser als vor der Pandemie?

4. Mehr Migration wagen

Migration ist eine Realität, ob es einem gefällt oder nicht. Die Schweiz braucht Migrantinnen und Migranten. Es kann nicht sein, dass Arbeitnehmende gesucht werden, vom Tellerwäscher bis zur Spezialistin, aber Geflüchtete keine Arbeitsbewilligung erhalten. Die Erfahrungen mit Ukrainerinnen und Ukrainern – sie dürfen dank S-Status nahezu sofort in der Schweiz arbeiten – sollten evaluiert werden. Alle Geflüchtete sollten die Möglichkeit auf Arbeit erhalten. 

Papst Franziskus geht in «Fratelli tutti» übrigens weiter als das europäische Asylrecht: Nicht nur Krieg, Verfolgungen und Naturkatastrophen sind ein Grund, das eigene Land zu verlassen. Sondern: Auch der Traum von einer besseren Zukunft berechtigt laut dem Papst dazu. Gerade die katholische Kirche in der Schweiz, die ohne Menschen mit Migrationshintergrund einpacken könnte, sollte für ein positives Bild von Migration werben.

Von den grossen Themen in «Fratelli tutti» zu ganz konkreten Punkten, was die Schweizer Kirche tun könnte.

5. Mehr Aufarbeitung und mehr Prävention wagen

Am 12. September dürfte die katholische Schweiz beben, wenn die Pilotstudie des Missbrauchsgutachtens vorliegt. Auch wenn sich viele überrascht geben werden: Wirklich überrascht kann niemand sein. Warum sollte es in der Schweiz auch anders sein als in Deutschland oder Frankreich? 

Zurecht schreibt Charles Martig in seinem Kommentar mit Blick auf den 12. September: «Auch in der Schweiz werden die Bischöfe die volle Verantwortung übernehmen müssen. Vor allem wenn die unabhängige Missbrauchs-Studie nicht nur historische Fälle aufdecken sollte, sondern auch aktuelle Vorkommnisse. Jeder Bischof in der Schweiz wird für sein Bistum hinstehen müssen.»

So wichtig es ist, dass das Pilotprojekt im September erste Ergebnisse liefert: Man sollte nicht auf die Historikerinnen und Historiker warten, um ins Handeln zu kommen. Die Präventionsexperten des Bistums Chur, Karin Iten und Stefan Loppacher, hätten gute Ideen, was schweizweit zu tun wäre. Warum hören ihnen die Bischöfe nicht besser zu? Auch im Umgang mit Täterinnen und Tätern ist Luft nach oben. Es gibt kein systematisches Monitoring und keine Kontrollpersonen, die Auflagen überprüfen und den weiteren Berufs- und Lebensweg von Täterinnen und Tätern verfolgen. 

6. Mehr Frauenförderung wagen

Die Schweizer Bischofskonferenz hätte wohl längst eine Generalsekretärin, wenn sich eine Frau beworben hätte. Es hat sich aber keine Frau beworben. Der Schweizerische Katholische Frauenbund sollte sich überlegen, ob die bisherige Zusammenarbeit mit den Bischöfen ausreicht – oder ob es nicht Zeit für einen Marsch durch die Institutionen wird. Wie wäre es mit einer gezielten Frauenförderung, um Frauen für Führungspositionen in der Kirche zu coachen?

Und warum folgt keine der vielen Junia-Frauen dem Rat der Basler Juristin Denise Buser, einfach mal gegen die Diskriminierung der katholischen Kirche zu klagen? Vielleicht wäre Papst Franziskus sogar bereit, mit Rücksicht auf ein Schweizer Bundesgerichtsurteil in der Frauenfrage vorwärtszumachen? Das Ganze könnte man Inkulturation nennen.

7. Mehr Liturgie wagen

Die katholische Kirche ist ein verlogenes System. Monika Schmid muss sich wegen «liturgischen Missbrauchs» rechtfertigen. Wenn es aber um die Petrusbrüder geht, gehen die Schweizer Bischöfe mit Samthandschuhen vor. Sie hören nicht einmal auf ihren Chef-Liturgiker Martin Klöckener, der Messen in der Berner Krypta oder in Zürich-Oerlikon im Widerspruch zu «Traditionis custodes» sieht

Es gibt Priester, die das Hochgebet auf Mundart feiern. Im Rätoromanischen gibt es noch mehr Freiheiten. Die Bischöfe sollten es wertzuschätzen wissen, dass lebendige Liturgie von Vielfalt lebt. Dem Abschlussdokument des synodalen Prozesses ist nichts hinzuzufügen: «Die Sprache und Formen der Liturgie sollen den kulturellen Kontexten angepasst und ihre Schönheit und ihr Reichtum bewusster und kulturell angemessen gefördert werden.» 

8. Mehr Schöpfung wagen

Auch im 21. Jahrhundert hat die katholische Kirche nach wie vor ein Problem mit Sex. Gerade hier blüht die Doppelmoral. Die Bischöfe sind nicht bereit, Seelsorgerinnen und Seelsorger allein nach professionellen Kriterien einzustellen, sondern interessieren sich nach wie vor fürs Privatleben. «Out in Church?» Not in Switzerland!

Bei Priestern hingegen gibt es viel Nachsicht: Dass manche Domherren des Bistums Basel seit Jahrzehnten eheähnlich mit Frauen zusammenleben, lächeln die Bischöfe im Bistum Basel einfach weg. Simon Spengler schreibt in «Grüss Gott Zürich»: «Wann wird die Kirche den Mut finden, um Vergebung zu bitten für all die seelische und materielle Not, die sie Priestern angetan hat, die nur ehrlich in den Spiegel schauen wollen?»

9. Mehr Kirchengeschichte wagen

Zurecht fordert der Kirchenhistoriker Hubert Wolf: «Die Bischöfe müssen ihre bischöfliche Macht anwenden, anstatt irgendwelche synodalen Prozesse vorzuschieben. Sie sollten endlich mal Rückgrat zeigen und mutig sein. Folgendes sollten sie nach Rom schreiben: Wir Bischöfe von Basel, St. Gallen und Chur werden in sechs Monaten 30 verheiratete Männer zu Priestern weihen. Dafür erbitten wir für unsere Bistümer ein Indult, Heiliger Vater.» Worauf warten die Schweizer Bischöfe? Möchten sie den Status quo verwalten – oder Kirchengeschichte schreiben?

10. Mehr «Praedicate Evangelium» wagen

Die neue Kurienverfassung «Praedicate Evangelium» sieht vor, dass bei der Besetzung von Bischofsstühlen «in geeigneter Form auch die Mitglieder des Gottesvolkes der betreffenden Diözesen» einbezogen werden. Alle Getauften haben demnach das Recht, in welcher Form auch immer bei der Bischofsernennung mitzuwirken.

Die Schweizer Bischöfe und die Kantonalkirchen sollten die vage Formulierung der Kurienverfassung mit Leben füllen. Bei allem Reformstau in der Kirche: Nicht immer braucht es das Futur und den Konjunktiv. Bei der Besetzung von Bischofsstühlen ist laut geltendem Kirchenrecht schon jetzt viel mehr möglich.

Aktuell ist der Bischofssitz von Lugano vakant. Die RKZ könnte die Bischofskonferenz bitten, bei der Bischofskongregation nachzufragen, inwiefern im Bistum Lugano das Volk Gottes angehört wird. Die RKZ könnte auch selbst in Rom nachfragen. Auch könnten Schweizer Kirchenvertreterinnen und Kirchenvertreter den Bundesrat bitten, zu klären, was «Praedicate Evangelium» mit Blick auf Schweizer Partizipation bedeutet. Schliesslich geht es um Bischofsernennungen, die Teil von völkerrechtlichen Verträgen sind.

11. Mehr Professionalität wagen

In der Schweizer Kirche wird viel zu viel rumgewurstelt. So sind noch immer nicht alle Punkte der Bischofskonferenz umgesetzt, was Massnahmen im Bereich der Missbrauchsprävention betrifft

Die Unprofessionalität betrifft jedoch auch andere Bereiche. In Berlin gab’s in der Nuntiatur einen Empfang zum zehnjährigen Pontifikat von Papst Franziskus. In Bern gab’s keinen.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat am Montag um 13.31 Uhr zum Tod von Kardinal Rauber kondoliert. Bischof Georg Bätzing schreibt: «Gerade angesichts der kritischen kirchlichen Situation im Bistum Chur, die Erzbischof Rauber 1991 zu untersuchen hatte, war er ebenso diplomatisch wie lösungsorientiert, um das Wohl der Gläubigen in den Mittelpunkt zu stellen.» Die Schweizer Bischofskonferenz, die Kardinal Rauber sehr viel zu verdanken hat, ignorierte bislang den Todesfall – und veröffentlichte dafür am Montag einen Hinweis auf ein ökumenisches Abendgebet in Rom, das am 30. September stattfinden soll.

Doch nicht nur bei den Bischöfen, sondern auch in vielen Kirchenpflegen regiert Unprofessionalität. So manchen Ärger hätte sich eine Kirchenpflege ersparen können, hätte sie nur zum Telefonhörer gegriffen und Referenzen eingeholt, wie Konflikte in Näfels oder Widnau zeigen.

12. Mehr Theologie wagen

Die Schweizer Fakultäten haben hervorragende Theologinnen und Theologen, deren Kompetenz von der Kirche zu wenig abgefragt wird. Das Bistum Basel hat die theologische Fakultät in Luzern während des synodalen Prozesses nicht involviert. Daniel Bogner aus Freiburg i.Ü. ist zu einer führenden Stimme der deutschsprachigen Moraltheologie geworden – doch die Schweizer Kirche greift seine Kompetenz zu wenig ab.

Umgekehrt verstummt die Schweizer Theologie bisweilen, wenn es um heisse Eisen geht, etwa um Monika Schmids Abschiedsgottesdienst. Wäre sie nicht gerade hier gefragt? Wo bleiben akademische Debatten, die auch ausserhalb der Kirchenbubble interessieren? 

13. Mehr Lobbyismus wagen

In Bundesbern sammeln sich viele Lobbyisten. Doch die katholische Kirche ist nicht wirklich präsent. Gäbe es morgen kein «Justitia et Pax», kein «ethik 22», kein «oeku Kirchen für die Umwelt» und kein Sekretariat der Schweizer Bischofskonferenz mehr – kaum einer in Bundesbern würde das bemerken. Statt Kleinklein hier, Kleinklein da braucht es Kräfte, die national agieren und hier auch tatsächlich etwas bewirken à la Caritas und Fastenaktion.

EKS-Präsidentin Rita Famos hatte aus reformierter Sicht Recht, als sie einen reformierten Bevollmächtigten beim Bund vorgeschlagen hat. Statt diesen Ball aufzugreifen und in Bundesbern gemeinsam für einen reformierten und katholischen Bevollmächtigten zu werben, tat sich auf katholischer Seite gar nichts. 

14. Mehr nationale Ebene wagen

Die Kirche im Dorf zu lassen, ist eine schöne Idee. Doch wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen mit ihrer Kirchgemeinde nichts mehr zu tun haben und nur noch Mitglied der katholischen Kirche sind, weil sie an gewissen Ritualen festhalten. Oder weil sie die diakonische Tätigkeit der Kirche schätzen. Es stellt sich die Frage: Macht es wirklich Sinn, dass so viel Geld in der Kirchgemeinde vor Ort bleibt – oder wäre ein Minimalbetrag auf nationaler Ebene nicht besser investiertes Geld?

Wenn jede Kirchgemeinde zusätzlich auf 0.5 Prozent ihres Budgets verzichten würde – zugunsten der nationalen Ebene –, käme ein hübscher Millionenbetrag zusammen, mit dem man national etwas rocken könnte: mit Think-Tanks, Politikberatung, kirchlichen Start-ups. Katholische Profis könnten in Bern auf systemischer Ebene viel mehr erreichen, was wiederum den Kirchgemeinden vor Ort zugutekäme. Auf 0.5 Prozent Budget liesse sich leicht verzichten – es wäre für die Kirchgemeinden eine Rundungsdifferenz, die im Alltag praktisch niemand merken würde. Es bliebe auch noch Geld für Kraftorte übrig wie die vielen Klöster, die trotz Überalterung bisweilen vitaler und kreativer wirken als so manche Pfarrei.

Zum Schluss möchte ich vier Punkte positiv hervorheben.

Stolz auf das duale System

Erstens: Die Schweizer Kirche kann stolz sein auf das duale System. Auch wenn es nicht immer rundläuft: Während Deutschland über den Synodalen Weg debattiert, hat die Schweizer Kirche seit Jahrzehnten einen Weg gefunden, der international seinesgleichen sucht. Dank des dualen Systems gibt es in der Schweiz «Checks and Balances». Und dank des dualen Systems gibt es Menschen wie Franziska Driessen-Reding und Renata Asal-Steger, die mit ihrem modernen Kirchenbild näher an der kirchlichen Realität sind als die offiziellen Positionen der Ordinariate.

Motor für Veränderung

Zweitens: Im internationalen Vergleich ist die Schweiz nach wie vor Motor für Veränderung. Sie ist zwar nicht mehr so innovativ wie früher – beim «Segen für alle» und bei der «Missio für alle» sind Deutschland und Belgien weiter. Doch in der Schweiz können Laiinnen und Laien schon seit Jahrzehnten taufen und trauen. Die vier Landessprachen und die 26 Kantone machen nicht nur alles komplizierter, sondern auch bunter und vielfältiger. Die Schweiz hat im Bistum St. Gallen und im Bistum Basel ein Bischofswahlrecht, das weltweit jeweils einzigartig ist und bereits jetzt Partizipation zulässt. All das sind Errungenschaften, auf die die Schweiz stolz sein kann und auf die sie im synodalen Prozess viel mehr aufmerksam machen sollte. 

Gelebte Ökumene, liturgische Vielfalt

Drittens: Ökumenisches Miteinander beim Abendmahl und in Eucharistiefeiern ist an der Kirchenbasis an vielen Orten längst selbstverständlich – ob es dem Schweizer Ökumene-Minister im Vatikan Kurt Koch passt oder nicht. Auch die Mitwirkung aller Seelsorgenden – nicht nur der Geweihten – am gemeinsamen «Tisch des Herrn» ist vielerorts möglich, nicht nur in Effretikon.

Kirche der Nähe

Viertens: Die Schweizer Kirche steht für eine Kirche der Nähe. Die Bischöfe rauschen nicht wie in Deutschland abgehoben mit Fahrer und Dienstlimousine heran. Die kirchlichen Mitarbeitenden sind meistens per Du. Und auch als Journalist kommt man schnell an die wichtigen Handynummern. Die direkten Begegnungen sind eine grosse Chance.

«Querida Amazonia»

Ich möchte mit «Querida Amazonia» enden. Päpstliche Enzykliken sind voller intertextueller Verweise. So geht «Fratelli tutti» auch auf das nachsynodale Schreiben «Querida Amazonia» ein. Kardinal Michael Czerny hat an der Fakultät in Freiburg i.Ü. Franziskus’ Traum einer Kirche in Amazonien auf die Schweiz adaptiert. Czerny ist ein Kardinal ganz nach Franziskus’ Geschmack. Er trägt kein schweres Brustkreuz, sondern ein leichtes. Es ist aus Holz geschnitzt, das von einem Flüchtlingsboot stammt. 

Papst Franziskus träumt von Amazonien. Und Kardinal Czerny überträgt diesen Traum auf die Schweiz. Statt um die grüne Lunge geht es um die Alpen:

Vielen Dank für Ihr Interesse an kath.ch! Künftig lesen Sie von mir im «SonntagsBlick»!

Ein besonderer Dank gilt meinen Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag alles geben, um kath.ch so spannend wie möglich zu machen. Ich werde euch vermissen!

Herzliche Grüsse

Raphael Rauch


Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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