Fortunatus Nwachukwu, Weihnachten, Franziskus auf Netflix: Was diese Woche wichtig wird

Am Freitag ist Heiligabend. Anders als letztes Jahr darf dieses Mal «Stille Nacht» gesungen werden – mit Maske. Der Heilige Stuhl hat einen neuen UN-Botschafter in Genf. Und Netflix startet am ersten Weihnachtsfeiertag eine Serie, in der auch Papst Franziskus vorkommt.

Raphael Rauch

Fortunatus Nwachukwu stammt aus Nigeria, ist Vatikan-Diplomat und hat einen neuen Posten: Er ist neuer Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf.

Flüchtlingspapst Franziskus

Auf ihn warten Herausforderungen, die dem Papst ein besonderes Anliegen sind: zum Beispiel ein gerechter Zugang zu Impfstoffen, wie ihn auch die WHO in Genf vehement fordert. Doch es gibt konkurrierende Interessen, etwa jene in der Welthandelsorganisation WTO.

Ein weiteres wichtiges Thema in Genf: Das Elend der Flüchtlinge, das mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR omnipräsent ist. Erst letzte Woche hat Kurienkardinal Michael Czerny die Anliegen von Flüchtlingspapst Franziskus in Genf eingebracht – und Sant’Egidio hat mit dem UNHCR ein Abkommen unterzeichnet.

Stille Nacht mit Maske

Nun steuern wir alle auf Weihnachten zu. Der Bundesrat hat am Freitag Beschlüsse gefasst, die dank der Religionsfreiheit den Kirchen Möglichkeiten einräumen, wie sie für andere Bereiche nicht gelten: Gottesdienste mit bis zu 50 Menschen sind ohne Zertifikat bei Maskenpflicht und Abstand halten möglich. Lediglich Kontaktdaten müssen aufgenommen werden. Für Gottesdienste mit über 50 Menschen gilt 2G.

Letztes Jahr war an Heiligabend noch «Stumme Nacht, Heilige Nacht» angesagt. Dieses Jahr ist der Gemeindegesang wieder erlaubt – mit Maske. Chöre, die keine Maske tragen, müssen negativ getestet sein.

Mario Pinggera ist Pfarrer von Richterswil und Dozent für Kirchenmusik an der Theologischen Hochschule Chur. In seiner Pfarrei wird es dieses Jahr drei Formen von «Stille Nacht» geben: Familiengottesdienst an Heiligabend um 17 Uhr, das heisst: «Stille Nacht» mit Maske. In der Christmette um 22 Uhr hat er getestete Chorsänger für «Stille Nacht» ohne Maske. Und am ersten Weihnachtsfeiertag hat er «ein kleines professionelles Ensemble» für die Urfassung von «Stille Nacht», ebenfalls getestet und ohne Maske. Die Melodie der Urfassung sei anders, hier eigne sich für die Gemeinde «Mitsummen mit Maske».

Menschen abweisen an Weihnachten?

Praktisch ist also viel möglich – und trotzdem sind die Regeln für die Pfarreien eine Herausforderung: Werden sie am Heiligen Abend Leute von der Tür abweisen, wenn sie kein 2G-Zertifikat haben? Und was sagt die Einlasskontrolle bei einem Gottesdienst ohne Zertifikatspflicht der 51. Person?

Schon jetzt werden mancherorts die Corona-Regeln nicht eingehalten. Bleibt zu hoffen, dass die Menschen an Weihnachten die Eigenverantwortung ernst nehmen und etwa auf Gottesdienste im Livestream umschalten. Zum Beispiel auf die Mitternachtsmesse, die am Heiligen Abend aus der katholischen Pfarrei Zürich-Höngg um 23 Uhr übertragen wird.

«First Christmas» und «Maybe Last Christmas»

Für zwei Schweizer Bischöfe werden diese Weihnachten etwas ganz Besonderes. Für Bischof Joseph Bonnemain ist es «First Christmas», das erste Weihnachten als Bischof. Er trägt mit seinen Vornamen Joseph Maria die Weihnachtsgeschichte schon im Namen.

Dem Bischof sind in den letzten Monaten erste friedensbildende Massnahmen im zerstrittenen Bistum gelungen. Trotzdem blickt er realistisch auf den Status quo. In der Paulus-Akademie sprach er unlängst von einer «hässigen Atmosphäre». Und der ehemalige Generalvikar Josef Annen stellte am selben Abend klar: «Heute stehen wir in St. Luzi und in der Begleitung aller Bistumsstudierenden wieder da, wo wir im Jahre 2000 gestanden sind: am Anfang.» Mit Karl Wolf hat das Priesterseminar einen neuen Spiritual bekommen. Fragt sich, wann Regens Martin Rohrer ausgetauscht wird.

Für Bischof Paul Hinder könnte es hingegen «Last Christmas» werden: Sein letztes Weihnachtsfest als Bischof von Abu Dhabi. Wobei hier der Konjunktiv wichtig ist: Aufgrund der geopolitisch sensiblen Lage ist Abu Dhabi ein für den Heiligen Stuhl strategisch besonders wichtiger Bischofssitz, der gar nicht so einfach zu besetzen ist.

Kein Friede in Sicht im Jemen

In seinem Weihnachtsbrief schreibt Paul Hinder: «Ich selbst durchlebe momentan nicht nur einen liturgischen, sondern auch einen persönlichen Advent! Das heisst, ich warte immer noch auf einen Nachfolger und wage unterdessen keine Prognosen mehr, wann ich tatsächlich abgelöst werde. Zum Glück macht bis jetzt auch die Gesundheit mit. Ich hoffe aber, dass bis zu meinem 80. Geburtstag im kommenden April die Situation geklärt ist.»

Wenn an Weihnachten an die Friedensbotschaft appelliert wird, richten sich die Gedanken des Bischofs von Arabien besonders an die Menschen im Jemen. Hier ist nach wie vor «kein Friede in Sicht».

Franziskus auf Netflix: «Uscire» oder Marketing?

Vom ersten Weihnachtsfeiertag an, dem 25. Dezember, zeigt Netflix eine Doku-Serie mit Papst Franziskus. Sie ist zusammen mit dem Papstvertrauten und Jesuiten Antonio Spadaro entstanden und trägt den Titel: «Geschichten einer Generation – mit Papst Franziskus.»

Die Serie umfasst vier Folgen mit den Titeln «Liebe», «Träume», «Kämpfe» und «Arbeit». Gezeigt werden Seniorinnen und Senioren aus aller Welt, die von jungen Filmemachern unter 30 Jahren befragt werden. Unter den Senioren ist auch die Schimpansen-Versteherin Jane Goodall. Dem Trailer ist zu entnehmen, dass es Franziskus ein wichtiges Anliegen ist, dass die ältere Generation ihr Wissen an die jüngere weitergibt. Wir sind gespannt, wie stark die Stimme des Papstes die Serie prägen wird – oder ob es Netflix vor allem um Marketing geht. Schon jetzt steht fest: Auch für die katholische Kirche ist die Serie ein gutes Marketing, eine Form von «Uscire».

Der Countdown läuft

Für den Weihnachtscountdown kann unser Adventskalender helfen, zum Beispiel die Beiträge der letzten Tage von Mariastein über Bethlehem bis nach Guatemala:

Im Namen der ganzen Redaktion von kath.ch wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest. Zunächst aber einen guten Start in die Woche. Das nächste Rauchzeichen erscheint am 3. Januar. Über Input freuen wir uns jederzeit an rauchzeichen@kath.ch.

Herzlich

Ihr

Raphael Rauch


Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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