800 Verdingkinder feiern Abschluss der Wiedergutmachungsinitiative

Mümliswil SO, 1.7.18 (kath.ch) Erstmals in der Geschichte der Schweiz haben sich am Samstag in Mümliswil über 800 ehemalige Verdingkinder und andere Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen getroffen. Dies melden verschiedene Medien. Nach Angaben der «Wiedergutmachungsinitiative» haben über 9000 Betroffene ein Gesuch für einen Solidaritätsbeitrag gestellt.

Organisiert hatte das Treffen in Mümliswil Guido Fluri, der 2014 die sogenannte Wiedergutmachungsinitiative lancierte, wie die «Tageschau» von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) am Samstag berichtete. 200 Personen seien erwartet worden. Gekommen sind dem Bericht zufolge jedoch über 800 Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen.

Neues Projekt startet

Das gemeinsame Fest markiere den Abschluss der Volksinitiative, berichtete die Nachrichtenagentur SDA am Samstag unter Berufung auf eine Mitteilung des Teams Wiedergutmachungsinitiative.

Gleichzeitig startet mit dem Treffen auch ein Nachfolgeprojekt namens «Erzählbistro». Dieses soll für die Betroffenen ein Ort werden, wo die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte im Zentrum steht, schreibt die SDA. In Mümliswil befindet sich seit 2013 auch eine nationale Gedenkstätte für Heim- und Verdingkinder.

Über 9000 Opfer stellten Gesuch

Die Wiedergutmachungsinitiative sei erfolgreich zu Ende gegangen, teilen die Urheber des später zurückgezogenen Volksbegehrens auf ihrer Webseite mit. Aufgrund der Kampagne und der breiten Unterstützung in der Bevölkerung habe das Schweizer Parlament alle zentralen Forderungen der Initiative erfüllt und «damit ein Stück Gerechtigkeit wiederhergestellt».

Die Initianten erwähnen zum einen die wissenschaftliche Aufarbeitung und zum anderen den Solidaritätsbeitrag für Verdingkinder. Über 9000 Betroffene hätten ein Gesuch gestellt und würden damit noch zu Lebzeiten eine offizielle Anerkennung für das erlittene Unrecht erfahren, heisst es in der Mitteilung weiter. Sie erhalten bis zu 25’000 Franken Entschädigung.

Dank für Unterstützung

Die Initianten danken schliesslich allen, welche das Volksbegehren unterstützt und den Gegenvorschlag möglich gemacht hätten. Dank des Gegenvorschlags konnte den ehemaligen Opfern fürsorgerischer Zwangsmassnahmen sofort geholfen werden. Im Unterstützungskomitee der Wiedergutmachungsinitiative waren auch die reformierte und die katholische Kirche vertreten. (bal)


8000 «Verdingkinder» haben sich beim Bund gemeldet

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