Ernst Fuchs tut dem Churer Domkapitel gut

Das Churer Domkapitel ist wieder komplett. Bischof Joseph Bonnemain setzt auf drei weitgehend unbekannte Priester – und auf Ernst Fuchs. Dieser hat sich mit Ex-Bischof Vitus Huonder gefetzt – und Konsequenzen gezogen. Trotzdem lassen die Ernennungen jenen Wagemut vermissen, den Bonnemain für das Bistum einfordert.

Raphael Rauch

Bischof Joseph Bonnemain schart keine markanten Persönlichkeiten um sich. Zu seinen Generalvikaren ernannte er treue Diener, die mehr Vikare als Generäle sind. Ähnlich verhält es sich mit den neuen Domherren. Über sie gibt es nichts Negatives zu berichten – was im zerstrittenen Bistum Chur bereits ein grosser Fortschritt ist. Und doch gibt es einen Namen, der aus der Liste herausragt: Ernst Fuchs.

Ernst Fuchs ist ein Domherr mit Rückgrat

Ernst Fuchs gehört zu den Opfern von Vitus Huonders Episkopat. Er war Regens im Priesterseminar St. Luzi und teilte 2011 mit: «Ich stelle mein Amt wegen schwerwiegender sachlicher Differenzen mit Bischof Vitus Huonder zur Verfügung. Die jetzige Ausrichtung der Ausbildung unserer zukünftigen Seelsorgerinnen und Seelsorger stiess dort zwar grossmehrheitlich auf Zustimmung, konnte aber den Bischof nicht überzeugen.»

Anders als der Bündner Generalvikar Andreas Rellstab, der damals von Vitus Huonder gegangen wurde, hat Ernst Fuchs erhobenen Hauptes den Churer Hof verlassen. Ein Domherr mit Rückgrat tut dem Domkapitel gut.

Sehnsucht nach Frieden – da passt der Bruder-Klausen-Kaplan

Gerade in Zeiten wie diesen ist es ein starkes Signal, wenn der Bruder-Klausen-Kaplan im Domkapitel vertreten ist. Die Sehnsucht nach Frieden ist gross – ein Friedensstifter wie Bruder Klaus tut not. Auch kann Ernst Fuchs den neuen Regens Daniel Krieg unterstützen, im Churer Priesterseminar aufzuräumen und etwas Neues aufzubauen.

Trotzdem ist Bonnemains Personalpolitik nicht optimal. Er dürfte ruhig auch Persönlichkeiten fördern, die sich in der Schweizer Kirchenpolitik exponiert haben. Ein Bischof muss nicht nur Solo spielen, sondern kann auch im Team mit starken Mitspielerinnen und Mitspielern brillieren.

Wo bleibt die Diakonie-Revolution?

Das Diakonie-Ressort im Bischofsrat ist immer noch unbesetzt. Die Domherren, die seit Januar im Amt sind und «Diakonie-Revolutionäre» werden sollten, sind in den letzten elf Monaten nicht sonderlich aufgefallen. 

Erinnern wir uns daran, was der Bischof am 13. Januar 2022 den neuen Domherren mit auf den Weg gegeben hatte: «Die Definition eines Domherrn von Chur sollte lauten: Er ist ein Diakonie-Revolutionär.» Und: Mit dem «beträchtlichen Vermögen» des Domkapitels sollten «vermehrt und grossherzig diakonische Projekte im Bistum» unterstützt werden. Mehr noch: «Die Armen wirksam zu verehren, kann als erster Zweck des Domkapitels unserer Lieben Frau zu Chur verstanden werden.»

Wo bleibt der Wagemut?

Ausser mit der Ernennung von Ernst Fuchs traute sich Bischof Joseph Bonnemain nicht, kirchenpolitische Signale zu senden. Etwa mit einer Ernennung des Präventionsbeauftragten Stefan Loppacher zum Domherren – Loppacher ist Mitautor des wichtigen, freilich umstrittenen Verhaltenskodex. Oder des Pfarrers Mario Pinggera, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Oder des Pfarrers Felix Hunger, gegen den eine kanonische Voruntersuchung läuft wegen Monika Schmids Konzelebration.

Bischof Joseph Bonnemain hat gegenüber kath.ch gesagt, das Bistum Chur solle lebendig und wagemutig vorwärtsgehen. Der Bischof fällt hinter seinen eigenen Anspruch zurück, wenn er die bisherige Personalpolitik weiterführt. Der eigene Wagemut könnte dabei auf der Strecke bleiben.


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