Amoris laetitia, Nuntius, Weihnachten: Was diese Woche wichtig wird

Von wegen weihnachtliche Festzeit: Papst Franziskus diktiert die Agenda für 2021. So wird «Amoris laetitia» ein Update bekommen. Nuntius Gullickson verlässt am Sonntag die Schweiz. Und manche ziehen ein erstes Weihnachts-Fazit.

Raphael Rauch

Synodalität ist ein grosses Wort, das viele als Essenz von Franziskus’ Pontifikat sehen. Vereinfacht gesagt meint Synodalität: weniger absolute Monarchie, mehr Basis. Noch vor der grossen Bischofssynode über die synodale Kirche im Jahr 2022 lädt Franziskus zu einem Praxis-Test in Sachen Synodalität ein.

Keine Störfeuer aus Köln

Es geht um ein Update von «Amoris Laetia». Das Dokument ist bislang auf die Streitfrage reduziert worden: Dürfen Geschiedene, die ein zweites Mal heiraten, wieder zur Kommunion gehen? Prominente Kardinäle haben vor Jahren den Heiligen Vater der Häresie bezichtigt, darunter die Churer Freunde Joachim Kardinal Meisner und Gerhard Ludwig Kardinal Müller.

Kardinal Meisner ist 2017 gestorben. Sein Nachfolger Rainer Maria Woelki ist wegen mutmasslicher Vertuschung eines Missbrauchs angezählt. Ohne Kölner Störfeuer dürfte die Diskussion sachlicher werden als 2016.

Das Thema Familie ist zu wichtig, um es für einen Grabenkampf um Deutungshoheit zu missbrauchen. Hintergründe unseres Rom-Korrespondenten Roland Juchem finden Sie hier.

Thomas Gullickson fliegt am 3. Januar in die USA

Stets um eine konservative Deutung bemüht hatte sich der Nuntius in Bern, Thomas Gullickson. Der Erzbischof sitzt auf gepackten Koffern und fliegt am Sonntag, 3. Januar, als Pensionär in seine US-amerikanische Heimat. Seine Weihnachtsansprache hat er ebenfalls auf Facebook gepostet wie seine kitschige Weihnachtsdeko.

Die meisten Schweizer Katholiken werden den Nuntius, der mehr Elefant im Porzellanladen als Diplomat war, nicht vermissen. Wer doch Entzugserscheinungen bekommen sollte: Der Nuntius bleibt als Blogger aktiv. Allerdings tauft er seinen Blog um: Er heisst fortan nicht mehr «Ad Montem Myrrhae», sondern «ut ad Sancta sanctorum puris mereamur mentibus».

Vorkonziliares Denken

Der Nuntius benennt seinen neuen Blog also nach dem Stufengebet, das die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils abgeschafft hatte. Damit zeigt er einmal mehr, welch Geistes Kind er ist. Der bei den schismatischen Piusbrüdern lebende Altbischof von Chur, Vitus Huonder, hat sicher grosse Freude am neuen Blog.

Wann ein neuer Nuntius ernannt wird, ist unklar. Vorübergehend dürfte Sekretär José Manuel Alcaide Borreguero die Amtsgeschäfte übernehmen. Seine erste Amtshandlung sollte sein, die Website der Nuntiatur zu aktualisieren.

Dort wird noch immer Onyeaghala Chibuike als Sekretär der Nuntiatur geführt. Und das, obwohl Alcaide Borreguero seit dem 17.09.2018 in der Schweiz weilt.

Heiliger Abend: Manche Gemeinden waren richtig kreativ

Die meisten Pastoralteams sind froh, dass sie diese aussergewöhnlichen Weihnachtstage hinter sich gebracht haben. Für eine Evaluation dürfte es noch zu früh sein, aber ein Zappen durch verschiedene Livestreams am Heiligen Abend hat mir verdeutlicht: Nicht nur die Professionalität der Livestreams variiert enorm. Sondern auch die Kreativität der Liturgie.

Mein Kurzfazit: Die Gewinner am Heiligen Abend dürften Gemeinden sein, die die Mitternachtsmesse nicht einfach nach Schema F gefeiert haben – nur ohne Gesang und mit 50 Leuten. Sondern die die Krise als Chance genutzt haben.

Opernsängerin in «Bruder Klaus» in Bern

Am meisten beeindruckt hat mich eine Aktion in der reformierten Kathedrale in Lausanne. Ähnliche wie bei «Stillen Discos» bekamen die Besucher Kopfhörer, um in einer von LED-Strahlern beleuchteten Kathedrale sich auf die Suche nach Weihnachten zu machen.

Wer lieber eine klassische Messe wollte, musste das Gesangsverbot nicht als Defizit empfinden. Die Pfarrei Bruder Klaus in Bern hat mit der Opernsängerin Nikolina Pinko-Behrends ein hochkarätiges Gemeindemitglied, das sich mit anderen Profi-Musikern um die Musik kümmerte. Wer solche Töne geboten bekommt, verzichtet gerne auf den Gemeindegesang.

«Stille Nacht» in die Quartiere bringen

Viele Gemeinden übernahmen den Tipp des Kirchenmusikers Mario Pinggera, aufgrund des Gesangsverbots das «Stille Nacht» einfach mitzusummen.

Etwas poetischer formulierte es ein Priester in Brig: Mitsingen sei erlaubt, allerdings «so leise, dass es nur die Engel hören». Eine Video-Collage über den Heiligen Abend im Corona-Jahr 2020 finden Sie hier:

Pfarrer Pascal Venetz aus Visp hatte im Vorfeld angekündigt, sich über das Gesangsverbot hinwegzusetzen. Am Heiligen Abend war er aber ganz zahm: Er lud die Gemeinde ein, das «O du fröhliche» mitzusummen – «oder was auch immer».

Eine schöne Geste: Musikanten zogen nach der Messe in Visp durch die Quartiere, um das «Stille Nacht» in die Gassen zu tragen.

Ich wünsche Ihnen einen guten Abschluss des Jahres 2020. Wir geben auch im neuen Jahr alles, um katholisch, aktuell und relevant zu sein.

Wir freuen uns auf Ihr Feedback – und auf Hinweise, was nächste Woche wichtig wird: rauchzeichen@kath.ch.

Herzlich

Ihr

Raphael Rauch


Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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