Theologe: «Vater unser» ist kein «Zauberspruch»

Freiburg, 29.1.18 (kath.ch) Der Münsteraner Theologe Clemens Leonhard sieht die Debatten um eine mögliche Änderung der Vaterunser-Gebetszeile «Führe uns nicht in Versuchung» positiv.

Die Diskussion zeige, dass das Vaterunser keineswegs ein einfach dahergesagter «Zauberspruch» sei, sondern für viele eine wichtige, persönliche Bedeutung habe, so Leonhard in einem Beitrag für die Freiburger «Herder Korrespondenz».

«Dialog auf Augenhöhe»

Dabei wichtig sei, in einen «Dialog auf Augenhöhe» zwischen Gläubigen und «Liturgiegestaltern» zu kommen. Eine Umformulierung sei dabei genauso denkbar wie eine komplette Streichung der Bitte, so der Theologe.

Frankreich als Auslöser

Auslöser der Diskussionen war ein Beschluss der katholischen Bischöfe in Frankreich, die bisherige Formulierung im Französischen «Unterwirf uns nicht der Versuchung» zu ändern in: «Lass uns nicht in Versuchung geraten».

Im Tessin und Italien  kürzlich ebenso beschlossen diese Zeile anzupassen. Neu soll es heissen «und verlass uns nicht angesichts der Versuchung» anstatt wie bisher «und führe uns nicht in Versuchung», wie der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, Nunzio Galantino, vergangenen Donnerstag erklärt hatte.

«Ein Vater tut so etwas nicht.»

Papst Franziskus hatte in einem Fernsehinterview gesagt, «führe uns nicht in Versuchung» sei keine gute Übersetzung. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um zu sehen, wie er falle. «Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan», so der Papst.

Chance nutzen

Zuletzt wandte sich die Deutsche Bischofskonferenz gegen eine Änderung. Die katholischen Bischöfe plädierten aber dafür, die Debatte positiv aufzugreifen. «Es gilt, die Chance zu nutzen, die Bedeutung der Vaterunser-Bitte im Zusammenhang des christlichen Gottesbildes und des christlichen Verständnisses von der Beziehung zwischen Mensch und Gott vertiefend zu erläutern.» (kna/ft)

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