«Ein offener und ehrlicher Austausch»: Erzbischof Stephan Burger über die Begegnung mit Kurt Koch

Das Erzbistum Freiburg ist eine Nachbardiözese der Schweiz. Erzbischof Stephan Burger (60) war letzte Woche zum Ad-limina-Besuch in Rom. Das Basler Modell, wonach auch Nicht-Geweihte taufen und trauen dürfen, werde zwar im Erzbistum Freiburg diskutiert. Aber: «Eine Umsetzung ist derzeit nicht vorgesehen.»

Raphael Rauch

Welcher Moment in Rom hat Sie besonders berührt?

Erzbischof Stephan Burger*: Einen besonderen Moment würde ich nicht unbedingt hervorheben. Insgesamt habe ich mich über die Atmosphäre gefreut, insbesondere bei den Gottesdiensten, und darüber, dass ich den Besuch im Rückblick als grundsätzlich positiv bewerten kann. Wir deutschen Bischöfe sind in den intensiven Austausch mit den Dikasterien und mit dem Heiligen Vater selbst getreten. Die Gespräche waren konstruktiv, aber auch kontrovers und bedeuten für die Zukunft intensive Arbeit und Bemühungen um den rechten Weg im Sinne der Synodalität. Denn es wurden auch weiterhin die unterschiedlichen Perspektiven und Anliegen deutlich, die es zu diskutieren oder auszuhalten gilt. 

Was haben Sie in Rom auf Ihre To-do-Liste geschrieben?

Burger: Ich sehe mich auf meinem Weg bestärkt: Was in meiner Möglichkeit als Ortsbischof steht, werde ich in Rücksprache mit den jeweiligen Gremien und Verantwortlichen umsetzen, etwa mit Blick auf das kirchliche Arbeitsrecht. Und ich werde auch weiterhin dafür einstehen, dass auf bestimmte Fragen und Probleme pastorale Antworten im jeweiligen Fall gesucht und gefunden werden. Denn das ist es, was Papst Franziskus immer wieder deutlich macht: Es geht immer um den Menschen in seiner jeweiligen Situation.

Was hat Sie in der Begegnung mit Papst Franziskus überrascht?

Burger: Von einer Überraschung würde ich nicht sprechen, aber ich bin nach wie vor beeindruckt von seiner Persönlichkeit, seiner Bereitschaft hinzuhören und wahrzunehmen. Es war ein wichtiges Zeichen, dass die Bischöfe gemeinsam die Themen, Sorgen und Herausforderungen der katholischen Kirche in Deutschland und aller Gläubigen mit nach Rom gebracht haben. Damit ist deutlich geworden: Die Bischöfe nehmen die Probleme und Herausforderungen der Kirche in Deutschland ernst. Sie treten mit diesen Themen vor den Heiligen Vater. Und der Papst hört zu.

Das Erzbistum Freiburg arbeitet mit dem Nachbar-Bistum Basel zusammen. Können Sie sich vorstellen, Basler Errungenschaften wie Taufen und Trauungen durch Nicht-Geweihte ebenfalls einzuführen?

Burger: Taufen und Trauungen durch Laien werden zwar auch in unserem Erzbistum diskutiert. Eine Umsetzung ist derzeit aber nicht vorgesehen, zumal für die Trauassistenz von Laien eine eigene römische Genehmigung erforderlich wäre.

Wie haben Sie das Gespräch mit Kurienkardinal Kurt Koch empfunden?

Burger: Das Gespräch war nach meinem Empfinden ein offener und in der Sache ehrlicher Austausch.

Inwiefern war Kochs Kritik am Synodalen Weg und sein umstrittener NS-Vergleich Thema?

Burger: Ich bitte um Verständnis, dass ich auf Inhalte des Gesprächs im Detail nicht eingehen möchte. 

Was sind die wichtigsten Punkte, die die deutsche Delegation im Februar 2023 an der Europa-Synode in Prag einbringen sollte?

Burger: Es hat in Rom ein ehrlicher Austausch stattgefunden, Meinungen und Positionen wurden deutlich. Die Aufgabe, die nun besteht, ist, weiterhin um den gemeinsamen Weg in unserer weltweiten Kirche und in Einheit mit dem Papst zu ringen.

* Stephan Burger (60) ist Erzbischof von Freiburg und Metropolit der Oberrheinischen Kirchenprovinz. Das Bistum Basel ist eng mit der Freiburger Nachbardiözese verbunden, etwa über die Kinderhilfe Bethlehem oder die Priesterausbildung.

Das Interview wurde schriftlich geführt.


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