Kurienkardinal Kurt Koch sagt alle Deutschland-Termine ab

Eigentlich wollte Kurt Koch am Sonntag bei einer konservativen Stiftung einen Vortrag halten. Nun sagt er alle Deutschland-Termine ab. Der Kurienkardinal steht nach einem Nazi-Vergleich stark unter Druck. Kritik kommt auch von der deutschen Bundesregierung.

Kurienkardinal Kurt Koch hat alle seine für das Wochenende in Deutschland geplanten Termine abgesagt. Dies sagte der Ellwanger Pfarrer Sven van Meegen am Samstag unter Berufung auf einen Anruf aus Kochs römischem Büro. Das Christliche Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd bestätigte diese Information auf Anfrage.

Zu Gast bei einer konservativen Stiftung

Koch hätte am Sonntag im Schönblick einen Gottesdienst feiern und einen Vortrag halten wollen; am Montag war eine Messe in Ellwangen geplant. Als Grund für Kochs Fernbleiben nannte van Meegen Hass und Gewaltandrohungen in Mails, die auch beim Schönblick eingegangen sein sollen.

Gastgeber für Kurt Kochs Vortrag wäre die konservative Stiftung «Fundatio Christiana Virtus» gewesen. Erst im Juni hatte die Stiftung Kritikerinnen und Kritiker des Synodalen Wegs nach Rom eingeladen, darunter Hanna Barbara Gerl-Falkowitz, Birgit Kelle und Bischof Wolfgang Ipolt.

Koch erinnert der Synodale Weg an die NS-Zeit

Die Stadt Schwäbisch Gmünd hatte von sich aus eine Veranstaltung mit Koch abgesagt, bei der sich der Kurienkardinal am Samstag ins Goldene Buch hätte eintragen sollen. Angemeldete Demonstrationen gegen Koch gab es laut der Polizei nicht.

Koch steht wegen eines NS-Vergleichs im Zusammenhang mit dem katholischen Reformprozess Synodaler Weg in der Kritik. In der Wochenzeitung «Die Tagespost» hatte er über Parallelen zwischen aktuellen kirchlichen Diskussionen und solchen aus der NS-Zeit gesprochen.

Scharfe Kritik seitens der Deutschen Bischofskonferenz

Es irritiere ihn, dass in einem Text des Synodalen Wegs «neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten Deutschen Christen Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben.»

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, forderte daraufhin eine öffentliche Entschuldigung. Koch wehrte sich danach gegen den Vorwurf, er habe das Reformprojekt mit den Nationalsozialisten nahestehenden evangelischen «Deutschen Christen» verglichen.

Kritik kommt auch von der deutschen Bundesregierung 

Bätzing entgegnete, er könne Kochs Antwort «nicht als zufriedenstellend akzeptieren». Der Kardinal habe sich «im Kern nicht für die unhaltbaren Äusserungen entschuldigt, sondern sie – im Gegenteil – noch verschlimmert», so Bätzing. 

Auch der Antisemitismus-Beauftragte der deutschen Bundesregierung, Felix Klein, und des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, kritisierten Kochs Aussagen. Koch ist im Vatikan für Ökumene-Fragen und den Dialog zum Judentum zuständig. (kna/rr)


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