Allianz «Es reicht»: Nuntius lehnt Administrator für Bistum Chur ab

Bern, 8.2.17 (kath.ch) Die Allianz «Es reicht» hat am 6. Februar ihre Petition «Gemeinsam für einen Neuanfang im Bistum Chur» dem Nuntius Thomas E. Gullickson überreicht. Dieser lehne die Einsetzung eines Administrators für das Bistum Chur ab, teilt die Allianz am Mittwoch mit. Die Delegation ist schockiert.

Nahezu zwei Stunden haben Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds, Andreas Heggli, Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche, sowie Jacqueline Keune, Theologische Bewegung für Solidarität und Befreiung und Basisgruppen-Bewegung Schweiz, mit Thomas E. Gullickson gesprochen. Ihre Bilanz ist enttäuschend: Der Nuntius nehme die «desolate Situation im Bistum Chur» zu wenig ernst und beurteile die Entwicklung der Schweizer Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil äusserst kritisch, ebenso eine zeitgemässe Pastoral. «Die sehr pessimistische und einseitige Sicht Gullicksons von der Kirche Schweiz hat die Gesprächsdelegation regelrecht erschreckt», so die Mitteilung. Gullickson habe die Kirche Schweiz als «dysfunktionale Familie» beschrieben, in der sich kaum jemand um Verständigung bemühe und deren Mitglieder den rechten Glauben geringschätzen.

In höchstem Masse besorgt

Die Allianz zeigt sich aufgrund des Gesprächs «in höchstem Masse über die Zukunft der Diözese Chur besorgt». Sie bittet darum alle Landeskirchen und Synodalräte, mit eigenen Schreiben an den Papst zu gelangen, ihn «über die völlig verfahrene Situation» zu informieren, welche gemäss Allianz durch die «erzkonservativen Bischöfe Wolfgang Haas und Vitus Huonder» verantwortet sei. Sie sollen sich ausserdem für die Einsetzung eines Administrators aussprechen. Auch die Schweizer Bischofskonferenz und die einzelnen Bischöfe sollen ihre «grosse Verantwortung in Sachen Bischofswahl» wahrnehmen, «bevor es zu spät ist».

Thomas Gullickson, der keine Medieninterviews gibt, wollte die Aussagen der Allianz  nicht weiter kommentieren. «Meine Gäste von der Allianz müssen selbst die Verantwortung für ihre Erklärung übernehmen», teilte er auf Anfrage mit. Die Versendung der Mitteilung sei ohne seine Mitwirkung entschieden worden. Auch das Bistum Chur wollte dazu nicht weiter Stellung nehmen.

Die Allianz «Es reicht» ist ein Zusammenschluss von katholischen Verbänden, die sich für Reformen in der katholischen Kirche einsetzen. Sie hat im November 2016 eine Petition lanciert, die verlangt, dass nach dem bevorstehenden Rücktritt des Churer Bischofs Vitus Huonder ein Administrator eingesetzt wird, um die Situation im Bistum zu befrieden.

Zur Allianz gehören unter anderen der Schweizerische Katholische Frauenbund, die Herbert-Haag-Stiftung, die Katholische Arbeitnehmerinnen-und Arbeitnehmer-Bewegung, die Pfarrei-Initiative, der Verein Tagsatzung.ch sowie der Verein der vom Zölibat betroffenen Frauen. (sys)

«Das Wahlrecht des Churer Domkapitels ist nicht tangiert!»

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