Papst: Vorerst kein Drittes Vatikanisches Konzil

Laut Papst Franziskus ist die Zeit noch nicht reif für das nächste grosse Reformkonzil in der katholischen Kirche. Das Zweite Vatikanische Konzil sei immer noch nicht «auf die Strasse gebracht» worden, so das katholische Kirchenoberhaupt in einem Interview.

Mit dem von Papst Johannes XXIII. (1958-1963) einberufenen Zweiten Vatikanischen Konzil begann eine Erneuerung in Struktur, Liturgie und Seelsorge der katholischen Kirche sowie ihre Öffnung zum Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen.

Schon bei früheren Gelegenheiten hatte der Papst betont, dass die vollständige Umsetzung dieses, wie er auch jetzt wieder sagte, «riskanten» Konzils, weiterhin ausstehe.

Als Leib Christi entdeckt

Damals habe sich die Kirche zum ersten Mal in der Geschichte dem Nachdenken über ihr eigenes Wesen und ihre Sendung gewidmet und sich dabei neu als Volk Gottes und als Leib Christi entdeckt, erklärte Franziskus beim 60. Jahrestag der Konzilseröffnung im vergangenen Jahr. Trotzdem gebe es nach wie vor Spaltungen und Polarisierungen in der Kirche.

Im aktuellen Interview kritisierte Franziskus die immer wiederkehrende Angst, «dass wir alle heimlich von den ‘Altkatholiken’ angesteckt worden sind, die schon im I. Vatikanum behaupteten, die ‘Bewahrer des wahren Glaubens’ zu sein».

Altkatholiken aus Protest

Die Altkatholiken entstanden Ende des 19. Jahrhunderts aus Protest gegen einige Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils gegründet; dort wurde verbindlich die päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen von Glauben und Sitte verkündet. Zudem schrieb das Konzil die oberste Leitungsgewalt des Papstes in der gesamten katholischen Weltkirche fest.

Die Altkatholiken wollten sich von dem neuen Dogma absetzen, das sie als Bruch mit alten Glaubensüberlieferungen sahen. Nach ihrer Überzeugung bewahrten sie in ihrer kleinen, von der katholischen Kirche abgespaltenen Kirche den wahren Glauben.

In Deutschland 16’000 Altkatholiken

Heute gibt es in Deutschland etwa 16’000 Altkatholiken. Der Bischof wird von einer Synode gewählt. Anders als in der römisch-katholischen Kirche dürfen Priester heiraten. Seit 1994 sind in der altkatholischen Kirche in Deutschland auch Frauen zum Priesteramt zugelassen.

Verdächtigungen, man wolle den Weg der Altkatholiken gehen, müssten mit klaren Argumenten zurückgewiesen werden, so Franziskus. Es sei wichtig, sich gegen diejenigen zu wehren, die einem das Wort im Munde herumdrehten.

Lehre der Kirche wird nicht verändert

Mit Nachdruck dementierte der Papst in dem Interview die Unterstellung, dass bei der kommenden Weltsynode im Vatikan die Lehre der Kirche verändert werden solle. Einer Ordensfrau, die ihn danach fragte, habe er unlängst geantwortet: «Sag mal, meine Liebe, wer hat dir denn diese Idee in den Kopf gesetzt?» (cic)


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